Mein Versuch der Entfaltung eines spirituellen Gedanken:

Ich & Selbst

„Ich kann mit mir selbst nicht mehr weiterleben.“                                                                                                 

Was für ein seltsamer Gedanke. Ging ich doch stillschweigend davon aus, dass Ich*“ identisch mit meinem „Selbst“ bin. Und doch scheint der Urheber des obigen Satzes den beiden Wörtern zweierlei Bedeutungen zuzuschreiben. Möglicherweise wollte er  zu Ausdruck bringen, dass er mit der Persönlichkeit, als die er sich derzeit selbst wahrnimmt nicht weiterleben kann. Denkt man ein wenig darüber nach gelangt man eventuell  zu der Vermutung, dass das „Ich“ mit einem anderen (veränderten oder gar neuem)Selbst“ sehr wohl weiterleben könnte.

*Was ich unter „Ich“ genauer verstehe habe ich in dem via Link angeführten Aufsatz dargelegt.

# „Selbst“ bist nicht du.

 

Entsprechend wäre das Selbst Ausdruck unserer autoreferenziellen Betrachtung und somit nicht mehr als ein gedankliches Konstrukt. Das verfärbte Selbstbild. Eine Einbildung des Ich, ein illusionäres Konzept dem keine vom reflektierenden Subjekt unabhängige, sprich objektive Realität zukommt.

*Wie MRT-Messungen des Forschungszentrums Jülich zeigen haben Säuglinge nicht einmal ein Gefühl von Selbst und nicht-Selbst (Umwelt). Erst im späteren Stadium aktiviert das menschliche Gehirn für selbstbezogene Personalpronomen mitunter bestimmte Hirnareale.

Der Selbstbegriff entsteht im Kopf und so kann auch eine Armprothese irgendwann ein Teil des gefühlten Selbst werden.                                                               

                                 

# das Selbst ist nicht mehr als ein mentales Produkt des jeweiligen realen Ich.                                                                                                                                                    

 

Nun scheint dieses fiktive Selbst, dieser Mann den man im Spiegel sieht, das Wohlbefinden des wirklichen Ich stark zu beeinflussen (siehe Gedanke oben.)

 

 

Einleitung

Der Anspruch dieses Aufsatzes unterscheidet sich grundlegend von dem der meisten anderen auf dieser Seite.

Oft bemühe ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten und mittels der in den Aufsätzen dargelegten Gedanken der Wahrheitsfindung (korrespondenztheoretischer Wahrheitsbegriff).

Müsste ich diesem Aufsatz einen angestrebten, absoluten Zweck zuschreiben wäre es wohl der der praktischen Nützlichkeit (utilitaristisch). Ich sage also ausdrücklich nicht, dass mein Verstand von folgendem Gedanken überzeugt ist.                     

                            

# Im Folgenden geht es nicht um  „richtig“ oder „falsch“,

sondern um „wohltuend“ und „befreiend.“

 

Vielleicht hat der Leser auch das Gefühl, dass ich mich in diesem Text relativ weniger Termini (oder auch nur klar definierter Ausdrücke) bediene. Für den Verstand mag die Bedeutung folgender Worte daher nur schwer zu greifen sein.  

   

Ich lade Sie also ein einen individuellen Sinn hinter folgenden Worten und Formulierungen zu erfühlen. Der Verstand stört sie hierbei nur und blockiert allgemein spirituelle Erfahrung.

 

# lassen sie den Verstand für den Moment außen vor

und sich selbst einfach mal darauf ein.

 

Dem Verstand darf hierbei kein „Hintertürchen“ offen gelassen werden. Versuchen sie also nicht die Erfahrung rational zu hinterfragen oder dergleichen.

 

 

Es kann sein, dass sie all dies "verstandslose" nicht wollen. In diesem Fall, den ich gut nachvollziehen kann, wird ihnen das Lesen dieses Textes nur bedingt einen persönlichen Mehrwert bringen.                                                       

 

Und wer weiß, vielleicht passiert es im Laufe dieses Aufsatzes, dass Sie jenseits von Vernunft und Verstand, dafür mit Wille und Standhaftigkeit, etwas wie eine „spirituelle Wahrheit“ finden.

                      

Ein „Allheilmittel“ ist auch folgendes Konzept sicher nicht. Was ich in diesem sehr wohl sehe, ist das unheimliche Potential sich (und seiner Umwelt) zu einem qualitativ neuem, besseren Da-und Zusammensein zu verhelfen.

 

 

 

 

 

 

 

„Da ist etwas in einem, über das man nichts weiß.

Etwas, das man solange verleugnet, bis es zu spät ist, etwas dagegen zu tun.

Es ist der einzige Grund dafür, dass man am Morgen aufsteht, seinen beknackten Chef erträgt, und all' das Blut, den Schweiß, und die Tränen.

Und das nur, damit alle wissen, wie gut, attraktiv, großzügig, witzig und clever man ist.    Fürchtet mich oder verehrt mich, aber bitte haltet mich für was Besonderes.

Wir haben alle dieselbe Sucht - Wir sind Anerkennungsjunkies.

Wir gieren alle nach dem Schulterklopfen, der goldenen Uhr, 

dem verdammten Applaus, dem Siegerpokal - shine on you crazy diamond.

Wir sind bloß  Affen, in Anzüge gesteckt, die um Anerkennung betteln . 

Wenn wir das wüssten, würden wir all' das nicht tun.

Irgendjemand versteckt dieses Geheimnis vor uns. 

Und hätte man eine zweite Chance, dann würde man fragen:     

"Wieso das alles?"

 

- Revolver

1. Raupe

I. Identifikation

Übt ein Mensch den Beruf des Handwerkers aus, bezeichnen wir ihn in unserer Alltagssprache als Handwerker. Unseren Worten nach ist dieser Mensch also sein Beruf. Mir geht es hier nicht um sprachliche Spitzfindigkeiten, sondern vielmehr darum was unsere unbewusste Wortwahl uns über unsere unbewussten Gedankenstrukturen verrät.

Früge mich jemand wer dieser Mann sei würde ich neben dem Beruf des Mannes wahrscheinlich noch auf dessen Namen, Familienstand, Aussehen, Alter, Zugehörigkeit Nation / Religion / Ideologie usw. eingehen.

 

Schlussfolgernd können wir also sagen, dass eine Person (oft) über die Umstände und Eigenschaften* ihrer Existenz identifiziert wird.                                        

*Je nachdem wie weit die Bedeutung dieser Substantive gefasst wird, braucht es wohlmöglich mehre subsumierende Oberbegriffe, um den kompletten Sachverhalt eines Seins zu beschreiben.

 

 

# Wer bist du ohne Vergangenheit?

 

Auf diesem Gedanken aufbauend verwende ich den Begriff der Identität im Folgenden im konstruktivistischen Sinne

Das Selbstbild einer Person ist demnach die Identität, die diese sich selbst zuschreibt. Das Bild einer eigenen Identität entsteht durch introspektivischer und  extraspektivischer („an das Ich herangetragene“) Selbstwahrnehmung im Geiste.

 

Zugeschriebene Identität ist also stets etwas Subjektives. Außenstehende können bei dem Entstehen eines Bildes von mir oder anderen in meinem Kopf lediglich "mit reinreden."

so wird´s persönlich

Da sich der gemeine Mensch über die Umstände und Eigenschaften seines Seins identifiziert, nimmt er jegliche (wertende) Äußerung über selbige auch persönlich.

 

Kritisiert man ihn z.B.: in einem Internetforum dahingehend, dass man schreibt seine makabren Äußerungen gingen zu weit oder man teile auch nur nicht seine Meinung, fühlt er sich damit persönlich angegriffen, gekränkt.(gleiches gilt je nach Person auch, wenn man sagt, man glaube Gott existiere nicht oder der FC Schalke 04 sei ein schlechter Fußballverein usw.)

 

Eventuell wird er sich aus dem Affekt (sprich ohne zuvor nüchtern darüber nachgedacht zu haben) versuchen zu verteidigen und wird beleidigend.

 

Wenn er sich beispielsweise mit seiner Glaubensrichtung identifiziert hat, fühlt er sich durch meine andere Sichtweise und meine Argumente vielleicht sogar in seiner Identität bedroht. (Obwohl die Person im Forum einen überhaupt nicht kennt, die Äußerung nicht mehr als eine Positionierung meinerseits darstellt, ein Wahrheitssuchender sich über jede sachliche Debatte freuen würde usw.)

 

Doch weshalb macht uns das alles so viel aus?

Identifikationsdrang

Der Mensch verspürt gemeinhin einen (fast zwanghaften) Identitätsdrang. Der Gedanke nichts darzustellen missfällt ihm sehr.

Daraus resultiert dann das innere Gefühl was (richtiges, besonderes, besseres etc.) auch vor anderen aber schlussendlich immer vor sich selbst darstellen zu müssen. 

 

Dabei klammert sich der Mensch an den unterschiedlichsten (nicht nur den „positiven“) Merkmalen fest. Sieht man beispielsweise sich selbst in einer misslichen Lebenslage, meint man mit der im Kopf erwachsenen Opfermentalität etwas gefunden zu haben, dass die eigene Person ausmacht und hält darum (fatalistisch) daran fest. Sie verwehren sich jedweder Hilfe. Dies ist verdammt oft der Fall.

(Dies kann aber auch vielerlei andere Gründe haben. Uns geht es zu gut, was langweilig ist und so sucht und schafft man sich selbst Probleme, was unterhält. Innerhalb bittersüßem, melancholischen Selbstmitleid kann man so sein Verhalten rechtfertigen uvm. Hier gehe ich etwas ausführlicher darauf ein.)

 

Doch weshalb verspüren wir diesen Drang nach Identität?

Selbstwertgefühl

Von unserem Selbstbild schließen wir oft auf unser Selbstwertgefühl.

(Das ist bereits unser zweiter, unbewusster Fehlschluss.

Weder sind wir dies oder das, nur weil wir denken so zu sein, 

noch bezieht die eigene Person aus ihrem Selbstbild einen absoluten Wert.

 

Auch deshalb geht uns jedwede Aussage rund um unsere Existenz so nahe.

Auch deshalb sehnen und klammern wir uns so an unserem Selbst.

 

Auch deshalb kann sich das Selbst so stark auf unser Wohlbefinden auswirken. 

 

Auch deshalb ist es uns wichtig, ob wir und (bestimmte) Nächste uns schlecht, akzeptabel oder gar toll finden. Stellen wir was Interessantes da, oder werden wir übersehen? Usw.

 

 

 

Kennst du das Gefühl, dich mit Markenklamotten am Leib besser zu fühlen, als mit qualitativ gleichwertigen No-Name-Produkten? Hast du dein Auto schon einmal etliche Parkplätze früher geparkt, damit deine Kollegen dein Auto nicht sehen? 

Dich deines Nicht-Besitzes geschämt (Personifikation), dich mit ihm „uncool“ gefühlt (Selbstwertgefühl)?

 

Merkst du den gedanklichen Unterschied, zwischen den Aussagen „ich bin gebildet“ (Eigenschaft), „ich bin einGebildeter“ (Identifikation) oder „im Gegensatz zu dir bin ich ein Gebildeter“ (vermutlich Selbstwertgefühl)?

Wenn man als Kind besser sein will als die anderen und deshalb von der großen Rutsche rutscht. Wenn man sich später als Arbeitsloser wertlos in der Gesellschaft fühlt bezieht man sein Selbstwertgefühl aus seiner Leistung.

 

usw.

 

Wegen der inneren Frau im Spiegel streckt das 17-jährige Mädchen ihre Zunge heraus und schießt ein Foto von sich und ihren Freundinnen von oben rechts. Postet es unter dem Titel „craziest chicks on the world – ihr seid mir so wichtig geworden!!“ Wegen ihrem Selbst wird sie heute Nacht um 3.00Uhr nochmal posten, dass sie mit all diesen angesehenen Leuten besoffen in dieser angesagten Diskothek ist, sich dann irgendwann abholen lassen und sich kurz bevor sie in ihrem Bett einschläft furchtbar rebellisch – furchtbar wie „etwas  - wie etwas Interessantes – etwas Gutes“ fühlen.     So entstehen prinzipielle Subkulturen. Wer durch das zwecklose zerstören von Körper und Perspektive auch nur das Gefühl hat damit gegen irgendwas zu kämpfen, bekommt somit das Gefühl für - als etwas zu leben.


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