„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

#Zins #ZinskritikderEthik (veraltet)

Der Zins ist ethisch verwerflich, und das aus verschiedenen Gründen heraus. Dabei ist es egal, ob man eher dem linken politischen Spektrum angehört und somit Verfechter einer bedarfsgerechten Umverteilung ökonomischer Mittel ist, oder eher dem rechten Spektrum zuzuordnen ist und damit für eine leistungsgerechte Umverteilung von Kapitalvermögen eintritt. Denn der durch den Zins generierte Umverteilungsmechanismus widerspricht beiden Gerechtigkeitsmodellen. Er versorgt nicht alle Menschen angesichts ihrer individuellen Bedürfnisse, sondern ausschließlich den Kreditgeber auf Kosten des arbeitenden Volkes. Und der Zins versorgt auch nicht die Leistungserbringer, sondern eben ausschließlich den Kreditgeber (möglicherweise ein millionenschwerer, fauler Erbe) auf Kosten des leistungserbringenden Volkes. Dieser bedingungslose Transfer ist eigentlich relativ einfach zu verstehen. Trotzdem wird leider der bedürftige Sozialhilfeempfänger von der Öffentlichkeit viel eher als ein auf Kosten anderer lebender „Sozialschmarotzer“ wahrgenommen, als der Bankmanager. Mehr dazu hier.

Moralisch-ethische-Aspekte des Zinses nach Prof. Dr. Felix Fuders 

Ethisch betrachtet macht es darüber hinaus einen erheblichen Unterschied, ob man für das Verleihen von Gütern und Dienstleistungen, oder ob man für das Verleihen von Geld einen Mehrwert in Form eines Zinses verlangt. Zweites ist ethisch bedenklich. Denn seit der Aufhebung des goldgedeckten Geldes um den 1970ern, hat Geld keinen Wert mehr an sich. Geld ist kein Gut, Geld ist ein Gutschein.Wie jeder andere Gutschein drückt er die Schuld von jemandem gegenüber jemand ausMit dem Verleihen von Geld wird nun ein Repräsentant, jedoch kein Wert an sich, verliehen. Ersetzen wir nun den Begriff des Gutscheines durch den des gegebenen Versprechens, denn mehr als ein Versprechen auf die noch zu leistende Wiedergutmachung ist ein ausstehender Gutschein nicht, so wird ersichtlich, warum das Verleihen von Geld unethisch ist. Der Verleiher eines Realgutes verzichtet über einen Zeitraum hinweg auf den Nutzen des Gutes und lässt sich für seinen Verzicht entlohnen. Der Geldverleiher hingegen gibt nur ein Versprechen, einen nicht eingelösten Gutschein, aus. Somit lässt er sich bereits für einen noch nicht existenten Wert (etwa einer Dienstleistung) mit dem Zins entlohnen. Somit ist der Zins ein Einkommen ohne Gegenleistung. Mehr noch, das Geld erhält seinen Wert durch unseren Glauben, damit Waren und Dienstleistungen kaufen zu können. Gäbe es keine produktiv tätigen Menschen, wäre das Geld wertlos. Auf diese Weise verschafft das arbeitende Volk und nicht der Kreditgeber (Geschäftsbanken) dem Geld seinen Wert. So betrachtet müssen Arbeiter durch den Zins für ihre eigene Arbeit für nichts zahlen. Eigentlich sollte der Kreditgeber den Arbeitern danken, anstatt von ihnen Geld zu verlangen.

Im Modell der vollständigen Konkurrenz verdient jeder den Betrag, der seiner Grenzproduktivität entspricht. Das heißt in etwa, jeder kriegt, was er verdient. Vollständige Konkurrenz herrscht und gibt es nicht, aber gehen wir einmal davon aus. Ein Manager könne also nur dann mehr als die Sekretärin verdienen, wenn er dem Unternehmen quantitativ (Zeit) oder qualitativ (z.B.: Qualifikation) mehr Nutzen einbringt. Er kann aber nicht mehr entlohnt werden, weil er Manager ist und in seiner Rolle über die Möglichkeit verfügt, sein Gehalt ungerechtfertigt zu hebeln. Der Kreditgeber aber verdient durch den Zins, ohne irgendeinen Produktionsfaktor eingesetzt zu haben. Sprich: Obwohl seine Grenzproduktivität Null ist (Anmerkung: Es ist das Währungsmonopol, das ihm ermöglicht, Geld aus dem Nichts zu schöpfen. Jedes Gesellschaftsmitglied ist mit diesem von einem gesetzlich festgelegten Zahlungsmittel abhängig und muss sich so beim Geldverleiher verschulden)

„Geld ist kein positives Vermögen. Geld entsteht heute in einem Buchungssatz jeder privaten Geschäftsbank durch eine sogenannte Bilanzverlängerung. Das heißt ein privater Mensch oder ein Unternehmer, der sich bei einer Bank oder Sparkasse Geld ausleiht, der bekommt nie das Geld eines Sparers, sondern das Geld hat vorher noch gar nicht existiert. Es ist ein Buchungssatz. Forderung an Verbindlichkeit. Und zwar beide Male an denselben Menschen, nämlich den Kreditnehmer. Und das ist, und ich bin ja Rechnungswesenprofessor, ziemlich pervers. Denn die Bank hat eine Forderung, die sich verzinsen lässt. Und gesteht bilanzrechtlich gleichzeitig ein, dass sie noch nicht geliefert hat. Denn eine Verbindlichkeit heißt: Ich bin das was ich eigentlich liefern wollte nach wie vor schuldig. Und eine Forderung mit einer eigenen Schuld zu begründen, ist zumindest nicht sehr schlüssig.“

- Prof. Hörmann

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Kommentare: 2
  • #2

    sapereaudepls (Donnerstag, 12 Juni 2014 15:56)

    Das hätte ich wohl ausdrücklicher sagen sollen. Die beiden Textabschnitte unter der Teilüberschrift „Moralisch-ethische-Aspekte des Zinses nach Prof. Dr. Felix Fuders“ beziehen sich auf die Aussagen des Professors zum Thema Zins und Ethik. Für den Verzicht auf jedweden Zins würde ich mich nie aussprechen. Das wäre fatal. Denn in unserem derzeitigen Geldsystem erfüllt der Zins, wie du es richtig dargelegt hast, viele wichtige Funktionen (siehe hier: http://sapereaudepls.jimdo.com/1-was-soll-ich-tun/geldsystemkritik/zins/ ). Dennoch und schon alleine weil Konsumverzicht (sprich dem Geldkreislauf Geld vorenthalten) aus Sicht der Wirtschaft gar nicht gewollt ist, sollten wir uns meiner Meinung nach öffentlich überlegen ob es ein positiver Zins sein muss, der wirtschaftliche Anreize schafft. Ich ziele auf umlaufgesichertes, fließendes Geld ab, mit dem ich mich einmal kurz im Rahmen eines Schulreferats auseinandergesetzt habe. Ich habe dabei die Für – und Gegenargumente für diese Alternative aufgezählt. Eine öffentliche Debatte ist die Idee meiner Meinung nach wert, zumal die Widerrufe meist von Seiten der ohnehin bereits Reichen kommen. Ob beim Konzept des fließenden Geldes schlussendlich die Vor-oder Nachteile überwiegen, kann und möchte ich deswegen nicht beurteilen.

    Nun kurz der grundlegende Unterschied zwischen Gut und Geld. Ein Gut vermag Bedürfnisse durch seine reine Verwendung zu befriedigen. Geld kann dies nur (indirekt), wenn wir daran glauben. Es hat an sich keinerlei tatsächlichen, intrinsischen Wert für uns. Und Geld entsteht aus einer Schuld heraus. Darum drehen sich die Ausführungen von Prof. Fuders. Diese sind, das gebe ich zu, in ihrer Relevanz eher theoretischer Bedeutung.

    Zum Inhalt des zweiten Absatzes sei auf oben angeführten Link zum Aufsatz über den Zins im Allgemeinen verwiesen.

    Ein Vollgeldsystem ist nicht gleich, käme jedoch höchstwahrscheinlich mit einer Monetative einher. Gegen diese Konzepte wird oft argumentiert, dass der Staat dann immer sobald er Geld noch schneller inflationär wirken könne und dass es zu einem Geldverzug wegen dem „bösen Staat“ kommen könnte. Diese Einwände kommen meist von Minimalstaatlern bzw. klassischen Libertären. Ich glaube aus vielerlei Gründen, dass diese unberechtigt sind. Auch ich bin bei dieser komplexen Thematik dunkelgrün hinter den Ohren. Falls mich jedoch jemand danach fragen würde, dann würde ich momentan sagen dass ich die Einführung eines Vollgeldsystems für erstrebenswert halte.

  • #1

    Köppnick (Donnerstag, 12 Juni 2014 14:01)

    Ich halte die Begründung für den Verzicht auf jedweden Zins nicht für ausreichend. Die Standarderklärungen für den Zins in der Volkswirtschaftslehre sind Konsumverzicht und Risikoprämie. Du argumentierst so, dass beim Verleihen von Geld nur ein Versprechen verliehen wird, aber kein Gut. Man könnte dann aber als Verleiher für sein Geld auch das Gut kaufen, verleihen, den Zins in Form von Gütern fordern und diese dann wieder verkaufen. Wenn man im Kapitalismus so verfahren will, dann kaufen und verkaufen die Geldgeber Produkte, von denen sie weniger verstehen als die Kreditnehmern. Und ohne Risikoprämie würde niemand sein Geld verleihen, denn manchmal bekommt man es ja nicht zurück.

    Meiner Meinung nach liegt das Problem eher in der Geldschöpfung durch das Spiralgeld und dessen Verzinsung. Die Banken erzeugen bei der Verleihung von Geld dieses aus dem Nichts, erhalten es verzinst zurück und lassen das ursprünglich Verliehene wieder verschwinden. Übrig bleibt allein der Zins. Auch hier hat natürlich ein Teil des Zinses seine Berechtigung - Bearbeitungskosten und Risikoprämie. Aber es wird nicht garantiert, dass die Höhe des Zinses in irgendeinem Verhältnis zu neu geschaffenen Werten steht. Das scheint mir das Hauptproblem: Ein Geldsystem, das unabhängig von realen Gütern und Dienstleistungen wächst.

    Wie aber soll man das Geldsystem an Waren und Dienstleistungen koppeln? Die Bindung an Gold ist jedenfalls sinnlos, weil die Goldmenge weniger stark wächst als beliebige andere Waren und Dienstleistungen. Vielleicht wäre Vollgeld eine Alternative? Ich habe mich vor zwei Jahren mal flüchtig damit beschäftigt, weiß aber eigentlich zu wenig darüber: <a href="http://kwakuananse.de/?s=Vollgeld">Links</a>. Jedenfalls ist der wahre Gegenwert von Geld das Vertrauen in die Funktion des Systems und zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer. Mit Vollgeld wäre das jedenfalls erheblich größer.


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