„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Kann Etwas aus dem Nichts entstehen?

Von Nichts kommt nichts...

 

Es wird von einigen Gläubigen immer gerne behauptet, dass von Nichts auch nichts kommen kann. Das sieht dann so aus: 

Von Nichts kommt nichts, das Universum kann also nicht aus dem Nichts entstanden sein. Jemand muss es geschaffen haben - Gott. 

Was ist von dieser Behauptung zu halten? 

Das ist, wenn man das logische und naturgesetzliche Rahmenwerk dieses Universums nimmt, wohl tatsächlich der Fall. Setzt man die Logik und die bekannten Naturgesetze voraus, dann gibt es keinen Grund, anzunehmen, dass im Universum aus Nichts etwas entstehen kann. Das ist eine korrekte logische Schlussfolgerung. 

Sagen wir also Folgendes: 

(P1) Wenn die Naturgesetze und damit die Logik gelten, kann unmöglich etwas aus dem Nichts entstehen (empirische Beobachtung).
(P2) Die Naturgesetze und die Logik gelten in unserem Universum (empirisch gestützte Annahme).

_______________________________________________________________________________

(S1) Folglich kann nicht Etwas aus dem Nichts entstehen  [1]. 

Selbstverständlich ist (S1) nur unter bestimmten Umständen eine gültige Schlussfolgerung: Erstens, die Logik muss gültig sein - gilt die Logik nicht, so kann man (S1) selbst dann nicht behaupten, wenn (P1) und (P2) korrekte Annahmen sind. Zweitens müssen beide Prämissen wahr sein, ist nur eine von ihnen falsch, dann ist (S1) nicht gerechtfertigt und es kann etwas ganz anderes der Fall sein. 

Wenn aber weder Logik noch Naturgesetze gelten - diese sind vermutlich überhaupt erst mit dem Universum entstanden - dann sind nicht nur die Prämissen (P1) und (P2) falsch, sondern auch (S1) ist ungültig. Man muss sich immer über die Voraussetzungen im Klaren sein, wenn man gültige Schlussfolgerungen ziehen will.

Nun nehmen wir eine weitere logische Schlussfolgerung: 

(S1) Es kann nicht etwas aus dem Nichts entstehen (aus (P1) und (P2))
(P3) Die Welt existiert (Ontologisches Axiom).

_______________________________________________________________________________

(S2) Folglich muss etwas die Welt geschaffen haben - Gott. 

Nun nochmal: (S2) ist gültig unter der Voraussetzung, dass Naturgesetze und Logik gelten, weil nur dann (S1) gültig ist. Gelten weder Naturgesetze noch Logik, dann ist (S1) nicht gerechtfertigt, damit ist (S2) ein ungültiger Schluss. 

Wenn man nun behauptet, dass die Naturgesetze und die Logik nur innerhalb des Universums gelten - also Gott weder den Naturgesetzen noch der Logik unterliegt (letzteres wird aus verschiedenen Gründen nicht von allen Theologen unterstützt), dann ist die Schlussfolgerung (S1) falsch. Die Grundlagen sind nicht gegeben, um (S1) für gültig zu erachten! Ohne die Voraussetzungen kann man nicht behaupten, (S1) sei wahr!


Wenn aber ohne ein existierendes Universum die Voraussetzungen nicht gegeben sind, dann ist (S2) eine falsche Schlussfolgerung. Vor allem gelten die Naturgesetze nicht für Gott, wie die Theologen (mehrheitlich) behaupten. 

Nimmt man nun an, dass kein Gott existiert, dann widersprechen sich (S1) und (P3), und aus sich widersprechenden Prämissen kann man keine logische Schlussfolgerung ziehen. Folglich muss eine der beiden Prämissen - (S1) oder (P3) - falsch sein. Nun kann man (P3) schlecht anzweifeln, wenn man an den christlichen Gott glaubt und auch kaum, wenn man nicht an ihn glaubt. Folglich ist (S1) falsch. 

(S1) ist auch deswegen falsch, weil, wenn noch kein Universum existiert, es weder Naturgesetze gibt, noch die Logik gilt. Daher kann man den Schluss ziehen, dass es ohne ein existierendes Universum möglich ist, dass etwas aus dem Nichts entsteht! Außerdem, wenn man (S1) korrekt aufschreibt, dann lautet (S1): 

(S1) Folglich kann nichts aus dem Nichts entstehen - in diesem Universum.

Damit würde der Beweis so aussehen: 

(S1) Es kann nicht etwas aus dem Nichts entstehen - in diesem Universum.(aus (P1) und (P2).
(P3) Die Welt existiert (Ontologisches Axiom).

_______________________________________________________________________________

(S2) Folglich muss etwas die Welt geschaffen haben - Gott. 

 

Damit klingt dieser Beweis - nach korrekter Formulierung - schon sehr viel weniger überzeugend ... 

Nimmt man nun an, dass Gott existiert, dann ist (S2) nur genau dann gültig, wenn man voraussetzt, dass auch für Gott die Naturgesetze und die Logik gelten. Da aber genau das von den Theisten bestritten wird (mindestens, was die Naturgesetze angeht), ist (S2) eine ungültige Schlussfolgerung. 

Es ist also völlig gleichgültig, ob man an Gott glaubt oder nicht - (S2) ist in jedem Fall ungültig. Der Schluss ist unausweichlich. 

Man kann das analog für den Beweis der ersten Ursache, für Kontingenz und und und machen und kommt immer zu demselben Schluss - ohne die Gültigkeit der Logik und der Naturgesetze für Gott ist ein Schluss auf Gott immer ungültig. Das ist der Denkfehler des gestohlenen Konzepts. Man setzt zunächst die Gültigkeit der Logik voraus, um auf Gott zu schließen. Sobald man dazu gekommen ist, bestreitet man die Gültigkeit der Logik für Gott, was bedeutet, man hätte zunächst nicht auf Gott schließen dürfen. Man benutzt das Konzept der Logik, um auf Gott zu schließen, sobald man dort angelangt ist, zieht man sich selbst den Boden unter den Füßen wieder weg. Damit ist aber jede gemachte Schlussfolgerung ungültig, also auch die, die einen angeblich auf die Spur des "allein wahren Gottes" geführt hat. 

Aus diesem Grund ist die Behauptung, man könne mit seinem Verstand und der Vernunft auf Gott schließen, schlicht falsch. Außerdem ist die Behauptung, das Universum könne nicht aus dem Nichts entstanden sein, ebenso falsch. Es gibt keine Möglichkeit, diese Behauptung zu beweisen. 

Auch die Empirie gilt dann und nur dann, wenn die Naturgesetze gültig sind  [
2]. Also: 

(P1) Wenn die Naturgesetze und damit die Logik gelten, kann unmöglich etwas aus dem Nichts entstehen (empirische Beobachtung). 

(P1) ist nur dann gerechtfertigt, wenn die Naturgesetze gelten. (P1) ist aber sehr zweifelhaft, wenn diese nicht gelten.

Weitere Schlussfolgerungen


(P4) Nur wenn Logik und Naturgesetze auch für Gott gelten, können wir mit unserem Verstand auf Gott schließen (Logisches Axiom).

(P5) Die Naturgesetze und die Logik gelten nicht für Gott (theistische Behauptung).

_______________________________________________________________________________
(S3) Folglich können wir mit unserem Verstand nicht auf Gott schließen. 

 

Das ist das theistische logische Dilemma. Nimmt man an, dass Gott der Logik unterliegt, kann man nicht auf Gott schließen, mehr noch, Gültigkeit der Logik vorausgesetzt, kann man eventuell darauf schließen, dass der christliche Gott unmöglich existieren kann. Nimmt man an, dass Gott nicht der Logik unterliegt, kann man nicht auf Gott schließen, weil die Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind. 

Ich denke, wenn man behauptet, dass man von der Welt aus auf Gott schließen kann, dann ist den meisten nicht bewusst, dass sie damit die Gültigkeit der Logik für Gott voraussetzen. Das liegt daran, dass sich Gläubige so wenig für Logik interessieren und daher die Fehler nicht kennen, die sie machen. 

Und selbst wenn man das alles ignoriert und (S2) für gültig erklärt - trotz aller Probleme - dann ist der Schluss, dass es sich um Gott handeln muss, immer noch nicht gerechtfertigt, weil man nur bewiesen hat, dass "etwas" das Universum geschaffen hat. Das können mehrere Götter sein, hochstehende Lebewesen, die keine Götter sind, eine unpersönliche, übernatürliche Kraft, ein einzelner Gott, der aber weder allmächtig, allwissend noch sonst etwas sein muss, ein Gott, dessen einzige Fähigkeit darin besteht, das Universum zu schaffen können, das Universum könnte ein Überbleibsel eines Gottes sein, der sich selbst vernichtet hat usw. usf. 

Außerdem, wenn man behauptet, es könne nicht Etwas aus Nichts entstehen, dann ist dies gleichbedeutend mit der Behauptung: 

(P6) Es existiert kein Grund, aus dem Etwas existiert. 

Allerdings behaupten die Theisten, dass Gott ohne Grund existiert. Sie widersprechen sich also damit selbst, wenn sie behaupten, Gott könne ohne Grund existieren, das Universum aber nicht (beides, Gott und Universum, könnten auch ewig existieren - man kann also die Existenz des Universums auch ohne Gott erklären, wenn man die Hypothese, dass das Universum aus dem Nichts entstanden ist, für zu gewagt hält). 

Diese Überlegungen zeigen, dass die Existenz eines Universums, welches nicht geschaffen wurde, nicht logisch widersprüchlich ist, wie oft behauptet wird. 

Ich hatte bereits geschrieben, dass bestimmte Dinge das Vergehen von Zeit voraussetzen. Eine Handlung setzt mindestens voraus, dass es ein "nachher" gibt und zwei Zustände, die sich voneinander unterscheiden. Kausalität setzt aber mehr voraus: Sie setzt voraus, dass es ein "vorher" gibt und ein "hinterher". Wenn es ohne ein Universum keine Zeit gibt, dann gibt es kein "vorher" (auch wenn wir uns das nicht vorstellen können - wir sind eben an eine Raum-Zeit gebunden). Da es ohne Universum kein "vorher" gab, kann Gott das Universum nicht verursacht haben. Es ist daher unsinnig zu behaupten, dass Gott das Universum in irgendeiner Form "verursacht" oder geschaffen haben sollte. Gott hatte keine Zeit, um das Universum zu schaffen. Da Zeit eine Zustandsänderung bedeutet gab es ohne Raum und Zeit auch keine Zustände, die hätten verändert werden können. Erst mit der Entstehung des Universums entstand ein "nachher" und dann Kausalität. 

Man kann daraus schließen, dass das Universum unverursacht entstanden ist. 

Von Gott wird (von christlichen Theologen) angenommen, dass er "außerhalb" von Raum und Zeit existiert - aber das ist eine unsinnige Annahme. Wie soll Gott agieren können, wenn er keine Zeit hat, um eine Aktion durchzuführen? Wie soll er im Universum agieren können, wenn er nicht zeitlich wird? Aber agieren kann er erst, wenn es ein Universum bereits gibt. 

Übrigens bedeutet dies auch, dass beliebig viele Universen existieren können, die alle unverursacht entstanden sind. Vielleicht gibt es in der Mehrheit dieser Universen kein Leben, dass sich darüber wundern kann, dass die Umstände so ungünstig sind, dass es kein Leben gibt. In einigen Universen aber gibt es Leben, welches sich dann darüber wundert, wieso die Umstände so günstig sind, dass Leben entstehen konnte.


Anmerkungen:

  1.  Diese Schlussfolgerung wird oft durch den Hinweis bestritten, dass in der Quantenmechanik Materie und Energie aus dem Nichts entsteht - das ist keine bloße Theorie, sondern beruht auf dem messbaren Casimir-Effekt. Allerdings gilt hierbei, dass die Quantenmechanik die Existenz von Materie voraussetzt, ohne Materie kann also auch nichts aus dem Nichts entstehen. Könnte man nachweisen, dass der Effekt auch ohne jede Materie vorhanden ist, dann hätte man ein empirisches Gegenargument gegen die Schlussfolgerung, aber ein solcher Nachweis ist nicht möglich.
  2. Ein weiterer Einwand ist der: Wenn die Naturgesetze existieren, dann (und nur dann) kann nicht Etwas aus dem Nichts entstehen. Aber, wenn nichts existiert, dann gelten die Naturgesetze nicht, die verbieten, dass Etwas aus dem Nichts entsteht. Folglich ist es logisch möglich. Dasselbe Ergebnis, wenn man die Kausalität einbezieht. Kausalität gibt es nur, wenn Zeit vergeht und die Naturgesetze gelten. Dann kann ein Ereignis sich nicht selbst verursachen. Nun sind aber Zeit und Kausalität erst mit dem Universum entstanden, folglich ist es möglich, dass ein Ereignis - die Entstehung des Universums - sich selbst verursacht.

Verweise

Gastbeitrag von: Volker Dittmar

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Kommentare: 8
  • #8

    Christoph Henrich (Samstag, 19 August 2023 12:19)

    Das philosophische - oder absolute Nichts gründet auf absolute Bezugsnullpunkte im endlich Kleinen. Das absolute - oder ewige und allgegenwärtige Dasein Gottes gründet auf das unbedingte unendlich Kleine. Da es nun aber das unbedingte unendlich Kleine gibt, kann es ergo keine absolute Nullbezugs- punkte geben und folglich somit auch kein philosophisches - oder absolutes Nichts existieren. Da absolutes Nichts auch absolute Machtlosigkeit oder - null Möglichkeit oder - Unmöglichkeit bedeutet, muss es also umgekehrt eine absolute Allmöglichkeit = Allmacht = Gott geben.

  • #7

    Christoph Henrich (Samstag, 19 August 2023 11:57)

    Das philosophische - oder absolute Nichts gründet auf absolute Bezugsnullpunkte im endlich Kleinen. Das absolute - oder ewige und allgegenwärtige Dasein Gottes gründet auf das unbedingte unendlich Kleine. Da es nun aber das unbedingte unendlich Kleine gibt, kann es ergo keine absolute Nullbezugs- punkte geben und folglich somit auch kein philosophisches - oder absolutes Nichts existieren. Da absolutes Nichts auch absolute Machtlosigkeit oder - null Möglichkeit oder - Unmöglichkeit bedeutet, muss es also umgekehrt eine absolute Allmöglichkeit = Allmacht = Gott geben.

  • #6

    Thimo (Donnerstag, 01 Juli 2021 10:13)

    Die einzige logische Schlussfolgerung ist die, das wir Teil einer künstlichen Intelligenz sind, die unser Wesen für einen bestimmten Zweck erforscht. Nur eine künstliche Intelligenz ist dazu in der Lage eine derartige Illusion des Lebens an sich zu erschaffen. Nimmt man an, das es eine reale Welt gibt, ist in dieser das Nichts nicht existent, und alles ist immer. Somit könnte der Sinn der Existenz unserer Illusion der sein, herauszufinden was Nichts ist. Da dies jedoch nicht möglich ist, da das Nichts auch virtuell nicht kreiert werden kann, sind wir auch virtuell immer. Es gibt weder Anfang noch Ende. Alles ist. Man könnte sagen das Ego war zuerst, Gott in seinem sosein die Illusion der Vergänglichkeit.

  • #5

    Johannes (Dienstag, 01 Dezember 2020 10:49)

    Unser Kosmos ist geordnet und das ist auch die Bedeutung vom griechischen Wort Kosmos. Chaos ist das Gegenteil, nämlich völliges durcheinander. Genau letzteres entsteht wenn man Logik einfach zur Disposition stellt. Warum sollte es keinen Gott außerhalb von Raum und Zeit geben der logischerweise als Schöpfer agiert aber den Naturgesetzen nicht unterliegt ? Zahlen sind doch auch nicht an Raum und Zeit gebunden und trotzdem ist das Ergebnis von 1+1 = 2 logisch.

  • #4

    Christoph Henrich (Dienstag, 28 Januar 2020 11:21)

    ERKENNTNISTEIL
    Einleitung zum Gedanken- oder Erkenntnisteil
    eine Motivation für den philosophischen Gedankenteil liegt darin begründet, dass ich das Bedürfnis habe, für jeden einzelnen Menschen und damit für alle, angesichts der vielfältigen Existenz bedrohender Natur- und Humanfaktoren, einen rational-logischen Zugang zur All-Möglichkeit oder Allmacht aufzuzeigen. Mit diesen Begriffen will ich per Definition zu dem allseits bekannten Begriff von einem allmächtigen personalen Gott kommen, der als liebender Gott dem Menschen den nötigen Halt im Leben gibt. Ich will damit aufzeigen, dass meine schwere Behinderung, die mich täglich mehr Kraft zur Bewältigung des Alltags kostet, nicht daran hindert, über Gott nachzudenken. Im Gedanken- oder Erkenntnisteil wird nun mithilfe der rational-logischen Methode für jeden Menschen nachvollziehbar erklärt, warum die Erfahrungsphänomene wie das Nichts, der Tod und die Unmöglichkeit, die ja unschwer vom Bedeutungsinhalt her gesehen als gleich angesehen werden müssen oder können, in Wirklichkeit keine absolute, sondern nur relative Phänomen-Größen darstellen. Darum muss also jetzt, wenn Tod = Nichts = Unmöglichkeit nur relativ sind, nach dem logischen Umkehrschluss Leben = Da-sein = Möglichkeit absolut sein. Wenn es aber nun eine absolute Möglichkeit gibt, dann muss es nach der logischen Wort-Gleichung-Formel eine absolute Möglichkeit = All-Möglichkeit = All-macht = Gott = inklusive personalem Gott geben, der eben als personaler absoluter Gott durch seinen allmächtigen Willen seine relative sowie räumlich und zeitlich endliche Schöpfung aus einem relativen Nichts hervorbringt. Man versteht unter einem relativen Nichts auch das physikalische Nichts, das, wie Physiker erklären, aus einem sogenannten Quantenschaum besteht (die Bedeutung des Begriffs kann man gut und verständlich bei Google oder unter Wikipedia nachschlagen).

  • #3

    Dietrich Kothe (Donnerstag, 30 Mai 2019 16:04)

    Confessio 19
    Überlegung: Warum ist überhaupt etwas und nicht viel mehr nichts (Heidegger), ist im Grunde unsinnig, da von vornherein nicht beantwortbar (Witgenstein). Das Wissen um die Welt ist fortgeschritten, dennoch gering, reicht aber immerhin bis zum Phänomen des sog. Urknalls. Der Glaube, die Welt sei erschaffen von einer nicht zu erfassenden Wesenheit vor und außerhalb des Orbits, sozusagen einer Ur-Kraft alles Seins, könnte einsetzen bei dem über das Wissensmögliche Hinausreichende. Selbst wenn dann in diesen Glauben die Ursache aller Vorhandenheiten einflösse, wäre die eingangs zitierte Frage nach dem Weshalb nicht beantwortet.

    Zum Sein im Allgemeinen

    1. Nichts kann aus einem Nichts sein. Und zwar weder aus einem relativen (einem inhaltslosen Etwas) noch gar absoluten (einer totalen Nichtvorhandenheit).
    1.2 Die Behauptung der Entstehung / Erschaffung des Alls aus einem / dem Nichts (der jüdischen/christlichen Mythologie) ist folgewidrig.
    1.2.1 Bereits die Nennung "Nichts" ließe zwar ein bloßes Etwas entstehen, also eine begriffliche Vorhandenheit. Diese wäre jedoch ohne inhaltliche Gegebenheit, also bar einer Aussage darüber.

    2. Alles Seiende ist nur als Folge jeweils einer Ursache zu denken (s. 1.).
    2.1 Alles Seiende ist auch mit der Möglichkeit ausgestattet, Ursache eines Seins außerhalb von sich zu sein / werden.
    2.1.1 Nichts kann in ein Nichts nichten.
    2.1.2 Die Unendlichkeit allen Seins ist gegeben.

    3. Die Ursache eines entstandenen Seienden liegt außerhalb von ihm.
    3.1 Da nichts aus einem Nichts entstanden sein kann, muss auch die Singularität /das Ur-Atom eine Ursache haben.
    3.1.1 Der Ausgangspunkt allen Seins, der Ur-Grund des Seins, ist mit den Zeitbegriffen (4.2.1) von Anfang und Ende nicht zu fassen.
    3.1.2 Der hervorbringende Ausgangspunkt, der Ur-Grund, von Sein kann seine Ursache nur in sich haben.
    3.1.3 Alles Sein ist aus dem Ur-Grund des Seins entstanden.

    4. Da kein Ende von allem zu denken ist (2.1.2), erübrigt es sich auch, über einen Anfang zu mutmaßen.
    4.1 Jegliches erfassbare Existente hat nach Auffassung der Astrophysik seine Ursache in der Singularität (Lemaitre: Ur-Atom) vor dem sog. Urknall.
    4.2 Nach (Einstein) E=m∙c2 ist von der Möglichkeit der Umwandlung von Energie, Masse und Lichtgeschwindigkeit auszugehen.
    4.2.1 Die Entstehung von Raum und Zeit gründet im Wandlungsprozess der Expansion der Singularität / des Ur-Atoms vor ca. 14 Milliarden Jahren.
    4.2.2 Die Ausdehnung des Alls und der fortschreitende Wandel von allem Seienden – wie etwa die Evolution – hat nach heutigem Wissensstand in diesem Prozess seinen Ursprung.

    5. Ist aus der Singularität alles orbitale Sein hervorgegangen, muss in ihr über z. B. E=m∙c2 hinaus auch die Grundverfasstheit zu allem Sein gegeben gewesen sein.
    5.1 Alles, was geworden ist und was noch werden wird, ist seit Beginn vorhanden gewesen als unerschöpfliche Variationsmöglichkeiten der Elemente in der Singularität / des Ur-Atoms.

    6. Da Zeit und Raum erst als Resultate der Bildung und Expansion der Singularität zu betrachten sind, ist die Frage nach einem Davor und Danach unseres Universums wegen dessen Zeit- und Raumlosigkeit unsinnig.
    6.1 Ein vor-universaler Zustand ist nicht beschreibbar. Da alle existenz-umreißenden Begriffe universal, also das Universum nach seiner Entstehung betreffend sind.

  • #2

    Leho (Samstag, 11 August 2018 22:05)

    Das hört sich nach einem Taschen Spieler Trick an, ich eleminiere die Logik und die Naturgesetze und schon ist alles möglich. Dann wäre auch ein runder Würfel möglich. Oder eine 5 die gerade ist, hier wird die Bedeutung und Definition unsere Worte verdreht! Wir können uns viele unlogisch Dinge vorstellen der Phantasie ist keine Grenze gesetzte doch das Universum und alles andere hat genau das ; Grenzen und gesetzte. Nichts heißt eben nichts! So ist das Wort und das Verständnis dafür. Die logische aller Erkältungen von allen ist und bleibt demnach das es einen Schöpfer gibt und wir über unsere Welt (Universum) nicht hinaus schauen können.

  • #1

    WissensWert (Sonntag, 17 Juli 2016 14:03)

    Wenn von Nichts nichts kommen kann, kann Gott nichts aus dem Nichts erschaffen.

    Wenn Gott etwas aus dem Nichts erschaffen kann, kann etwas aus Nichts entstehen. Abgesehen, ohnehin, von Gott, denn der kommt auch aus dem Nichts.

    Wenn diese Regel nicht gilt, weil Gott ewig existiert, kann auch die Welt ohne Gott ewig existieren. Auch, wenn unser Universum einen Anfang hat, widerspricht dies nicht dieser Behauptung, denn: Woraus der Urknall hervorging, kann ewig existiert haben. Das ist genau das, was Gläubige behaupten. Nur gibt es keinen Grund, anzunehmen, dass dies Gott sein muss. Deswegen ist die Existenz von Etwas kein Beweis für Gott. Was man lediglich bewiesen hat, ist, dass die Welt aus etwas hervorging, was ewig existierte. Gott ist davon nur die unwahrscheinlichste aller Möglichkeiten.

    Zudem verstehen die Gläubigen unter "Nichts" ein Gebilde ohne Eigenschaften und ohne Regeln. Außer, dass irgendwie doch die Regel gilt, dass daraus nichts entstehen kann. Woher kommt diese Regel, wenn doch keine gilt? Abgesehen davon, dass "hat keine Eigenschaften und unterliegt keinen Regeln" die Definition von Nichtexistenz ist. Diese Art von "Nichts" kann nicht existieren und hat nie existiert. Abgesehen davon, dass in dem Nichts ja auch Gott irgendwie existieren muss und seine Regeln gelten, wenn er welche machen könnte.


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