„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

David K. Lewis über das Universalienproblem

David Lewis vertritt einen Klassennominalismus. Eine intrinsische  Eigenschaft ist für ihn eine Menge tatsächlicher und möglicher Individuen:

- Die Eigenschaft, geladen zu sein, ist die Menge aller tatsächlichen oder möglichen Individuen, die geladen sind.

- Die Eigenschaft, geladen oder nicht geladen zu sein, ist die Menge aller tatsächlichen oder möglichen Individuen.

- Die Eigenschaft, geladen und nicht geladen zu sein, ist die leere Menge.

- Die Eigenschaft, geladen und massereich zu sein, ist die Vereinigungsmenge aller geladenen und massereichen Individuen.

- Die Eigenschaft, geladen oder massereich zu sein, ist die Schnittmenge aller geladenen und massereichen Individuen.

Eine relationale Eigenschaft (Relation) ist dementsprechend eine Menge von n-Tupeln von tatsächlichen oder möglichen Individuen:

- Die Eigenschaft, einen Meter voneinander entfernt zu sein, ist die Menge aller geordneter Paare von tatsächlichen oder möglichen Individuen, die einen Meter voneinander entfernt sind.

Lewis´ Kriterium für Eigenschaftsidentität ist damit intensionalF ist dieselbe Eigenschaft wie G genau dann, wenn die Menge der tatsächlichen und möglichen Gs identisch ist mit der Menge der tatsächlichen und möglichen Fs.

Lewis‘ Theorie ist des Weiteren eine Theorie üppiger Eigenschaften. Jedes Prädikat, das wir sinnvollerweise bilden können, referiert auf eine Eigenschaft.

Beispiel:

{a1, a2, a3, …}

a1, a2, … : willkürlich aus dem Universum herausgegriffene Atome.

Hier handelt es sich nach Lewis‘ Definition um eine Eigenschaft, für die wir aber wahrscheinlich kein sinnvolles Prädikat haben.

Lewis´ Theorie besitzt einige Vorteile:

- Die Theorie sagt uns, was Eigenschaften "wirklich sind": Mengen möglicher Individuen.

- Die Theorie ist ontologisch sparsam in dem Sinne, dass nicht zusätzlich zu Individuen (Partikulare) noch eine weitere Entität postuliert werden muss.

- Die Theorie liefert uns ein klares Kriterium für Eigenschaftsidentität.

Lewis´ Theorie besitzt aber auch einige Nachteile:

- Die Theorie scheint folgender Intuition zu widersprechen: Wenn ich sage "grün ist meine Lieblingsfarbe", dann meine ich damit nicht "Ich mag alle möglichen grünen Dinge".

Wenn wir meinen, dass Eigenschaften hyperintensional individuiert werden sollten, ist Lewis‘ Kriterium nicht für Eigenschaftsidentität nicht ausreichend.

- Es scheint einen intuitiven Unterschied zwischen Eigenschaften wie, rot zu sein, und Eigenschaften wie, ein Löwe oder eine Schokopraline zu sein, zu geben. Diesen Unterschied kann Lewis Ansatz nicht einfangen.

Lewis versucht den letzten Nachteil zu beheben. Nach Lewis gibt es eine "Elite"-Klasse natürlicher EigenschaftenDies sind (grob gesprochen) die Eigenschaften, die in unseren besten physikalischen Theorien über die Welt vorkommen, z.B. eine bestimmte Masse oder eine bestimmte Ladung zu haben.

Ein prima facie Problem von Lewis´ Theorie ist, dass sie Eigenschaften über Mengen definiert. Mengen sind aber prima facie abstrakte Entitäten. Lewis‘ Strategie zur Lösung dieses Problems besteht darin, eine Analyse der Mengenlehre in mereologischen Begriffen zu liefern. Die Teil-Relation erledigt einen Großteil der Arbeit, die die Mengen-Relation in der Mengenlehre leistet. Eine Menge einiger Objekte ist für ihn nur deren mereologische Summe.

Literaturverzeichnis

Lewis, David K. (1970). Nominalistic Set Theory. Noûs 4 (3):225-240

Lewis, David K. (1983). New Work for a Theory of Universals. Australasian Journal of Philosophy
61(4), S. 343 - 377.

Lewis, David K. (1986a). On the Plurality of Worlds. Oxford: Oxford University Press.

Lewis, David K. (1986b). Against Structural Universals. Australasian Journal of Philosophy 64(1), S. 25 - 46.

Lewis, David K. (1990). Parts of Classes. Oxford: Oxford University Press.

Lewis, David K. (1993). Mathematics is Megethology. Philosophia Mathematica 1(1), S. 3 - 23.

Lewis, David K. (1999). Papers in Metaphysics and Epistemology: Volume 2. Cambridge: Cambridge University Press.

Lewis, David (2002). Tensing the Copula. Mind 111(441), S. 1 - 13.

Lewis, David K. (2008). Ramseyan Humility. In: David Braddon-Mitchell und Robert Nola (Hrsg.): Conceptual Analysis and Philosophical Naturalism. Massachusetts: MIT-Press, S. 203 - 222.

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