„In einer Welt, die überflutet wird von belanglosen Informationen, ist Klarheit Macht.“ 

- Yuval Noah Harari

Emergenz und Reduktion

Eine weitverbreitete Auffassung (z.B. Hoynigen-Huene, 182) lautet:

D. Wenn eine Eigenschaft E nichtreduzierbar ist, dann ist E (stark) emergent.

Diese Dichotomie ist meiner Meinung nach falsch. Denn:

1. Nichtreduzierbarkeit ist insbesondere nicht-hinreichend für Emergenz:

a. Fundamentale Eigenschaften sind nicht-reduzierbar, da es qua-definitionem nichts gibt, auf das sie reduziert werden könnten. Sie sind aber auch nicht-emergent, da es folglich auch nichts gibt, aus dem sie hervorgehen könnten.

b. Irrelevante Beziehungen. Die Physik ist beispielsweise nicht auf die Biologie reduzierbar und der Geschmack von Kohlrabi nicht auf die Seitenzahl der "Kritik der reinen Vernunft". Trotzdem ist der Geschmack von Kohlrabi keine emergente Eigenschaft der Seitenzahl der Kritik der reinen Vernunft. Ein A kann also nur dann eine emergente Eigenschaft von B sein, wenn A ein potentieller Reduktionskandität für B ist.

2. Nichtreduzierbarkeit ist vielleicht auch nicht nicht-notwendig für Emergenz. Siehe hierzu: Bedau (1997), Wimsatt (2007) und Anderson (1972).

Literatur

Anderson, P.W. : „More is Different“ (1920) In: Science 177: 393-396.

Bedau, B.: „Weak Emergence.“ (1997). In: Philosophical Persepktives: Mind, Causation, and World, Volume 11 (Malden: Blackwell), 375-399.

Hoyningen-Huene, Paul: Zu Emergenz, Mikro- und Makrodetermination. In: Kausalität und Zurechnung (1994), S. 165–195.

Wimsatt, W.: „Emergence as Non-aggregativity and the biases of Reductionists.“ (2007). In: Re-Engineering Philosophy for Limited Beings: Piecewise Approximations to Reality, S. 274-312.

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