„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Robert Nozick über die Rechtfertigungsbedingung

Nach der Standardanalyse des Wissens gilt: S weiß, dass p, gdw. gilt:

W1:    p wahr ist (Wahrheit).

W2:    S glaubt, dass p (Überzeugung).

W3:    S hat gute Gründe zu glauben, dass p (Rechtfertigung).

Die Rechtfertigungsbedingung (3) soll einen Zusammenhang zwischen der Glaubensbedingung (2) und der Wahrheitsbedingung (1) herstellen und so den Fall ausschließen, in dem S’s Überzeugung allein durch Zufall wahr ist.

Robert Nozick behauptet: Dieser Zusammenhang lässt sich direkter herstellen:

W3A: Wenn p nicht der Fall wäre, würde S nicht glauben, dass p. formalØ® Ø(S glaubt, dass p)

W3B : Wenn p der Fall wäre, würde S glauben, dass p.

formal: p ® S glaubt, dass p.

Nach Nozicks Wissensanalyse gilt also:

W1:    p wahr ist (Wahrheit).

W2:    S glaubt, dass p (Überzeugung).

W3A:  Ø® Ø(S glaubt, dass p)

W3B® S glaubt, dass p

Fallbeispiel: Kurt nimmt seinen Sohn mit in den Zoo. Sie stehen vor einem Gehege in dem sich einige Zebras befinden, der Sohn fragt "Sind das Zebras?" und Kurt antwortet "Ja". Weiß Kurt, dass die Tiere im Gehege Zebras sind?

Problem: Kurt weiß nicht, dass die Tiere im Gehege keine schwarz-weiß angemalten Maultiere sind. Und Kurt weiß, dass gilt: Wenn die Tiere im Gehege Zebras sind, dann sind sie keine geschickt als Zebras zurechtgemachte Maultiere.

Laut dem Principle of Deductive Closure (kurz: CP) gilt:

CP: Wenn S weiß, dass p und S weiß, dass q aus p folgt, dann weiß S auch, dass q.

formal: K(S,p) & K(p Þ q) ® K(S,q)

Aus CP folgt:

(P1) Kurt weiß nicht, dass die Tiere im Gehege keine geschickt als Zebras zurechtgemachten Maultiere sind.
(P2) Kurt weiß, dass gilt: Wenn die Tiere im Gehege Zebras sind, dann sind sie 
 keine geschickt als Zebras zurechtgemachte Maultiere.
Also folgt gemäß CP:
(K1) Kurt weiß nicht, dass die Tiere im Gehege Zebras sind.

Aus CP folgt: Kurt weiß tatsächlich nicht, dass die Tiere im Gehege Zebras sind.

Dretske: Tatsächlich weiß Kurt aber, dass die Tiere im Gehege Zebras sind.

Denn: Für Kurts Wissensanspruch ist nur relevant, ob er relevante Alternativen ausschließen kann. Und zurechtgemachte Maultiere sind keine r.A.

Das heißt: Kurt weiß, dass die Tiere im Gehege Zebras sind, wenn die Evidenz, auf die sich Kurt stützt:

· ausschließt, dass es sich bei diesen um Löwen, Elefanten, etc. handelt.

· sie muss nicht ausschließen, dass es sich bei den Tieren im Gehege um geschickt als Zebras zurechtgemachte Maultiere handelt.

Dabei gilt: Relevante Alternativen zu p sind nur Alternativen zu p, die in einer der nächsten möglichen Welten der Fall sind, in denen p falsch ist.

Wenden wir Nozicks Wissensanalyse auf CP an:

Beispiel:

(P1) Knut weiß, dass er in Hamburg geboren ist.
(P2) Knut weiß, dass gilt: Wenn er in Hamburg geboren ist, dann ist er ist auf der Erde geboren.

Also folgt gemäß CP:

(K1) Kurt weiß, dass er auf der Erde geboren ist.

Aber laut Nozicks Analyse weiß S, dass p, nur dann, wenn gilt:

W3A: Wenn p nicht der Fall wäre, würde S nicht glauben, dass p. formal: Ø® Ø(S glaubt, dass p)

Und hier betreffen (P1) und (K1) ganz unterschiedliche Umstände:

· Wenn Knut ist nicht in Hamburg geboren wäre, würde Knut nicht glauben, dass er in Hamburg geboren ist.
·
 Wenn Knut nicht auf der Erde geboren wäre, würde Knut nicht glauben, dass er auf der Erde geboren ist.

Laut Nozick ist Wissen genau deswegen nicht unter gewusster logischer Implikation geschlossen, weil Wissen kontrafaktisch abhängig ist.

Also: CP gilt in Nozick Wissensanalyse nicht!

„The failure of knowledge to be closed under known logical implication stems from the fact that condition [3.1] is not closed under known logical implication; condition [3.1] can hold of one statement believed while not of another known to be entailed by the first”

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