„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Ernest Nagel: Theorienreduktion

Nach Ernest Nagel The Structure of Science (1961) gilt:

Eine Theorienreduktion einer Theorie B auf eine Theorie A liegt vor, gdw. alle Gesetze der Theorie B (evtl. mittels Brückengesetze) logisch ableitbar sind aus:

a.    Den Gesetzen der Theorie A.

b.    Korrespondenzsätze für die Begriffe aus der Theorie B.

c.    Den Systemspezifikationen bzw. Umständen.

BSP: Die anorganische Chemie ist theorienreduzierbar auf die Quantenmechanik.

Denn nehmen wir bspw. das Gesetz G aus der anorchanischen Chemie: Elemente der 1. Hauptgruppe reagieren stark mit Elementen aus der 7. Hauptgruppe (z.B. Natrium und Chlor zu NaCl). Dann ist G logisch ableitbar aus:

a.    Den Gesetzen der Quantenmechanik.

b.    Korrespondenzsätze, die chemischen Begriffen wie "Elemente aus der 1. Hauptgruppe" oder "stark reagieren" quantenmechanische Begriffe wie "Stoff mit der Mikrostruktur M" oder "viel Energie freisetzen" zuweisen.

c.     Systemspezifikationen (Druck, Temperatur, etc.).

Weitere Beispiele:

1.    Die Strahlenoptik kann theorienreduziert werden auf die Wellenoptik und diese kann theorienreduziert werden auf Quantenoptik.

2.    Die Thermodynamik kann theorienreduziert werden auf die statistische Mechanik.

3.    Das Galileische Fallgesetz kann theorienreduziert werden auf die Newton’sche Mechanik und diese kann theorienreduziert werden auf die Relativitätstheorie.

Aber: Alle Beispiele (1) bis (3) sind aus der Physik, da die Theorien dort klare mathematische Formulierungen haben. Schon diese Beispiele sind problematisch. Denn schon bei diesen Theorien ist eine strikte (logische) Ableitbarkeit nur selten gegeben. Die Relativitätstheorie bspw. trifft für Geschwindigkeiten gegen 0 nur näherungsweise gleiche Vorhersagen wie die Newtonsche Mechanik.

Und: Andere Disziplinen, in denen diese mathematische Exaktheit fehlt - zB in der Biologie, haben noch größere Schwierigkeiten mit der Theorienreduktion.

In anderen Gebieten ist umstritten, ob Nagelsche Theorienreduktionen überhaupt möglich sind. Siehe unter anderem: Jerry Fodors Multirealisierbarkeitsargument.

Außerdem: Der Status von "Brückengesetzen" bleibt bei Nagel völlig unklar.

Aufgrund all dieser Probleme wird Nagels Modell nicht mehr vertreten. Bislang hat sich noch kein neues "Standardmodell der Theorienreduktion" etabliert.

Das Modell von Hooker ist schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung:

Vorteil 1: Bei Hooker spielen Brückengesetze keine Rolle mehr.

Vorteil 2: Hooker hat keine Probleme mit nur näherungsweise gleichen Vorhersagen. 

Siehe auch

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