„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

loslassen

Wohl nahezu jeder von uns hat schon einmal eine Person verloren, die ihm wichtig war. Sei es durch persönliche Differenzen, Tod, Distanz oder Zeit. Nach einem solchen Schicksalsschlag gilt es, sich die Frage zu stellen, wie man mit diesem umgehen möchteDaraufhin kann man zu dem Entschluss kommen, dass man auch im Geiste von dieser Person loslassen sollte, sei es, weil es keine andere Wahl gibt oder es in den eigenen Augen die beste ist. Für diesen Fall möchte ich hier ein paar Gedanken aufführen, die dir helfen sollen, eine geliebte Person loslassen zu können.

untermalt mit einigen Songs meiner absoluten Lieblingsband.

step 1- wirklich wollen

# Wunden, über die hinweggesehen wird, entzünden, schmerzen erneut und hinterlassen Narben. Probleme gehören aufgehoben, nicht aufgeschoben. 

Zuerst muss das Wollen da sein, denn niemandem ist zu helfen, der sich nicht helfen lässt. Doch bereits dies kann äußerst schwer sein. Als Menschen sind wir nur bedingt in der Lage, zu wollen, was wir wollen. Selbst also, wenn du rational bereits begriffen hast, dass es besser wäre, von der Person loskommen zu möchten, kannst du emotional trotzdem noch um sie kämpfen wollen. Und sei der Kampf noch so absurd. Der allererste Schritt ist es also, das Wollen zu wollen. Um dieses Stadium zu erreichen, solltest du deine Sehnsucht zu diesem einen Menschen nicht verdrängen. Denn dies bedeutet Schmerz ignorieren statt zu bekämpfen und verlängert und intensiviert das Leiden schlimmstenfalls noch. Nein, man sollte sich Schwäche und Situation ehrlich eingestehen und akzeptieren. Akzeptiere, dass die Welt nicht gerecht oder perfekt ist. Realisiere, dass loslassen weder kapitulieren, versagen noch gutheißen bedeutet. Danach gilt es sie, die eigene Situation, urteilslos und objektiv, quasi von Außensicht einer dritten Person aus, zu betrachten oder betrachten zu lassen. Denn aus der nicht-involvierten Sicht heraus relativiert und entemotionalisiert sich dein Schicksal. Es ist nur eine weitere Trennung, die es so oder so ähnlich tausendmal vor und mit dir gibt. Und objektiv gesehen fehlt dir wahrscheinlich an nichts, weswegen du verzweifeln solltest, sprich du bist nicht krank, erhältst keine Morddrohungen o.Ä.  

#Es gibt über 7 Milliarden Menschen auf der Welt.

Willst du dir von nur einem dein einziges Leben ruinieren lassen?

Wir sind noch beim ersten Schritt. Nun fragst du dich, was du eigentlich vermisst. Es ist das, was diese Person dir geben konnte. Sei es etwas emotionales, körperliches, intellektuelles o.Ä. Nicht die Person an sich! Denn wenn du dich bald nach der Trennung beispielsweise neu verliebt hättest, würdest du nun nichts vermissen. Ein anderer Mensch würde dann deine Sehnsucht nach diesem Gefühl stillen. Wenn du das nicht glaubst, stelle dir vor, dein alter, unveränderter Partner würde plötzlich nur Gleichgültigkeit in dir hervorrufen. Du würdest sie oder ihn nicht wiederhaben wollen, wenn sie oder er dir nicht mehr das Gefühl (und sei es Fürsorge!), oder sonst was, von einst geben kann. Wahrscheinlich denkst du aber, dass es niemand anderes gibt, der dir geben kann, was diese Person dir gab. Und da liegt der eigentliche Knackpunkt, der Fehler. Nicht darin, dass du eine Person vermisst. Sondern das, was diese dir geben konnte und du glaubst, dass dies so niemand sonst kann. Eigentlich willst du ja nur wieder dieses Gefühl, diesen Sex oder sonst was – eigentlich willst du ja nur glücklich sein, wie früher. Sei ehrlich zu dir und sehe, dass es tausend Wege zum Glück gibt. Du warst ja auch, bevor dir dieser Mensch über den Lebensweg gelaufen ist glücklich und viele deiner Mitmenschen sind es auch. Natürlich willst du emotional nach wie vor nur zu diesem einen Menschen, doch gestehe dir rational ein, dass du dich neu verlieben kannst (und auch andere Mütter schöne Töchter haben ;-) ). Löse dich vor der Assoziation von dem vermissten Menschen hin zum alleinigen Glück. 

Dann rufe dir das Argument von Anfang ins Gedächtnis, dass dich dazu veranlasst hat, bis hierher zu lesen. Warum möchtest du loslassen? Macht dich die illoyale Schönwetterfreundschaft der anderen Person, die Unsicherheit oder zu wissen, dass du keine Chance hast (wer bleibt, sollte nur aus freien Stücken bei dir bleiben!), fertig, unglücklich? Wenn du deinen Grund hast, (wenn nicht, vielleicht solltest du doch kämpfen?) sind wir endlich soweit und versuchen dich loslassen wollen zu lassen. Du willst doch eigentlich nur glücklich sein, richtig? Festhalten macht dich unglücklich oder behindert das Eintreten von neuem Glück, richtig? Und es gibt objektiv betrachtet Glück auch jenseits von dem Menschen, an dem du so stark hängst, richtig? Dein Ziel und deine Möglichkeiten lassen eigentlich nur einen Schluss zu: Lasse von der geliebten Person los

#Wünsche dir nicht einen bestimmten Menschen zurück.

Wünsche dir das Gefühl zurück!

step 2- wirklich loslassen

# Loslassen ist reine Kopfsache.

Richte dein inneres Augenmerk von der belastenden Vergangenheit in die Zukunft.

Und ja, Gefühle hören normalerweise nicht wirklich auf logische Schlussfolgerungen. Doch bei vielen der Personen, bei denen ich versuche, zu helfen, gelingt dieser Dreierschritt erstaunlich gut. Sich zu sagen, dass man einfach nur (wieder) glücklich sein will, egal wie, hilft loslassen zu wollen

#Wer andere schuldig macht, der macht sich selbst zum Opfer. Lass einfach los!

Als zweiten Schritt lasse wirklich los! Loslassen heißt loslassen. Loslassen von Eifersucht, Trauer, Schuldgefühlen, Schmerz, Forderungen, Hadern und auch Hoffnung bezüglich eines Wiederauflebens der Beziehung von einst. Von Bildern, Briefen und den schönen, alten Zeiten, von Dingen, die dich an dieser Person hängen lassen. Lasse vollständig los und klammere dich nicht insgeheim noch an etwas (solange du nicht an dieser Radikaltour zerbrichst!). Du musst ehrlich zu dir und konsequent gegenüber deinen Zielen sein. Und vor allen Dingen stark, denn loslassen heißt Veränderung, bei dir gerade der Wegfall einer liebgewonnen Person. Doch alles auf dieser Welt ist dem Sein und Vergehen unterzogen und das Lernen vom Loslassen daher unumgänglich. Loslassen heißt nicht wegschmeißen. Loslassen heißt nicht Hass schüren, wegdrängen, Missgunst oder Selbstvorwürfe hegen. Loslassen heißt nicht, sich an andere Rosendornen zu klammern. Loslassen heißt nicht, altes Glück in wiederholten Fehlern, Alkohol oder anderweitige Selbstzerstörung zu suchen.

# Wer verärgert wegschmeißt, bleibt mit Frust

im Magen stehen und lässt gar nicht wirklich los.

Gönne also beispielsweise deiner alten Liebe

neues Glück mit einem anderen Mann.

Loslassen bedeutet schlichtweg, Altes hinter sich zu lassen. Nicht bekämpfen, bereuen, einfach nichts mehr damit machen. Vergangenes Vergangenheit sein zu lassen. Weder verdrängen (dies wäre ignorieren statt beseitigen), noch zu sehr damit beschäftigen (im Kopf auf ewig in der Vergangenheit stecken bleiben). Weder isolieren (was zu viel Zeit zum nachdenken und in Selbstmitleid versinken mit sich bringt), noch gar nicht mehr ohne Ablenkung können (lerne unabhängig, dir selbst genug zu sein, bevor du dich in die nächste Abhängigkeit begibst).

step 3- Augenmerk nach vorne

# Richte dein Augenmerk nie auf das Problem

und immer die Problemlösung.

Wenn du Angst und Unsicherheit verspürst, liegt dies oft noch in vergangenen Enttäuschungen oder Ähnlichem begründet. Lasse wirklich los! Als dritten und letzten Schritt, richte deinen Fokus auf die Zukunft. Sehe nicht mehr den Verlust in der Vergangenheit, sondern die Chance in der Zukunft! Weil im Aufgeben von etwas Altem liegt auch immer die Chance von etwas Neuem. Der Schmerz wird nicht von jetzt auf nachher schwinden, wenn du wieder Hoffnung in deiner Zukunft siehst. Aber er wird ein anderer sein, ein befreiender Schmerz. Es werden starke Tränen aus vorwärts gerichteten Augen eines aufrechten Menschen sein, wenn du den Entschluss gefasst hast, dir etwa keine unbegründeten Hoffnungen mehr zu machen, sondern dich neu zu orientieren.

# Lasse los, was du bis hierhin mit dir geschleppt hast.

Und du bekommst zwei freie Hände.

Was bei alldem hilft, ist hinter Geschehenem einen konstruktiven Sinn zu vermuten, suchen und zu sehen. Für jemanden für den alles mit einem tieferen Sinn passiert, geschieht nichts Verkehrtes. Überwinde deinen Stolz und sei dir nicht zu schade, dir  eine Person deines Vertrauens zu suchen und dich dieser anzuvertrauen.Du musst nicht allein sein! Rede dir nicht ein, dass es allen Anderen gut und nur dir so schlecht geht. Millionen von Menschen teilten und teilen mit dir das Leid eines gebrochenen Herzens. Du bist nicht allein! Ertappe dich dabei, wenn du dir sagst, dass du nie wieder so glücklich sein wirst wie früher. Dann sage dir, dass es weitergehen kann. Was man sich oft genug sagt, egal ob pessimistisch oder optimistisch, schlägt sich früher oder später auf die Gefühlswelt nieder (Stichwort self-fulfilling prophecy).

# Always look at what you have left. Never look at what you have lost.

4. Ende

Die Gegenwart ist schrecklich, weil du dich an die Vergangenheit klammerst und kaum bis keine Hoffnung mehr in die Zukunft hast. Der erste Schritt ist gegenwärtig loslassen wollen. Der zweite Schritt Vergangenes loslassen. Und der dritte Schritt eine werte Zukunft zu sehen, bestenfalls zu sehnen. Ich als Autor tue mir fast immer, jedoch bei solchen Texten besonders schwer, den richtigen Spagat zwischen spezifisch auf Einzelfälle eingehen und allgemein viele Fälle (für auch nur einen allgemeingültigen Lebensratschlag sind die Menschen und ihre Geschichten wohl zu verschieden) mit einbeziehen zu finden. Zumindest über weite Strecken, denke ich, lässt sich dieser Eintrag auch als eine Hilfestellung zum Loslassen von Süchten, Lebensstandards, dummen Angewohnheiten und vielem mehr lesen. Ansonsten muss ich noch weitere Eingeständnisse machen.

Es lässt sich nicht oft genug sagen: Zwischen Theorie und Praxis liegt stets mehr als nur ein „und“ (Frag mal einen Experimentalphysiker ;-) ). Es sagt sich schnell, man solle doch einfach loslassen. Vergessen braucht Zeit (oder eine Person, eine Berufung oder sonst etwas, das dich abrupter vergessen lässt). Manchmal leiderfüllte Wochen, Monate, Jahre, Jahrzehnte. Selbst wenn man noch so stark und ehrlich zu sich selbst ist. Man kann es auch nicht erzwingen, den neuen Sinn oder den neuen Menschen im Leben kennen zu lernen (sehr wohl aber begünstigen. Wer das Wochenende zuhause bleibt, hat geringe Chancen, neue Bekanntschaften zu machen.).

Fühle dich verstanden.

„Wir verdrängen so viel 
und wollen es am liebsten auch nie in Worte fassen. 
Und neigen dazu uns Monate lang etwas vorzumachen 
wir haben Angst das wir ansonsten Gefühle los reden 
die wir nie verkraften und die folge sind psychische Schäden. 

stattdessen pflegen wir die Wahrheit mit Füßen zu treten,

denn wir haben immer gelernt mit unsern Lügen zu leben, 
doch was bringt es sich aus allem was schönes zu machen. 
Man im Endeffekt gibt es ein doppelt so böses Erwachen

Vielleicht ging es mir ja besser wenn du bei mir wärst.
Doch auf Dauer zerstört es mich und der Zweifel zerreißt mein Herz 
es macht kein Sinn es zu verdrängen 
genauso wenig Sinn wie dich zu vermissen und immer dran zu denken.

Nein, denn ich habe noch so vieles vor ich klopfe den Staub von meinen Schultern 
und führ den Weg ohne dich fort 
ich atme tief ein und zieh das Positive daraus
ich setze mir neue Ziele und ich fokussiere mich darauf 
denn jede schwere Etappe härtet mich ab

und alles was mich nicht getötet hat, hat mich stärker gemacht 
es lässt sich nicht von einem Tag auf den anderen planen,

doch eines Tages bin ich froh all die Erfahrung gesammelt zu haben!“

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Kommentare: 2
  • #2

    sapereaudepls (Mittwoch, 04 März 2015 02:42)

    Da fällt mir gerade ein Musikzitat ein:

    "Es ist mein Wunsch, wieder Träume zu erlauben."
    Unheilig - Geboren um zu Leben.
    :)

  • #1

    Kary (Mittwoch, 04 März 2015 02:26)

    step 3 ist echt schön. :,)


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