Logik

Da hat man die ganzen Gottesbeweise pedantisch genau außeinandergenommen und mit Kant auch endgültig widerlegt. Sogar gezeigt, dass die abrahamistischen Gottesvorstellungen in ihren Fundamenten jedweder Vernunft und Empirie tausendfach widersprechen und gemäß einfachster Logik nicht wahr sein können.

Um dann als Antwort zu bekommen: Unser Gott unterliegt eben nicht den Gesetzen der Logik. Man muss einfach an ihn glauben!

Früher dachte ich, dass damit alle logischen Argumente ausgehebelt werden können und man mit diesem Satz am Ende einer sachlichen Diskussion angelegt sei. Dementsprechend war ich damals auch Agnostiker. Heute sehe ich, dass dem doch nicht so ist und bin bezüglich der abrahamistischen Gottesvorstellungen sogar starker Atheist.

Was ist denn überhaupt "Logik"? Logik ist nichts weiter als die Lehre vom vernünftigen Schlussfolgern. Hier sind die drei logischen Gesetze, aus denen die gesamte (!) klassische Logik folgt:

1.    Identität: Alles ist mit sich selbst identisch, oder, wenn A wahr ist, ist A wahr.

2.    Ausgeschlossene Mitte: Etwas ist entweder A oder Nicht-A, anders gesagt: Eine Aussage ist entweder wahr oder falsch. zweiwertige Logiken

3.    Widerspruch: Etwas kann nicht A und Nicht-A gleichzeitig sein, oder: Eine Aussage kann nicht gleichzeitig wahr und falsch sein.

Was würde es bedeuten, wenn Gott nicht der Logik unterliege?

 

Gilt 1. nicht? Ist Gott nicht mit sich selbst identisch? Dann wäre Gott nicht Gott. Der allmächtige Gott wäre kein allmächtiger Gott. Und der Schöpfer des Universums wäre nicht der Schöpfer des Universums. Mit einem "ewig unveränderlichen Wesen" ist eine solche Auffassung freilich nicht verträglich.

 

Gilt 2. nicht? Dann wäre die Aussage "Gott existiert" halb wahr, oder halb falsch. Dann hätten die Theisten ein bisschen Recht und die Atheisten auch ein wenig. Gott oszilliert in diesem Fall irgendwo zwischen Existenz und Nichtexistenz.

 

Gilt 3. nicht? Dann kann Gott existieren und gleichzeitig nicht existieren. Dann gibt es keine Wahrheit über Gott, wie Gläubige annehmen. Jede Wahrheit wäre auch gleichzeitig eine Unwahrheit.

Kaum ein Gläubiger wird diesen oder ähnlichen Schlussfolgerungen zustimmen.

Er gesteht somit ein, dass auch Gott den Gesetzen 1.- 3. unterliegt. Und hat damit automatisch zugegeben, dass Gott der klassischen Logik unterliegt, denn die Gesetze 1. – 3. sind hinreichend für die klassische Logik!

 

Alternativ kann man natürlich aber auch jedes dieser 3 logischen Gesetze bestreiten, dann erhält man eine nichtklassische Logik. Dann muss man aber auch mit den Konsequenzen leben, und die sind für Gläubige durchweg unerfreulich. Denn die Basis ihrer Religion hängt davon ab, dass Gott bestimmte Zusagen macht. Die sind ohne Logik allerdings komplett wertlos.

 

Wenn Gott nicht der Logik unterliegt, dann kann Folgendes wahr sein:

(P1) Wer Jesus als seinen Retter annimmt, wird erlöst.
(P2) Mein Großvater hat Jesus als seinen Erlöser angenommen.
(K) Mein Großvater wird nicht erlöst.[1]

(I) Kaum ein Theist wird der Schlussfolgerung (K) zustimmen. Denn natürlich glauben die meisten Theisten, dass auch ihr Gott der Logik unterliegt. Nur halt nur da, wo es ihnen passt. Wo die Logik Fehler und Widersprüche in ihrem Glauben aufzeigen kann, ist sie dann plötzlich nicht mehr auf ihren Glauben anwendbar. Wenn die Logik einem Gläubigen sagt, dass, gegeben (P1) und (P2) sind wahr, der geliebte Großvater von Gott erlöst wird, glaubt dieser, dass sein geliebter Großvater von Gott erlöst wird. Denn er hält (P1) und (P2) für wahr - und wendet die Logik, das vernünftige Schlussfolgern, auf Gott an! Wenn ihm die Logik aber aufzeigt, dass ein allmächtiger und allgütiger Christengott nicht mit dem Leid der Welt vereinbar ist, dann kann die Logik plötzlich nicht mehr auf Gott angewendet werden. Ein solcher Gläubiger wendet die Logik nur auf Gott an, wenn es ihm in den Kram passt, seine Anwendung der Logik auf seinen Gottesglauben ist beliebig.[2] 

(II) Bei einem Gläubigen, der seine Gottesvorstellung nicht nur situativ nach Laune, sondern immer der Logik entzieht, ist sogar der gesamte Gottesglaube als solches beliebig. Denn nichts anderes als die Beliebigkeit folgt jenseits der Logik. Jenseits der Logik kann es keine vernünftigen Argumente dafür geben, der einen und nicht der anderen Religion anzuhängen, die Glaubenszugehörigkeit selbst wird beliebig. Der Gläubige kann jenseits der Logik auf nichts mehr stoßen, als auf Unsinn.

Wenn der Gläubige meint, dass Gott nicht der Logik zugänglich ist, dann gibt er zwangsläufig zu, dass es keine vernünftigen Schlussfolgerungen in Bezug auf Gott geben kann. Er gesteht somit auch zwangsläufig ein, dass der Glaubenskritiker Recht hat, wenn er seinen Glauben für unvernünftig hält. Wenn es - wie in diesem Fall bei Gott - keine logischen Gründe für oder gegen etwas geben kann, glauben wir im Normalfall auch nicht dran. Ich glaube schließlich auch nicht an Geister, die nicht mit unserer empirischen Welt wechselwirken, auch wenn ich ihre Existenz nicht widerlegen kann. Der Nichtglaube bzw. die Nullhypothese ist in diesem Fall die einzig respektable Position. Der spezifische Gottesglaube des Theisten ist vollkommen beliebig, denn der Theist könnte - jenseits der Logik! - auch genauso gut an einen der tausenden anderen Gottesvorstellungen glauben.

Das Allmachtsparadoxon & Die Theodizee

Kann Gott einen Stein schaffen, der so schwer ist, dass er ihn nicht heben kann? Antwortet man mit "Nein", dann gibt man zu, dass Gott den Gesetzen der Logik unterliegt - seine Allmacht beschränkt sich auf das, was logisch möglich ist. Sagt der Gläubige hingegen "Ja, Gott kann widersprüchliche Dinge existieren lassen", dann stößt er auf unzählige Folgeprobleme:

Das Theodizeeproblem besagt, dass Gott nicht gleichzeitig gütig, liebend und allmächtig sein kann, weil es Übel in der Welt gibt. Darauf wird meist geantwortet, dass Gott nicht eine Welt schaffen kann, in der keine Übel existieren und der Mensch einen freien Willen hat. Kann er nicht? Warum nicht? Gott unterliegt doch nicht der Logik in seinen Handlungen! 

Er könnte also eine Welt realisieren, in der es freien Willen und eine Freiheit von Übeln gibt, weil ihm keine Logik das Gegenteil gebietet. Wenn man also behauptet, dass Gott keinerlei Logik unterliegt, dann gibt man zu, dass das möglich wäre. Es existieren aber Übel - obwohl es dazu (für Gott) keine logische Notwendigkeit gibt. Also lässt Gott den Holocaust und Kinderpornografie einfach so zu, obwohl er es einfach verhindern könnte. Gott kann demnach definitiv nicht gut sein. Bestreitet man dies, muss man wiederum zugeben, dass Gott bei der Erschaffung der Welt sich an logische Notwendigkeiten halten musste und widerspricht damit der ursprünglich gemachten Behauptung von der "Unlogik" Gottes.

 

Der Gläubige muss also mindestens eine der folgenden Behauptungen bejahen:

1.    Auch Gott unterliegt den Gesetzen der Logik.

2.  Gott verhindert nicht das Übel in der Welt, obwohl er dies könnte.

Ferner, wenn man zugibt, dass Gott keine Welt ohne Leid schaffen kann, bestreitet man die Existenz des Paradieses. Hält man das Paradies für möglich, dann behauptet man, dass Gott doch eine Welt ohne Leid hätte schaffen können und muss sich fragen, warum er das nicht gleich getan hat. Verweist man auf die Ursünde, dann behauptet man, dass es Gott entweder nicht möglich war, den Niedergang der Schöpfung zu verhindern, oder aber, dass dies auch in einem neuen Paradies jederzeit wieder geschehen könnte! Aber aus welchen Gründen sollte Gott den Fall seiner Schöpfung nicht verhindern können, wenn nicht deswegen, weil es logisch unmöglich war? Es könnte natürlich sein, dass er es nicht verhindern wollte, aber mit welchem Recht kann man ihn dann als "gut" bezeichnen? Der Gläubige verfängt verfängt sich also wieder im obenstehendem Dilemma.

Es gibt nun mehrere Möglichkeiten

Wer an einer abrahamistischen Gottesvorstellung festhält, hat also drei Möglichkeiten:

(I)Man wendet die Logik konsequent auf seine Gottesvorstellung an. Damit erkennt man u.a. automatisch auch den Satz vom Widerspruch (3) an. Da die abrahamistischen Gottesvorstellungen nun aber hochgradig widersprüchlich sind, muss dies zu einer Aufgabe der eigenen Gottesvorstellung führen.

(II)Man wendet die Logik teilweise auf seine Gottesvorstellung an. Dieses Unterfangen instrumentalisiert die Logik, um die eigene Gottesvorstellung zu plausibilisieren und leugnet sie dort, wo sie der eigenen Gottesvorstellung im Wege steht. Es ist somit beliebig.

(III) Man wendet die Logik nicht auf seine Gottesvorstellung an. Dann muss die eigene Gottesvorstellung aufgegeben werden. Weil ein Gott, der nicht der Logik unterliegt, wie gezeigt beliebig attribuiert werden kann und vor allem auch handelt. Gott könnte dich erlösen, wenn du an ihn glaubst, oder aber auch nicht. Vielleicht steckt er dich auch in die Hölle und Atheisten in den Himmel. Alles ist beliebig und genauso wahrscheinlich wie und sein Gegenteil. Es gibt keinen Grund, einem Gott, der nicht der Logik unterliegt, nachzufolgen.

Lasst mich den letzten Punkt noch einmal deutlich machen:

 

Wenn Gott etwa nicht dem Satz vom Widerspruch (3) unterliegt, folgt daraus, dass auch widersprüchliche Dinge gleichzeitig wahr sein können. Das hat für die Religion sehr unangenehme Konsequenzen, weil das Paradies dann die Hölle sein könnte, oder uns Gott die Wahrheit vorlügen könnte oder Gott der Teufel selbst ist, Schwarz ist Weiß, dass Gute ist schlecht, moralisches Verhalten ist falsch, Gutes zu tun ist falsch und richtig, Gottes Geboten zu folgen ist falsch und richtig zugleich (aber wie sollten wir Menschen widersprüchlichen Gebpten folgen?), alles ist erlaubt, aber alles ist auch verboten, ein Kreis ist ein Quadrat und es gibt verheiratete Junggesellen. In einer derartigen Welt gibt es kein Kriterium dafür, was es bedeutet, Gott nachzufolgen. Oder es könnte auch sein, dass Gott nach dem Tod jene belohnt, die ihm nicht nachfolgen.

 

Wenn die Logik für Gott nicht gilt, dann ist es unmöglich, im Zusammenhang mit Gott festzustellen, was wahr und was unwahr ist. Denn Logik ist einer der wichtigsten Maßstäbe dafür, um Wahres vom Falschem zu unterscheiden. Kann man das nicht, dann gibt es auch keine Wahrheit, man kann also auch nicht behaupten, die Religion habe etwas mit Wahrheit zu tun. Damit verlieren alle religiösen Aussagen ihren Sinn, nachdenken über Religion wird unmöglich. Woran sollte man nun noch erkennen können, was wahr ist?

Es muss also davon ausgegangen werden, dass Gott - zumindest teilweise - der Logik unterliegt, damit Religiösität und ein Einfluss der Gottesvorstellung auf unser Leben überhaupt Sinn machen. Damit ist der Glaubenskritik, die auf all die logischen Probleme der Gottesbilder hinweist, aber bereits das Tor geöffnet. Um das zu verhindern, tut man einfach so, als ob die Logik dort einen möglichen Zugang zu Gott darstellt, wo sie der eigenen Gottesvorstellung zuträglich ist und Religiosität Raum verschafft – und per definitonem dort aufhört anwendbar zu sein, wo sie gegen das eigene Gottesbild spricht. Diese Setzung ist jedoch vollkommen beliebig und nur eine weitere Form der feigen Kritikimmunisierung. Es gibt keinen sachlichen Grund, die Logik auf Teile des eigenen Gottesglaubens anzuwenden und auf andere wieder nicht. Wer die Logik aber auf seine gesamte Gottesvorstellung anwendet, muss diese aufgeben.

Die Aussage "Gott existiert" sollte nicht zu logischen Widersprüchen führen. Verwirft man die Logik für Gott, so bestreitet man, dass es irgendeinen Grund geben kann, diese Aussage für falsch zu halten (das ist das Ziel, wenn man behauptet, dass Gott nicht der Logik unterliegt. Eine Immunisierung gegen Kritik). Leider gibt es dann auch keinen Grund mehr, die Aussage für wahr zu halten! Wenn es aber keine Gründe gibt, etwas für wahr oder falsch zu halten, dann gewinnt der Atheismus per Default. Die Aussage, dass etwas weder wahr noch falsch sein kann, führt dazu, die Aussage selbst zu verwerfen, ihr Status kann allenfalls "unbestimmt oder unbestimmbar" sein. 

Man kann, in dem man die Logik verwirft, jede Lüge für wahr erklären und jede Wahrheit zur Lüge. Es wäre dann auch nicht mehr unmoralisch, jemanden eine Lüge zu erzählen, weil man den Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge erstens nicht unterscheiden kann und zweitens der Unterschied ohnehin keine Rolle spielt. Es ist also auch moralisch fragwürdig, zu meinen, man sei in seinen Ansichten nicht an die Logik gebunden - und diese Fragwürdigkeit gilt auch für Gott! 

Wenn die Logik zwar für das Universum gilt, aber nicht für Gott, dann gibt es keine mögliche logische Verbindung zwischen Gott und dem Universum, damit ist die Behauptung, dass Gott das Universum geschaffen haben könnte, sinnfrei. Es gibt dann auch keine logische Verbindung mehr zwischen Jesus und Gott, zwischen der Offenbarung und Gott, zwischen Wundern und Gott, zwischen religiösen Erfahrungen und Gott usw. usf. Kurz, dass die Religion irgendeine Beziehung zu Gott hat, kann man nicht mehr behaupten. Ein Gläubiger, der Gott fernab der Logik wähnt, muss also auch seine Religion und seinen Glauben fernab von Gott wähnen!

Fazit

Wenn man die Gültigkeit der Logik für Gottes Existenz oder sein Handeln verwirft, gelangt man in so viele unlösbare Probleme, dass man als Gläubiger doch lieber die Variante wählt, dass auch für Gott die Logik gilt. Und damit sind wir wieder am Anfang der Diskussion - denn jetzt können unsere logischen Argumente funktionieren! Nur ist die Hintertür, dass Gott nicht der Logik unterliegt, versperrt.

Auch religiöse Aussagen müssen der Logik unterliegen, damit sie sinnvoll sein können. Unterliegt das Hauptziel der Religion (Gott) nicht der Logik, gibt es auch keine religiöse Aussage mehr, die irgendeinen Sinn enthält, sofern sie sich auf Gott bezieht. Das ist genau das, was die Nonkognitivisten behaupten, was bedeutet, der Atheismus ist völlig gerechtfertigt! Ohne Logik ist auch die Religion Unsinn! Wer also sagt, dass die Logik nicht für Gott gilt, sagt letztlich aus, dass er reinen Unsinn glaubt. Nur ist das den meisten Leuten nicht bewusst - denn die Behauptung "Gott unterliegt nicht der Logik" wird nur als Ausweg benutzt, um nicht mehr weiterdenken zu müssen und logische Widersprüche akzeptabel zu machen. Und daher ist den meisten Gläubigen nicht klar, wohin das eigentlich führt und was das für ihren Glauben bedeutet. 

Das ist kein Vorwurf an die Gläubigen, denn niemand hat ihnen erzählt, welche Konsequenzen das hat - und das es überhaupt welche gibt. Obwohl die Theologen sich schon (wenn auch i.d.R. erfolgslos) bemühen, im Großen und Ganzen Glauben und Vernunft (mithin auch Logik) in Einklang zu bringen, so wird dies von den Theologen aber so gut wie nie gepredigt. Außerdem, kaum jemand hat die Zeit, sich hinzusetzen und alles bis zum Ende hin zu durchdenken, und den meisten Menschen kann man deswegen keinen Vorwurf machen. Die meisten Menschen glauben nicht, weil sie so große Wahrheitsfanatiker sind, sondern weil der Glauben durchaus angenehme Konsequenzen hat. Und man kann es den Menschen nicht verdenken, wenn sie sich das Leben angenehm machen.[3]

Wenn Gott nicht der Logik unterliegt, ist der Atheismus perfekt begründet. Die perfekteste Begründung für den harten, positiven Atheismus ist, dass der Begriff »Gott« selbst sinnfrei ist. Dann ist selbst Agnostizismus eigentlich unmöglich: Man kann es nicht vernünftigerweise offen lassen, ob etwas Sinnloses existiert oder nicht. Man kann daran »eigentlich« auch nicht glauben.[4]

Und wenn doch, dann aus Denkschwäche.

Verweise

[4]Gefühle: Wenn Sie Ihre Gefühle über Ihre Ratio stellen, um zu glauben, dann bedenken Sie bitte eines: Es ist weder mit dem Verstand noch mit dem Gefühl möglich, an zwei einander widersprechende Dinge gleichzeitig zu glauben. Wenn ich Ihnen sage: "Diese Kugel hier ist gleichzeitig vollkommen weiß und vollkommen schwarz", und sie wollen das von ganzen Herzen glauben - dann geht es trotzdem nicht.

Adam & Eva: „Du sollst Jedem vergeben“, sagt Gott, der mir nicht vergibt, dass meine Vorfahrin einen Apfel gegessen hat.

Gottes Wege sind unergründlich:

Immunisierung gegen Kritik: Ich werte die Aussage »Gott unterliegt der Logik nicht« als die Absichtserklärung, dass man seine eigenen Vorstellungen nicht diskutieren möchte, weil man ganz genau weiß, dass man sie gegen die Vernunft nicht verteidigen kann. Man gibt damit zu, dass man an einer Diskussion nicht interessiert ist, sondern lieber bei seiner »fixen Idee« bleiben möchte. Das ist kein Anzeichen für geistige Gesundheit, kein Zeichen für Ehrlichkeit, Offenheit, Transparenz, geistige Flexibilität, sondern eine Art der Bankrotterklärung. Ich kann dieser Haltung nicht den geringsten Respekt entgegenbringen und werde das auch nicht tun. Natürlich wird etwa für das Christentum deswegen Respekt eingefordert, weil man eigentlich weiß, dass man keinen verdient hätte, wenn es mit rechten Dingen zuginge. Man kann diese Haltung nur subversiv unterminieren, in dem man sich lustig über sie macht. Da Unvernunft ganz allgemein viel Schaden anrichtet, ist es durchaus gerechtfertigt, alle gewaltfreien Mittel dagegen einzusetzen. Da Unvernunft in einer Gesellschaft Schaden anrichtet, ist es die moralische Pflicht eines jeden, der Schaden von der Gemeinschaft abwenden möchte, die Unvernunft zu bekämpfen, wo immer man ihr auch begegnet.

Moral: Wenn Gott keinen nachvollziehbaren Regeln unterliegt, dann ist Gott ein Synonym für Zufall. Aber der Zufall ist keine gute Grundlage für moralische Regeln, folglich wäre dieser Gott auch keine Grundlage für Moral. Außerdem sehen die Gläubigen es gerade als ihren Vorteil an, dass ihr Weltbild mit Gott den Zufall reduziert - aber hier geben sie (indirekt) zu, dass dies nur scheinbar der Fall ist.


Um es nochmal ganz deutlich zu sagen: Die Nichtexistenz der Logik für unser oder Gottes Handeln hat absurde moralische Konsequenzen (es gibt dann keine nachvollziehbaren Regeln mehr). Eine darauf basierende Moral ist selbst absurd, ebenso die Behauptung, Gott sei gut. Logik ist nichts weiter als die Behauptung, dass es Regeln im Universum gibt sowie Regeln, nach denen wir uns sinnvoll verhalten können, müssen und sollten. Bestreitet man, dass solche Regeln für Gott gelten, so bestreitet man, dass Gott sich moralisch verhält. Zur Moral gehört auch, dass man sich auf eine für andere nachvollziehbare Weise verhält. 

Wahrheit: "Dazu bedarf es keiner objektiver Gründe."
umformuliert:
"Meine Gewissheit braucht keine rationale Rechtfertigung."
Damit hast Du alle Standards aufgegeben, die es Dir erlauben würden, zwischen wahren und unwahren Überzeugungen zu unterscheiden. Mit anderen Worten: Die Wahrheit ist Dir egal. Dein Instrumentarium ist die Beliebigkeit.


Meines nicht.

Widerspruch: Behauptet man, dass widersprüchliche Dinge wahr sein können, dann widerspricht man sich selbst. Beweis: 

(P1) Widersprüchliche Aussagen können gleichzeitig wahr sein (Behauptung des Gläubigen).
(P2) Widersprüchliche Aussagen können nicht beide wahr sein (meine Behauptung).

_______________________________________________________

(S1) Aus (P1) folgt, dass (P2) gleichzeitig mit P(1) wahr sein kann.

 

Man sagt also, dass widersprüchliche Aussagen wahr sein können und man sagt, dass widersprüchliche Aussagen nicht zugleich wahr sein können. Beides zusammen kann man nur behaupten, in dem man sich selbst widerspricht - und sich damit selbst widerlegt. Widersprüchliche Aussagen sind also selbstwiderlegend

Lediglich (P2) enthält keinen Selbstwiderspruch. (P2) ist damit analytisch wahr, (P1) ist analytisch falsch

Außerdem, wenn (P1) wahr wäre, könnte Gott existieren und gleichzeitig nicht existieren. Wenn man das für Unsinn hält, gibt man zu, dass (P1) eine unsinnige Annahme ist und erkennt den Satz vom Widerspruch auch für Gott an. 

Zirkelschluss: Natürlich wird Gott von der Logik ausgenommen, um die eigene Gottesideologie vor der Kritik zu schützen. Tatsächlich öffnet man damit aber eine ganze Reihe von weiteren und schwerwiegenden Möglichkeiten der Kritik, wie ich hier zeigen werde. Woher wissen die Gläubigen oder glauben zu wissen, dass Gott keiner Logik unterliegt? Wenn dieser Glauben auf logischen Schlussfolgerungen beruht, so sind diese natürlich Makulatur, denn die Logik ist ja auf Gott nicht anwendbar. Alle Überlegungen, warum Gott existiert, sind falsch, wenn sie auf Logik basieren. Denn wenn »menschliche Logik« nicht ausreicht, um metaphysische Fragen zu diskutieren, dann ist die ganze Gottesmetaphysik komplett sinnlos: Denn zu ihr und zur Annahme, dass es Gott gibt, sind wir überhaupt erst durch die Anwendung der Logik gelangt. Wenn Gott sich nach einer Logik verhält, die wir nicht verstehen, dann verhält sich Gott trotzdem anhand einer Logik, aber eben nur einer, die wir nicht verstehen. Dann sind aber alle religiösen Konsequenzen falsch, weil sie auf falscher Logik beruhen. Zu behaupten, dass Gott in seinem Handeln keiner Logik unterliegt, heißt nichts anderes als das Gott einen Stein erschaffen kann, den er nicht heben kann, aber gleichzeitig doch heben kann. Das ist eine Fähigkeit, die logisch nicht existieren kann, was aus Gott eine reine Märchenfigur macht.

Stand: 2016

Kommentare: 15
  • #15

    WissensWert (Donnerstag, 16 November 2017 19:52)

    "Gott unterliegt der Logik nicht" hört man öfters von Christen, meist als einen Einwand gegen atheologische Argumente (Argumente gegen die Existenz Gottes).

    Meine Frage lautet: Gegen welches der drei logischen Grundgesetze verstößt Gottes Existenz?

    Vielleicht sollte ich kurz erläutern, was mit Logik gemeint ist: Für gewöhnlich, wenn nichts anderes gesagt wird, meint man damit die klassische, formale, aristotelische Aussagenlogik.

    Diese besteht aus drei logischen Grundgesetzen oder Axiomen, aus denen alles andere abgeleitet wird:

    1. Gesetz der Identität: Wenn eine Aussage wahr ist, dann ist sie wahr.

    2. Gesetz der ausgeschlossenen Mitte: Eine Aussage ist entweder wahr oder nicht wahr, aber nichts dazwischen.

    3. Gesetz des Widerspruchs: Eine Aussage kann nicht zugleich wahr und nicht wahr sein.

    Damit kann man die Frage auch so formulieren: Ist die Aussage "Gott existiert" wahr, wenn sie wahr ist? Ist die Aussage "Gott existiert" wahr oder unwahr, oder kann sie auch halb wahr, dreiviertel wahr etc. sein? Kann die Aussage "Gott existiert" gleichzeitig wahr und nicht wahr sein?

  • #14

    WissensWert (Donnerstag, 05 Oktober 2017 15:51)

    Gläubige verwenden selbst Logik, wenn sie über Gott nachdenken.

    Gott sei ein Etwas mit stabiler Identität und stabilen Eigenschaften. Gott habe Eigenschaften, die sich von ihrem Gegenteil abgrenzen lassen. usw.

    Gläubige haben Ansichten und Erwartungen an Gott, die einer stabilen Logik unterliegen. (Gott sei existent, gütig, gerecht usw.)

    Nur wenn eine konsequente Anwendung der Logik zeigt, dass ihre Überzeugungen selbstwidersprüchlich sind, dann werfen sie die Logik weg.

    Wie ein Betrüger bei der Bank. Solange das eigene Konto im Plus ist, stimmt er der Rechenmethodik der Bank zu.

    Aber was, wenn die Bank ausrechnet, dass sein Konto im Minus ist? Dann wird die Logik weggeworfen, die bis eben gerade noch vollständig akzeptiert hatte.
    "Was für ein bescheuerter Taschenrechner! Und überhaupt! Die Anmaßung! Mein Kontostand KANN GAR NICHT mit einem Taschenrechner berechnet werden!"

  • #13

    WissensWert (Dienstag, 04 Juli 2017 12:25)

    Gott kann nicht der Erfinder der Logik sein: Denn ohne Logik gäbe es keine Möglichkeit für Gott, etwas zu tun. Ohne Logik könnte Gott auch nicht die Logik einsetzen. Gott kann die Logik nicht erfunden haben, weil er sie immer schon gewusst hat. Sonst müsste man annehmen, dass er sich zunächst im Chaos befand um dann zu entdecken, dass er sich Regeln ausdenken kann, die zuvor nicht galten - und die er ohne Logik nicht einsetzen kann.

    Man muss die Logik voraussetzen, um überhaupt an Gott glauben zu können. Sonst ist alles, was man über Gott sagt, prinzipiell falsch. Und die Religionen sind dann sowieso falsch - nichts ergibt ohne Logik einen Sinn.

    Erstaunlich, dass Gläubige das nicht verstehen.

    Wenn Gott die Logik ist, dann existiert er nicht: Logik sind statische Regeln. Logik kann nicht denken, nicht handeln, nichts erschaffen.

    Ich sage nur: Um Gott denken zu können, um einen Sinn zu finden, um Regeln haben zu können, muss man die Logik voraussetzen. Sie ist unabhängig von Gott.

    Das macht Gott nicht real. Es macht Gott für die Gültigkeit der Logik nur vollkommen überflüssig. Man braucht Gott nicht, um die Logik zu haben. Man muss aber die Logik haben, um Gott haben zu können.

    Gläubige denken über diese Dinge nicht nach. Das machen nur Atheisten. Was bedeutet: Wir können mehr über Gott sagen als alle Gläubigen. Gläubige, in ihrer durchdringenden Irrationalität, haben nichts Vernünftiges über Gott zu sagen. Glauben und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar.

  • #12

    WissensWert (Donnerstag, 23 März 2017 16:05)

    Wenn Sie Ihre Gefühle über Ihre Ratio stellen, um zu glauben, dann bedenken Sie bitte eines: Es ist weder mit dem Verstand noch mit dem Gefühl möglich, an zwei einander widersprechende Dinge gleichzeitig zu glauben.

    Wenn ich Ihnen sage: "Diese Kugel hier ist gleichzeitig vollkommen weiß und vollkommen schwarz", und sie wollen das von ganzen Herzen glauben - dann geht es trotzdem nicht. Sie können an Wunder glauben, aber sie können nicht an Widersprüche glauben.

  • #11

    WissensWert (Sonntag, 16 Oktober 2016 14:41)

    "Sollte ich auf etwas unlogisches stoßen, so werde ich fest auf die Antwort geduldig warten. Ich vertraue fest darauf, dass es im Glauben nichts Unlogisches existiert. Sollte ich auf etwas unlogisches stoßen, so werde ich fest auf die Antwort geduldig warten."

    umformuliert:
    "Sollte ich eine Tatsache entdecken, die meine Überzeugung als unwahr überführt, werde ich das ignorieren."

    Das Bekenntnis zu intellektueller Unehrlichkeit.

    Du schließt die Möglichkeit des eigenen Irrtums dogmatisch aus. "Ich kann nicht unrecht haben!"

    Doch, kannst Du.

  • #10

    WissensWert (Donnerstag, 13 Oktober 2016 14:15)

    Ich glaube auch, dass sie die Logik partiell nicht anwenden können. Christen können problemlos feststellen, dass es vollkommen unlogisch ist, wenn Mohamed den Mond gespalten haben soll oder auf einem fliegenden Pferd in den Himmel geritten ist.
    Sobald die Geschichte aber mit "christlich" attribuiert wird, stellt man die Logik anscheinend hintan und glaubt den letzten Stuss.

  • #9

    WissensWert (Samstag, 27 August 2016 03:54)

    Warum nimmt man Gott von den Regeln der Logik aus? Dies hat einen ganz bestimmten Sinn. Es geht letztlich nur darum, sich einen unfairen Vorteil beim Aushandeln der Moral zu erschleichen. Das schafft man, in dem man die Logik aushebelt, weil man sich dann an keine Regeln halten muss. Eine Fußballmannschaft, die einseitig die Logik ein bisschen verdreht, wenn es um die Regeln des Zusammenspiels geht, wird jedes Spiel gewinnen, egal, wie schlecht sie auch spielen.

    Es ist dieses »Spiel«, das ich nicht mitmache, und weswegen u.a. diese Website existiert.

    Ich biete den Monotheisten also zwei Optionen an: Wir reden über Gott nach den Regeln der Logik, oder wir müssen schon von vornherein festlegen, dass Eure Moral keine Basis hat und der Glauben an Euren Gott vollkommen sinnlos ist, wie auch alle Konsequenzen aus dem Glauben. Es gibt keine dritte Option. Weil ich die Taktik durchschaut habe. Weil ich mich auf kein Spiel einlasse, bei dem die Gegenseite meint, die Regeln nach eigenem Belieben verbiegen zu dürfen. Weil es sinnlos ist, mit jemandem zu argumentieren, der keine Argumente anerkennt. Weil es nur einen  Grund geben kann, keine Argumente für eine Sache anzuerkennen: Weil man eigentlich genau weiß, dass man komplett falsch liegt.

    Die Nichtanerkennung der Logik nehme ich als Verabschiedung aus dem religiösen Diskurs und aus dem vernünftigen Reden und als Eingeständnis der totalen religiösen Unvernunft.
    Warum übrigens auch Gott, wenn er existiert, der Logik unterliegt, habe ich in meinem Buch (leider unveröffentlicht) ausführlich begründet. Im nächsten Abschnitt zeige ich einen davon unabhängigen Ansatz.

    Ich habe nie verstanden, wieso Gott von seinen Geschöpfen erwarten kann, die eine wahre Religion durch Glauben zu wählen. Das scheint mir eine sehr schlampige Art zu sein, das Universum zu regieren.

  • #8

    WissensWert (Samstag, 27 August 2016 02:46)

    Auch Gläubige orientieren sich an den Gesetzen der Logik. Sie denken logisch, wenn sie durch den Tag gehen ... Nur in den fundamentalen Weltanschauungsfragen geben sie dieses so bewährte Instrumentarium plötzlich auf.

    Und wenn du die Logik WIRKLICH KOMPLETT aufgibst ("Teufelszeug" :D), KANN es keinen Grund mehr geben, nicht bei Regen raus zu gehen, um nicht nass zu werden, oder nicht Gift zu trinken, um nicht vergiftet zu werden...

  • #7

    WissensWert (Samstag, 27 August 2016 02:43)

    [2] Das ist übrigens längst nicht der einzige Doppelstandard unter den Gläubigen:

    (a) Wenn was in den Wissenschaften (augenscheinlich!) für ihre Religion zu sprechen scheint (zB Unser Gott muss den Urknall verursachr werde -> Kausaler Gottesbeweis, dann ist das ein eindeutiger ->"Beweis" für die Existenz Gottes. Ansonsten aber, wenn sie ihren ->Gott der Erklärungslücke mal wieder zurückgedrängt haben, sollen die Wissenschaften nichts mehr über Gott sagen können.

    (b) Wenn was Gutes passiert, dann lobet und preiset den Herrn. Wenn aber was Schlechtes passiert, dann ->sind die Wege der Herrn unergründlich. So schaffen Gläubige es ganz gut, das gravierende Theodizeeproblem zu lösen: Sie denken ihren Glauben situativ so, oe es ihnen in den Kram passt. Ernstzunehmend ist so eine Methode freilich nicht.

  • #6

    WissensWert (Samstag, 27 August 2016 02:41)


    Nichts. Man kann, wenn man eine der Grundsätze verwirft, weitere nichtklassische Logiken erzeugen.

    Wenn man z. B. den zweiten Grundsatz weglässt, erhält man die Fuzzy Logic. Diese ist nützlich, um Maschinen zu steuern - ein Ventil kann auf sein, zu sein, und jeden Zustand dazwischen einnehmen.

    Es gibt aber einen kleinen Haken an der Sache:

    Wenn wir die Menge aller korrekten Schlüsse nehmen, dann SINKT deren Anzahl, sobald wir eine nichtklassische Logik nehmen.

    Was der klassischen Aussagenlogik nach falsch ist, bleibt falsch, wenn wir zu einer nichtklassischen Logik wechseln. Aber was in der klassischen Logik wahr ist, ist in einer nichtklassischen Logik nicht unbedingt wahr.

    Man VERMINDERT also effektiv die Anzahl der wahren Schlüsse.

    Wenn man also Gott mit der klassischen Logik betrachtet, ist man weitaus großzügiger, als wenn man eine andere Logik nimmt. Ich denke daher, dass wenn man eine mehrwertige Logik nimmt, die Gläubigen sehr schnell protestieren werden, da man ihnen einige ihrer "Spielräume" wegnimmt.

    Wir können z. B. die Relevanzlogik nehmen, um theologische Aussagen zu bewerten. Die lässt sogar temporär Widersprüche zu - man kommt aber nicht umhin, sie am Ende aufzulösen. Das sähe finster für die Theologen und ihre Gläubigen aus!

    Die klassische Logik zu nehmen ist also ein Akt der Milde und Großzügigkeit.

    Ansonsten bin ich ein großer Fan einer dreiwertigen Logik, die drei Zustände kennt: wahr, unwahr, unsinnig. :)

  • #5

    WissensWert (Samstag, 27 August 2016 02:39)

    [3] Allerdings, da ganz gerne ab und zu mal behauptet wird, dass der Atheismus eigentlich unvernünftig sei, dürfen sich die Gläubigen auch nicht beschweren, wenn Atheisten die Unlogik hinter allem aufdecken, schon um sich selbst zu rechtfertigen. Denn es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder, der christliche Gott existiert (wie immer man ihn auch definiert), oder er existiert nicht. Wenn man nun sagt, dass der Glauben an Gott vernünftig sei, sagt man gleichzeitig, dass der Atheismus unvernünftig sei - selbst, wenn man das nicht beabsichtigt. Das sähe anders aus, wenn ein Gläubiger sagt: "Gott und meine Religion sind an sich unvernünftig, während der Atheismus durchaus vernünftig sein kann, ich möchte aber trotzdem glauben". Nur - so etwas sagen nur relativ wenige Gläubige.

  • #4

    Bro (Samstag, 27 August 2016 01:43)

    Gj bro !!!

  • #3

    WissensWert (Samstag, 27 August 2016 01:28)

    Man kann zwar dass Unlogische denken und es für möglich halten, aber man kann nicht zwei sich widersprechende Tatsachen gleichzeitig für wahr halten, jedenfalls nicht, ohne seinem Denken Gewalt anzutun.

  • #2

    WissensWert (Samstag, 27 August 2016 00:19)

    Wobei (S) auch lauten könnte: Und daher gibt es auf dem Mars auch violette Bananen mit Apfelsinengeschmack. Dafür muss nicht einmal die Logik ausgehebelt werden, es reicht schon, wenn (P1) unwahr ist.

    Bertrand Russel sagte einmal, er könne alles beweisen, vorausgesetzt, es gälte 1 + 1 = 1. Ok, forderte ihn ein Freund auf, dann beweise mal, dass Du der Papst bist! Woraufhin Russel entgegnete: "Der Papst ist eine Person und ich bin eine Person. Daher sind der Papst und ich eins".

  • #1

    WissensWert (Freitag, 26 August 2016 23:51)

    Da ich gefragt und als (wortwörtlich) „Logikfaschist“ bezeichnet wurde:

    Nicht jeder Aspekt des Lebens benötigt Vernunft. Aber ein Aspekt kann ohne Vernunft (und Evidenz) nicht funktionieren: Die Wahrheit von Tatsachenbehauptungen zu klären.

    Ob es einen Gott gibt, einen Messias, eine historische Auferstehung im antiken Jerusalem, eine unsterbliche Seele, ein Jenseits, Thetane, den Engel Moroni, den Planeten Kolob - ob diese Tatsachenbehauptungen wahr sind oder nicht - das kann nur vernünftig (und empirisch) geklärt werden.

    Hier aber schickt Luther die Vernunft in den Urlaub. Kann er machen. Aber damit wird die epistemische Basis seiner Überzeugungen genau so löchrig,wie die von Scientologen, Homöopathen und Geistheilern.

    Wer die Vernunft hier ausschaltet, landet zuverlässig bei beliebigem Unsinn. Und nur beliebiger Unsinn hat es nötig, zum Verzicht auf Vernunft aufzurufen.

    Da ich den Einwand ahne, nochmal:
    Emotionen (Liebe) oder subjektive Präferenzen (ethische Normen) oder ästhetische Urteile (Kunst) müssen nicht rational begründbar sein. Aber bei Tatsachenbehauptungen über die gemeinsame Realität ist Vernunft unverzichtbar. Sonst resultiert beliebiger Unsinn.


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