„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Implikatur

Eine Implikatur ist der Teil einer Äußerung, der nur implizit mitgeteilt wird.

Sie ermöglicht einem Sprecher mehr zu kommunizieren als literal gesagt wird.

Beispiele:

Karl: "Wie schlägt sich Kurt in seinem neuen Job."

Bob: "Sein Chef hat sich noch nicht aus dem Fenster gestürzt."

Bob hat gesagt: dass sich Kurts Chef noch nicht aus dem Fenster gestürzt hat.

Bob hat implizit mitgeteilt: dass Kurt noch kein fataler Fehler unterlaufen ist.

Bei Äußerungen lässt sich also zweierlei unterscheiden:

·        Das, was der Sprecher (wörtlich) gesagt hat.

·        Das, was der Sprecher nicht gesagt, aber trotzdem mitgeteilt hat.

Paul Grice nennt das nichtGesagte, aber Mitgeteilte, eine "Implikatur".

Er unterscheidet zwei Arten von Implikaturen:

1. Konversationale Implikatur

Eine Konversationale Implikatur entsteht durch Konversationsmaximen zwischen den Konversationsteilnehmern.

Hintergrund: Paul Grice zufolge liegt sprachlicher Kommunikation eine Art der Kooperation zugrunde, für die folgendes Kooperationsprinzip gilt:

„Make your conversational contribution such as is required,

at the stage at which it occurs, by the accepted purpose or direction

of the talk exchange in which you are engaged“
- Paul Grice: Logic and Conversation, S. 26

Aus dem Prinzip ergeben sich Konversationsmaximen wie z.B.:

·        Quantität: Sei so informativ wie nötig!

·        Qualität: Sage nichts, was du für falsch hältst!

·        Relevanz: Sei relevant!

·        Weise: Sei verständlich!

Beispiel 1: Es ist spät abends.

Karl: "Mir geht gleich das Benzin aus."

Kurt: "In der zweiten Straße links ist eine Tankstelle."

Kurt hat nicht gesagt, aber implikiertdass die Tankstelle vermutlich offen ist.

Karl kann dies wie folgt erschließen:

1. Kurt hält sich an das Kooperationsprinzip.
2. Der Hinweis auf die Tankstelle würde die Relevanzmaxime verletzten, wenn Kurt nicht vermuten würde, dass sie geöffnet ist.
3. Also: Kurt vermutet, dass die Tankstelle geöffnet ist.

Grundlage für diese Folgerung ist sprachliches Verstehen zusammen mit dem zwischen Karl und Kurt geteilten Hintergrundwissen.

Beispiel 2: Karl und Kurt wollen während ihrem Frankreichurlaub Bob besuchen.

Karl: "Wo wohnt Bob?"

Kurt: "Irgendwo in Südfrankreich."

Kurt implikiert, dass er nicht weiß, wo Bob wohnt. Karl kann dies daraus folgern, dass sich die mangelnde Informativität von Kurts Äußerung nur so erklären lässt.

Konversationale Implikaturen sind typischer Weise:

- nicht vermeidbar (non detacheable). Man kann das Gesagte nicht so formulieren, dass die Implikatur nicht auftritt.
- stornierbar (cancellable). Man kann sie explizit ausschließen: "In der zweiten Straße links ist eine Tankstelle, aber vermutlich ist sie geschlossen."
- berechenbar (calculable). Was implikiert wurde, muss sich mit Hilfe eines Arguments explizit machen lassen.

Die oberen Beispiele betreffen partikuläre konversationale Implikaturen: Die Sätze werden nicht üblicherweise dazu verwendet, die Implikaturen zu machen.

Bei generellen konversationalen Implikaturen ist dies hingegen der Fall:

"Jones trifft sich heute Abend mit einer Frau"

àimplikiert üblicherweise: Sie ist nicht seine Frau.

"Jemand hat meine Katze überfahren!"

àimplikiert üblicherweise: Ich habe sie nicht überfahren.

"Maria hat drei Katzen."

àimplikiert üblichwerweise: Maria hat drei und nicht mehr als drei Katzen.

2. Konventionelle Implikatur

Eine Konventionale Implikatur ist Bestandteil der konventionellen Bedeutung  von bestimmten Ausdrücken.

Beispiel: "Sie ist arm, aber ernährt sich gesund."

Der Satz implikatiert einen Gegensatz zwischen Armut und gesunder Ernährung.  

Aber: Es ist strittig, ob es echte Fälle von konventionellen Implikaturen gibt.

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Kommentare: 1
  • #1

    WissensWert (Montag, 10 Juni 2019 15:08)

    https://plato.stanford.edu/entries/implicature/


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