„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

König David

Putzig sieht er aus, der kleine David aus dem Bibelbilderbuch, nicht wahr? Ein Engelchen, ein Traumschwiegersohn, lieblich und rein, voller Liebe und Freude, quasi ein Superchrist...

Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich dieses schöne Bild nun etwas realistischer zurechtrücke. Dazu muss ich nur die Geschichte zitieren. Schauen wir mal, was Ihnen die Sonntagsschullehrer verschwiegen haben.

Die absurde Vorgeschichte

Als Davids Geschichte beginnt, ist Saul noch König von Israel. Die Geschichte von Saul ist absolut unglaublich, wenn man an den in unseren Kirchen proklamierten Gott glaubt. Wer die Bibel als den Dan Brown-Roman ernst nimmt, der sie ist, erkennt den von Dawkins treffend als "capriciously malevolent bully" bezeichneten Gott sofort wieder. Gott setzt Saul als König ein und gibt ihm folgende Anweisung: Weil die Amalekiter vor langer Zeit den Israeliten auf ihrem Weg aus Ägypten in den Weg getreten seien, soll er die heutigen Amalekiter allesamt ausrotten - Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, mitsamt den Tieren (1. Samuel 15, 2-3). Saul mordet und schlachtet, aber er verschont den König der Amalekiter, Agag, und die besten Tiere (1. Samuel 15, 9). Die Bibel erzählt uns anschliessend, Gott bereue es, dass er Saul zum König gemacht habe (1. Samuel 15, 11), Gott bereue nie etwas(1. Samuel 15, 29), und dann erneut, dass Gott es bereue, Saul zum König gemacht zu haben (1. Samuel 15, 35).

Da sich nun also Saul als zu wenig blutrünstig und zu gnädig erwiesen hatte, musste ein neuer König her, einer, der bei solchen Angelegenheiten nicht zwei mal überlegte. Sie sehen: Wenn man die Vorgeschichte kennt, weiss man eigentlich schon von Anfang an, was dieser David für ein Mensch ist.

Die Zeit als zukünftiger König

David wird von Samuel zum zukünftigen König gesalbt. Gottes Geist verlässt Saul, wird dort durch einen bösen Geist ersetzt (ebenfalls sponsored by God himself) und lässt sich auf David nieder. In seiner ersten Schlacht gegen die Philister zeigt sich bereits, dass David die Killermaschine ist, die Gott wollte: "Und die Weiber sangen gegeneinander und spielten und sprachen: Saul hat tausend geschlagen, aber David zehntausend.(1. Samuel 18, 7). David wird dank seiner Tötungen zum Superstar. Dann wird uns ein erstes Mal klargemacht, dass David ein weiser Mann nach Gottes Geschmack war (1. Samuel 18, 14). Behalten Sie das im Kopf. Wie das aussieht, wenn einer weise und gottgefällig ist, können wir kurz darauf ein erstes Mal belustigt nachlesen:

1. Samuel 18, 20-27:
 "Aber Michal, Sauls Tochter, hatte den David lieb. Da das Saul angesagt ward, sprach er: Das ist recht; 21 ich will sie ihm geben, daß sie ihm zum Fall gerate und der Philister Hände über ihn kommen. (...) So sagt zu David: Der König begehrt keine Morgengabe, nur hundert Vorhäute von den Philistern, daß man sich räche an des Königs Feinden. (...) 27 da machte sich David auf und zog mit seinen Männern und schlug unter den Philistern zweihundert Mann. Und David brachte ihre Vorhäute dem König in voller Zahl, daß er des Königs Eidam würde. Da gab ihm Saul seine Tochter Michal zum Weibe."


David poliert mit Schlachten und Lügen (1. Samuel 21, 2) weiter seinen Ruf auf. Er und seine Männer begegnen einem "harten und boshaften" Mann namens Nabal, dem sie allen Besitz inklusive Frau wegnehmen, nachdem Gott ihn umgelegt hat (1. Samuel 25, 2-39). David rottet verschiedene Völker aus, unter anderem die Amalekiter, die kurz davor bereits von Saul mit Ausnahme des Königs vollständig ausgerottet worden waren. xD

Die Zeit als Israels König
David wird schliesslich zum König über ganz Israel gesalbt und macht weiter, wo er aufgehört hatte: Er verbreitetGottes Güte, Gnade, Gerechtigkeit und Liebe.


2. Samuel 3, 28+29: "Ich und mein Königreich sind ewiglich unschuldig vor dem HERRN an dem Blut Abners, des Sohnes Ners; 29 es falle aber auf den Kopf Joabs und auf das ganze Haus seines Vaters, und es möge im Hause Joabs nie an solchen fehlen, die einen Eiterfluß und Aussatz haben und die am Stecken gehen und durch das Schwert fallen und an Brot Mangel leiden!"

2. Samuel 4, 12: "Und David gebot den Knappen; die brachten sie um und hieben ihnen Hände und Füße ab und hängten sie auf am Teiche zu Hebron."

2. Samuel 5, 6-8: "Der König zog nun mit seinen Männern nach Jerusalem. Die Jebusiter, die damals noch dort wohnten, sagten zu ihm: "Du wirst hier nie hereinkommen. Selbst Blinde und Lahme werden dich vertreiben." (...) 7 Aber David nahm die Bergfestung Zion ein, und sie wurde zur Davidsstadt. 8 Er sagte damals: "Wer in den Wasserschacht gelangt und die Jebusiter überwältigt, soll diese Blinden und Lahmen erschlagen, die mir so verhasst sind!" Deshalb sagt man: "Ein Blinder und ein Lahmer, die dürfen nicht ins Haus!'"

Genau wie Mose darf David als Gottes Liebling tun, was er will, und wer ihn kritisiert, wird übel gestraft:

2. Samuel 6, 14-23: "Und David tanzte mit aller Macht vor dem HERR her und war begürtet mit einem leinenen Leibrock. (...) 20 Da aber David wiederkam sein Haus zu grüßen, ging Michal, die Tochter Sauls, heraus ihm entgegen und sprach: Wie herrlich ist heute der König von Israel gewesen, der sich vor den Mägden seiner Knechte entblößt hat, wie sich die losen Leute entblößen! (...) 23 Aber Michal, Sauls Tochter, hatte kein Kind bis an den Tag ihres Todes*."
*= 2. Samuel 21, 8: "...und die fünf Söhne Michals, der Tochter Sauls, die sie dem Adriel geboren hatte..."

David schlachtet die Philister (wieder einmal), die Moabiter, die Syrer, die Ammoniter (es ist nie Selbstverteidigung, und die Angaben zu den Gefallenen widersprechen sich immer wieder)... Dann schnappt er sich eine heisse Braut (Batseba) und schickt deren Mann in den Tod. Und so gelingt auch Gottes Liebling David das Kunststück, zumindest vorübergehend zu Gottes Hassobjekt zu werden. Gottes Strafe:

2. Samuel 12, 11:
 "Siehe, ich will aus deinem Hause Unglück über dich erwecken, und ich will deine Weiber vor deinen Augen nehmen und sie deinem Nächsten geben, daß er bei deinen Weibern liege vor den Augen dieser Sonne!"

Was Gott hier meint: Dein Sohn Absalom wird in der Öffentlichkeit deinen gesamten Harem vergewaltigen. So trifft es später ein. Dann wird es wieder verwirrend: Gott lässt David ausrichten, dass er seine Sünde "hinweggetan" habe und ihn nicht töten werde. Dafür soll aber das Kind sterben, das David mit der geklauten Frau gezeugt hat. Es folgt die nächste beispiellose Grausamkeit:

2. Samuel 12, 29-31:
 "Da versammelte David alles Volk und zog nach Rabba, und er stritt wider dasselbe und nahm es ein. (...) Und die Beute der Stadt brachte er hinaus in großer Menge. 31 Und das Volk, das darin war, führte er hinaus und legte es unter die Säge und unter eiserne Dreschwagen und unter eiserne Beile, und ließ sie durch einen Ziegelofen gehen*. Und also tat er allen Städten der Kinder Ammon."
*= Man ist sich nicht einig, ob damit Folter oder Versklavung gemeint ist

Davids Ende
Es gäbe noch einiges zu erzählen... Gegen Ende verlangt Gott von David, er solle eine Volkszählung durchführen (2. Samuel 24, 1). David tut es und merkt zu spät, dass es eine Falle war: "Und das Herz schlug David, nachdem das Volk gezählt war. Und David sprach zum HERRN: Ich habe schwer gesündigt, daß ich das getan habe." Natürlich folgt eine grässliche Strafe von oben.

David tötet massenweise, flucht und intrigiert, lügt und wird sogar mehrfach von Gott für Sünden bestraft. Dennoch proklamiert er:

2. Samuel 22, 21-25: "21 Der HERR tut wohl an mir nach meiner Gerechtigkeit; er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände. 22 Denn ich halte die Wege des HERRN und bin nicht gottlos wider meinen Gott. 23 Denn alle seine Rechte habe ich vor Augen, und seine Gebote werfe ich nicht von mir; 24 sondern ich bin ohne Tadel vor ihm und hüte mich vor Sünden. 25 Darum vergilt mir der HERR nach meiner Gerechtigkeit, nach meiner Reinigkeit vor seinen Augen."

Wie scheidet David aus dem Leben? Mit zwei Mordaufträgen:

1. Könige 2, 1.9: "Als nun die Zeit herbeikam, daß David sterben sollte, gebot er seinem Sohn Salomo und sprach: 2 Ich gehe hin den Weg aller Welt; (...) 5 Auch weißt du wohl, was mir getan hat Joab, der Sohn der Zeruja, (...) 6 Tue nach deiner Weisheit, daß du seine grauen Haare nicht mit Frieden hinunter in die Grube bringst. (...) 8 Und siehe, du hast bei mir Simei, (...) der mir schändlich fluchte zu der Zeit, da ich gen Mahanaim ging. (...) 9 Du aber laß ihn nicht unschuldig sein; denn du bist ein weiser Mann und wirst wohl wissen, was du ihm tun sollst, daß du seine grauen Haare mit Blut hinunter in die Grube bringst."

Bittere, blutige Rache
 ist das letzte, was von David in Erinnerung bleibt. Simei, den er tot sehen wollte, hatte ihn angeklagt:


2. Samuel 16, 7+8: "Heraus, heraus, du Bluthund, du heilloser Mann! 8 Der HERR hat dir vergolten alles Blut des Hauses Sauls, daß du an seiner Statt bist König geworden. Nun hat der HERR das Reich gegeben in die Hand deines Sohnes Absalom; und siehe, nun steckst du in deinem Unglück; denn du bist ein Bluthund."

Wer würde dem guten Simei nach dieser repräsentativen, unbeschönigten Abhandlung zu Davids Lebensgeschichte noch widersprechen? Die Bibel betont wieder und wieder mit Nachdruck, dass David nichts anderes als ein enorm blutrünstiger, gnadenloser, grausamer, selbstgerechter Herrscher war.

Gastbeitrag von: Raphael Dorigo

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