„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Der Islam und die Kreuzzüge

Wenn man Muslime fragt, warum ihre Länder denn im Vergleich mit dem Westen technologisch und humanistisch weniger entwickelt sind, werden oft die Kreuzzüge als Begründung herangezogen, ebenso wie der Kolonialismus.

 

Diese Begründung taugt nichts. Die islamischen Länder haben Europa mit einem "permanenten Krieg" überzogen und große Teile davon erobert. Das war zu einer Zeit, als die islamischen Länder dem Westen noch überlegen waren, militärisch wie technologisch. Aus humanistischer Sicht nahmen sich weder Europa noch die islamischen Länder Arabiens und Nordafrikas etwas, beide führten Kriege und Streitereien im großen Stil, sowohl untereinander als auch gegen andere.

 

Es spielt keine Rolle, ob man die Motivation dazu religiös oder politisch oder beides nennt. Europäer wie Muslime waren -aus humanistischer Sicht - Barbaren, denen es um Eroberung und um Vorteile ging.

 

Wenn man einen Vergleich macht, dann muss man dazu sagen, dass die Muslime (als Gesamtheit) mehr und länger Eroberungskriege gegen den europäischen Westen wie Osten geführt haben. Der Dschihad war so etwas wie ein permanenter Krieg gegen den nichtmuslimischen Teil der Welt.

 

Das gilt auch für die Neuzeit, ich erinnere an die Korsaren, die über eine Millionen Europäer versklavt und mehr als diese Zahl umgebracht haben und die Europäer ausgeplündert haben - bis die neugegründete US-Marine dem ein Ende bereitete.

Was wir als Kolonialismus bezeichnen, war nie eine einseitige Angelegenheit.

 

Vielmehr haben die Muslime damit begonnen, und ihre Begründung (wohl für sich und andere) war stets religiös. Später, als die Europäer stärker wurden, haben sie sich verteidigt und den Krieg in die islamischen Länder geführt. Dazu gehören auch die Kreuzzüge.

 

Man kann keiner Seite einen moralischen Vorzug geben. Man kann nicht behaupten, die Muslime seien besser gewesen als die Europäer oder umgekehrt. Aus humanistischer Sicht waren Europäer und Muslime auf gleiche Weise verbrecherisch.

 

Man muss dazu aber auch sagen, dass Europa sich zum Besseren gewandelt hat, die US-Amerikaner eher weniger. Wenn man Kreuzzüge und Kolonialismus als Grund für den in der muslimischen Welt weit verbreiteten Hass gegen "den Westen" anführt, dann muss man andererseits aber auch zugestehen, dass die Europäer denselben Grund für diesen Hass hätten, vielleicht sogar noch mehr.

 

Nur hat sich Europa gewandelt und ist stärker geworden, technologisch und wirtschaftlich in jeder Hinsicht, politisch in vieler Hinsicht, humanistisch in einiger Hinsicht. Während die islamischen Länder technologisch extrem rückständig sind, wirtschaftlich völlig vom Westen abhängig sind, politisch schwach und humanistisch vergleichsweise rückständig sind. Und das hat nichts mit Kreuzzügen, Kolonialismus oder anderen Dingen zu tun. Die Rückständigkeit ist hausgemacht, und man muss auch einen Blick auf die Religion werfen, um das erklären zu können. So begann der Niedergang des Islam nicht mit den Kreuzzügen - im Gegenteil, nach den Kreuzzügen begann in islamischen Ländern sogar eine Phase wirtschaftlichen Aufschwungs, trotz der Kriege. Sondern mit dem Verbot des Buchdrucks, und der ist rein islamisch-theologisch zu erklären.

Es ist natürlich bitter für die Muslime, dass sie sich einerseits allen anderen für überlegen halten, alleine durch ihre Religion, die Tatsachen aber genau in die entgegengesetzte Richtung deuten.

 

Daran wird sich auch nichts ändern, solange man nicht die religiösen Scheuklappen ablegt und sich fragt, warum die islamischen Länder WIRKLICH gegenüber dem Westen in so vielen Dingen rückständig sind. Darüber kann man aber NICHTS lernen, wenn man immer nur die Schuld bei anderen sucht.

Zum Vorwurf der "Kulturrelativisten"

Es ist aber eine Tatsache, dass Menschen sich unterschiedlich entwickelt haben. Manches davon kann man nicht als besser oder schlechter bezeichnen, aber einiges schon. Jemand, der sein Potenzial zum Zeichnen mehr entwickelt hat als ich, oder ein Musikinstrument spielen kann, ist IN DIESER HINSICHT weiter entwickelt als ich. Ich kann dafür vielleicht besser programmieren, oder logischer denken und bin dann IN DIESER HINSICHT weiter entwickelt.

 

Die Idee, dass man in religiöser Hinsicht weiter entwickelt sein kann als andere, kommt aber aus dem Monotheismus. Diese an sich komplett unsinnige Idee ist im Monotheismus weit verbreitet, das betrifft sowohl das Christentum wie auch den Islam, und auch das Judentum.

 

Schwache Menschen brauchen zum einen dieses Gefühl der Überlegenheit. Ich kann es anderen Menschen zugestehen, dass sie besser zeichnen können, besser Musik spielen können, über ein Gebiet mehr Ahnung haben, besser denken können etc. pp. Diese Menschen sind mir überlegen. Umgekehrt bin ich auch auf einigen Gebieten den anderen überlegen, das ist eine nicht zu leugnende Tatsache.

 

Aber diese Meinung, man sei anderen GENERELL überlegen, das ist totaler, absurder Bullshit. Und zu meinen, man könne anderen Menschen religiös "überlegen" sein, das ist kompletter, totaler, beschissener, absurder Bullshit.

Aus der Tatsache, dass jemand besser Klavier spielt als ich - und das gilt für ALLE Menschen, die Klavier spielen können, denn ich kann das überhaupt nicht - nun zu folgern, dass sie auch (generell) bessere Menschen seien als ich, das ist totaler Schwachsinn. Dies zu folgern, weil man meint, "religiös überlegen" zu sein, ist doppelter Unsinn. Man kann sehr gut und objektiv feststellen, dass jemand besser Klavier spielt als ich, aber man kann niemals behaupten, dass jemand in religiöser Hinsicht weiter entwickelt sei als ich.

 

Wenn ich "den Westen" als technologisch, wirtschaftlich, politisch als weiter oder besser entwickelt bezeichne als die Mehrheit islamischer Länder (die, die eine muslimische Mehrheit haben), dann ist das eine Tatsache. Man kann darüber streiten, aber allenfalls über den Umfang. Und ja, jemand, der eine Atombombe bauen kann, ist technologisch gesehen demjenigen, der das nicht kann, überlegen. Wer sie anwendet, weil er es kann, ist moralisch gesehen minderwertig, aber eben technologisch gesehen überlegen.

 

Und man kann das sehen - und muss es sehen - UND GLEICHZEITIG begreifen, dass weder das eine noch das andere einem zu einem "besseren Menschen" macht. Diese Bewertung sollte man nur machen, wenn man Kriterien dafür angeben kann, die nicht willkürlich sind.

 

Den Menschen eine Religion zu geben, die sie angeblich "besser" oder "überlegen" macht, ist ein pures Mittel der Manipulation der Schwachen, und mehr nicht. Und wer meint, dass er "BESSER" sei als andere Menschen, bloß weil er eine Religion hat, ist schwach, auch im Kopf. Und wer das braucht, gesteht vor allen anderen ein, ein Schwächling zu sein.

Übrigens: Das Expansionsstreben des Islams, seine Verquickung religiöser und politischer Konzepte, seine Unterdrückung Andersdenkender existierte lange vor der Kolonialisierung.

Hier ein Statement "koranischer" Außenpolitik aus dem 18. Jahrhundert. Thomas Jefferson fasst 1786 die Position des algerischen Botschafters Sidi Haji Abdrahaman zusammen: (VOR der Kolonialisierung Algeriens durch Frankreich)

“Es stand geschrieben in ihrem Koran, dass alle Nationen, welche den Propheten [Mohammed] nicht anerkannten, Sünder waren und dass es das Recht der Gläubigen war diese zu plündern und zu versklaven. Jeder Muslim, welcher in diesem Kampf getötet wurde, konnte sicher sein ins Paradies zu kommen.”

United States. Dept. of State (1837). The diplomatic correspondence of the United States of America. Printed by Blair & Rives. p. 605.

Hinweis: die Gründungsväter der USA waren mehrheitlich säkular eingestellt, in gewisser Weise für ihre zeit antiklerikal und anti-religiös.
Hinweis: die Gründungsväter der USA waren mehrheitlich säkular eingestellt, in gewisser Weise für ihre zeit antiklerikal und anti-religiös.

Gastbeitrag von: Volker Dittmar

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Kommentare: 2
  • #2

    WissensWert (Dienstag, 06 Juni 2017)

    Hintergrund:
    Ende des 18. Jh. bestand eine wichtige Einnahmequelle Marokkos in Überfällen auf Schiffe, für deren Freilassung dann horrende Lösegeldsummen gefordert wurden. Die USA waren einer der Haupt-Leidtragenden dieser Piraterie. Im Jahr 1800 waren 20% des gesamten US-Staatshaushalts für Lösegeldzahlungen eingeplant.

    Bereits 1786 versuchte Thomas Jefferson sich aus dieser Erpressung zu befreien (das Statement des Algerischen Botschafters stammt aus einem vergeblichen Schlichtungsversuch). Erst mir der Aufrüstung der amerikanischen Flotte endeten die Angriffe.

    "Die Gewalt, die von islamischen Ländern ausgeht ist nur ein Ergebnis der Kolonialisierung" - das ist ein frommes Märchen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanisch-Tripolitanischer_Krieg

  • #1

    WissensWert (Sonntag, 17 Juli 2016 14:08)

    Ja, ja "der" Westen ist immer an allem Schuld. Die Muslime in den Ländern sind ja nicht einmal dazu fähig, irgendwas selbst zu verkacken - das kann nur "der" Westen.

    Aber einige arabische Länder waren nie Kolonien, und dort sieht es keineswegs auch nur einen Deut besser aus, eher schlimmer. Immer nur den Kolonialismus anzubringen, und langatmig pauschal von "dem" Westen zu reden, während man gleichzeitig die Pauschalisierung eines Bildes anprangert, das für Schwarz/Weiß-Denken hält, während man selbst dieser Denkweise offenkundig huldigt ... das ist ungewollte Ironie.

    Diese Denkweise, nur der Westen hat Schuld, "die" Muslime sind immer nur Opfer des Kolonialismus (selbst dort, wo es keinen gab) - das nennt man den "Rassismus der geringen Erwartung". In dieser Denkweise taugen Muslime zu nichts, außer, dass sie gute Opfer des Westens abgeben, und man dann "den" Westen pauschal kritisieren kann.

    Die größten Opfer westlicher Aggression im 20. Jahrhundert waren wohl die Vietnamesen. Aber irgendwie vermisse ich die vietnamesischen Terrorgruppen, die hier einen Anschlag nach dem anderen verüben. Wo sind die? Wieso gibt es keine?


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