„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Repräsentationalismus

Glaube

Kommentare: 1
  • #1

    Wolfgang Stegemann (Samstag, 24 Juni 2023 15:24)

    Leib-Seele Dualismus - ein Scheinproblem
    Das Leib-Seele Problem lässt sich kurz in der Frage zusammenfassen, wie aus Materie Geist entsteht oder aber auch, wie Leib und Seele zusammenhängen.
    Schaut man genau hin, erkennt man eine dieser Frage innewohnende Tautologie, denn beide Begriffe beschreiben ein und dasselbe, nur aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Begriffen.
    Leib ist ein physikalischer bzw. physiologischer Begriff, Seele ist ein Begriff der Philosophie. Es geht also nicht um eine reale Beziehung, sondern um eine sprachliche. Es ist so, als wollten wir Äpfel mit Birnen vergleichen.
    Dahinter steckt zum einen ein weitverbreiteter Dualismus, der zum anderen den Status einer Ontologie erreicht hat. Die sprachliche Trennung scheint die reale Trennung zu legitimieren. Diese Trennung ist uns so geläufig, dass wir sie als gegeben betrachten und nur noch versuchen, sie in irgendeiner Weise zu legitimieren oder zu leugnen, je nach epistemischer Überzeugung.
    So leugnet der physikalische Reduktionismus eben jene Seele - zurecht, da diese gar nicht Gegenstand der Physik ist, zu unrecht, da er sie anderen Disziplinen als Gegenstand abspricht. Paralellistische Ideen hingegen versuchen vergeblich Leib und Seele zu vereinen und verrenken sich in sprachanalytischen Klimmzügen, Beispiel Supervenienz.
    Wir haben es also mit zwei Begrifflichkeiten aus unterschiedlichen Disziplinen zu tun und beide betrachten denselben Organismus.
    Nun stellt vor allem die empirische Wissenschaft durchaus Beziehungen zwischen beiden her, indem sie etwa Korrelationen herstellt zwischen dem Feuern bestimmter Neuronenverbände und bestimmten Verhaltensmustern. Bereits hier wird aber klar, welche Schwierigkeiten angelegt sind, wenn es z.B. um die Definition von Verhaltensweisen und ihre sprachliche Fassung geht. Oft handelt es sich dabei nämlich im Gegensatz zur physiologischen Seite um reine Alltagsbegriffe, wie etwa den der 'psychischen Störung'.
    Nun ist mit Seele und Leib bzw. Geist und Körper nicht das Gehirn auf der einen und der restliche Körper auf der anderen Seite gemeint, sondern das physische Gehirn einerseits und das psychische andererseits. Korreliert man nun beide, wäre es wesentlich einfacher, wenn man beide Seiten gleichnamig machen würde, mithin einen gemeinsamen sprachlichen Nenner hätte.
    Es braucht dafür eine Metatheorie, welche beide Seiten sprachlich und inhaltlich integriert. Der gemeinsame Nenner von Äpfeln und Birnen wäre Obst. Der gemeinsame Nenner von Körper und Geist ist ein sich selbst steuernder Organismus, dessen Orientierungsleistung phylogenetisch anhand chemischer Gradienten beginnt und sich zu einem hochkomplexen System entwickelt, das nicht nur enorm leistungsfähig ist, sondern ebenso anfällig für Störungen und das ständig versucht, sein dynamisches Gleichgewicht aufrecht zu erhalten.
    Auf einer solchen Grundlage fällt es leichter, einheitliche Begriffe in jede Einzeldisziplin hinein zu entwickeln und damit eine synthetisch humanwissenschaftliche Perspektive einzunehmen, die jeglichen Dualismus überwinden hilft.


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