„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Gleitschirmfliegen

Während des Gottesdienstes lernen meine Eltern ein neues Gemeindemitglied kennen. Lukas ist 25 Jahre alt und macht derzeit eine Pilotenausbildung beim nahegelegenen Flughafen Würth. Als Pilot möchte er dann später in Südamerika missionarisch tätig werden. Bis dahin hat er jedoch keinen Arbeitgeber, der ihm seine Ausbildungszeit vergütet und ist somit auf finanzielle Hilfe angewiesen. Als religiöse und kirchlich engagierte Menschen baten meine Eltern Lukas an für eine unbestimmte Zeit bei uns zu wohnen. Der nach eigenen Angaben ohne Ersparnisse lebende Jugendliche verspricht uns eines Tages die durch ihn für uns entstandene Ausgaben zurückzuzahlen (wir haben bis heute nichts gesehen..) und so kommt es, dass Lukas bei uns einzieht.

 

In seiner Freizeit geht Lukas oft Gleitschirmfliegen. Die dazu nötige Ausrüstung besitzt er selbst und als ich ihn frage ob er mich mal mitnehmen wolle willigt er sofort ein. Meine ersten Übungsstunden habe ich am Tallheimer Steinbruch (Raum Schwäbisch Hall), die mit einem Flug über den geschätzt gute 70 Meter Steilhang enden. Die Steuerung des Drachens habe ich dabei schnell heraus, da ich bereits mit einem ähnlichen wakeboarden war und auch an die individuelle Haptik seiner 2 Drachen habe ich mich schnell gewöhnt.

 

Schließlich nehmen wir uns vom 510 Meter Bergsporn Einkorn nahe Hessental zu fliegen. Nach ein paar Trockenübungen in der Nähe von Gschlachtenbretzingen fühlen wir uns fit für unseren bislang höchsten Startpunkt. Oben angekommen finden wir einen launischen Wind vor, was den Nervenkitzel noch einmal steigert. Und so  hängen wir nach prägnanter Absprache unsere Drachen in den Wind. Eine heftige Böe nimmt meinen Drachen sofort mit und ich genieße das Gefühl des Fliegens. Behutsam steuere ich dabei meinen Drachen und das Wissen darum, dass mein Leben an der seidenen von mir gelenkten Schnur hängt lässt in mir ein Gefühl unbeschreiblicher Lebendigkeit aufkommen. Ich mochte schon immer das Gefühl von Freiheit, Unsicherheit und fühle mich gefühlsmäßig an so vieles erinnert. Nach einem langen Flug, der mir ein fantastisches Panorama bietet lande ich ziemlich nahe von Lukas Auto, der dort bereits auf mich wartet.

 

Wir stehen noch auf der Wiese und falten gerade unsere Drachen zusammen, als zwei Autos auf uns zugefahren kommen. Es steigen zwei Männer von der Flugbehörde aus und fragen uns nach unseren Flugscheinen. Als wir eingestehen, dass wir keine haben möchten sie Anzeige gegen uns erstatten. Wir versichern aber, dass wir über die Notwendigkeit eines Flugscheins nicht Bescheid wussten, es und Leid tue und wir natürlich nie wieder ohne Schein fliegen würden und so kommen wir mit 2 grimmigen Blicken davon.

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