Peter Machamer und Lisa Os-beck sind Kritiker der erkenntnistheoretischen Distinktion zwischen epistemischen und nicht-epistemischen Werten.[1]
Sie betonen dabei vor allem die soziale Komponente beim Erlernen und Anwenden epistemischer Werte. Das Erlernen, Erhalten und öffentliche Begründen von epistemischen Werten innerhalb einer Wissenschaftsgemeinschaft sei ein sozialer Vorgang. Beispielsweise muss angehenden Wissenschaftlern erst durch soziale Kommunikation und Vorführung beigebracht werden, nach welchen epistemischen Werten sie die Güte von Hypothesen überprüfen sollen.
Phyllis Rooney betont außerdem an mehreren Stellen, dass auf diesem Wege unterschiedliche metaphysische oder soziale Überzeugungen oder Umstände zu unterschiedlichen Überzeugungen über epistemische Werte führen können.[2] Auf diese Weiße können auch patriarchale und androzentrische Werte konstitutiv für eine Wissenschaft werden. Das aufzudecken ist nach Rooney eine wichtige und oft vernachlässigte Aufgabe der feministischen Wissenschaftsphilosophie!
Bis hierhin stimme ich Machamer, Os-beck und Rooney vollumfänglich zu.
Leider schlussfolgern alle Drei aus der sozial imprägnierten Genese von epistemischen Werten, dass selbige keine Rechtfertigung unabhängig von sozialen Umständen besäßen. Sie begehen einen genetischen Fehlschluss.
[1] Peter Machmer und Lisa Osbeck: The Social in the Epistemic (2004).
[2] Siehe z.B: Phyllis Rooney: On Values in Science: Is the Epistemic/Non-Epistemic
Distinction Useful? (1992)
[3] Rooney führt als Beispiel die berühmte Einstein-Bohr-Debatte an.
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