Libertarismus

Libertarismus (auch: Libertarianismus) ist eine inkompatibilistische Position zum Vereinbarkeitsproblem, nach der die Willensfreiheit wahr und der Determinismus  demzufolge falsch ist.[1]

1. Der Zufallseinwand

Wenn der Determinismus wahr wäre, dann könnte sich die Welt immer nur auf eine einzige Weise entwickeln. Der Weltverlauf wäre geschlossen:

Starke Willensfreiheit setzt aber voraus, dass ich mich unter manchen Umständen so-oder-anders-entscheiden kann, d.h. dass der Weltverlauf zumindest manchmal offen ist:

Aus diesen oder ähnlichen Überlegungen heraus hält der Libertarier die metaphysischen Postulate Determinismus und Willensfreiheit für inkompatibel. Im Gegensatz zum harten Deterministen hält er aber nicht am Determinismus sondern an der Willensfreiheit fest und lehnt den Determinismus folglich ab.

Hieraus ergibt sich ein erstes Problem für den Libertarier: Willensfreiheit scheint offenbar nicht nur mit dem Determinismus, sondern auch mit dem von ihm behaupteten Indeterminismus unvereinbar zu sein. Wenn an einem bestimmten Punkt des Weltverlaufs nicht-determiniert ist, ob ich mich für die Handlung A oder B entscheide, dann kann ich mich offensichtlich auch nicht dafür entscheiden, ob ich A oder B tun möchte. Meine Handlung wäre zu einem gewissen Grad einem objektiven Zufall unterworfen und damit letztendlich unerklärlich und irrational:

Willensfreiheit setzt also nicht nur voraus, dass zumindest manchmal nicht naturgesetzlich determiniert ist, was ich tue, Willensfreiheit setzt auch voraus, dass ich nicht zufällig handele. Aus diesem Grund ist die indeterministische Quantenmechanik keine Rettung der Willensfreiheit und Willensfreiheit eventuell gar nicht selbstwidersprüchlich denkbar. Denn Willensfreiheit scheint einerseits eine gewisse Form von hinreichender Determination vorauszusetzen, damit meine Handlungen nicht zufällig sind, andererseits scheint diese Determination Willensfreiheit aber auch gerade unmöglich zu machen, da sie echte Alternativität unter denselben Umständen ausschließt:

Kompatibilisten versuchen den linken Widerspruch zu lösen, indem sie dafür argumentieren, dass Willensfreiheit keine Alternativität (unter selben Umständen) erfordert. Wie aber geht der Libertarier vor um den rechten Widerspruch zu lösen? Er kann schwerlich behaupten, dass Willensfreiheit Zufälligkeit und damit Beliebigkeit duldet. Stattdessen argumentiert er, dass es sich bei der oberen Grafik um ein falsches Dilemma handelt: Neben Determination und Indetermination meiner Entscheidung durch Ereignisse gibt es noch eine dritte Möglichkeit: Akteurskausalität.

„Die moderne wissenschaftliche Betrachtungsweise lässt keinen Platz für die Freiheit des Willens. Alles, was in unserem Universum geschieht, wird entweder lückenlos durch die Ereignisse der Vergangenheit bestimmt, oder es hängt teilweise vom Zufall ab.“
- Marvin Minsky, 1990

2. Ereignis- und Akteurskausalität

2.1. Ereigniskausalität

Wenn Kompatibilisten und nicht-libertaristische Inkompatibilisten von Kausalität sprechen, meinen sie gemeinhin klassische Ereigniskausalität. Ereigniskausalität liegt vor, gdw. ein Ereignis ein anderes herbeiführt:

·        Der Blitzschlag führt das Umfallen des Baumes herbei.

·        Das Umfallen des Baumes führt das Einstürzen des Hauses herbei.

·        Das Einstürzen des Hauses führt den Tod meines Schäferhundes herbei.

·        Usw.

Hier haben wir es jeweils mit zwei Ereignissen zu tun, das erste ist die Ursache und das zweite ist die Wirkung. Der Blitzeinschlag war beispielsweise die Ursache des Baumfalls und der Baumfall umgekehrt eine Wirkung des Blitzeinschlages.

2.2. Akteurskausalität

Mit dieser Art von Ereigniskausalität sind wir wohl vertraut. Allerdings reden wir auch häufig so, als würden Ereignisse durch Dinge (anstatt durch Ereignisse) verursacht:

·        Der Blitz (anstatt der Blitzeinschlag) verursacht das Fallen des Baumes.

·        Der Baum (anstatt der Baumfall) verursacht das Einstürzen des Hauses.

·        Das Haus (anstatt der Hauseinsturz) begräbt meinen Hund unter sich.

·        Usw.

Inbesondere reden wir in dieser Weise auch von Personen, die Ereignisse verursachen:

·        Brutus (anstatt die Dolchstiche) tötete Cäsar.

·        Ich (anstatt die feuernden Neuronen in meinem Gehirn) entscheide etwas.

Bei den letzten beiden Fällen handelt es sich um Formen von Akteurskausalität. Akteurskausalität liegt vor, gdw. ein Ereignis weder naturgesetzlich determiniert noch zufällig stattfindet, sondern vom Handelndem selbst hervorgerufen wird. Freie Entscheidungen sehen für den Libertarier also so aus: Wenn ich vor der Entscheidung stehe, ob ich A oder B tun soll, habe ich in der Regel für beide Alternativen gute Gründe. Aber weder diese Gründe noch andere Umstände determinieren meine Entscheidung. Meine Entscheidung geschieht aber auch nicht zufällig. Vielmehr bin ich es, der sich angesichts der Gründe für A oder für B entscheidet. Und nichts im vorherigen Weltlauf determiniert, wie ich mich entscheide. Wenn ich mich für A entscheide, könnte ich mich unter exakt denselben Bedingungen auch für B entscheiden:

Für Libertarier setzt Willensfreiheit also voraus, dass es neben der "normalen" Ereigniskausalität noch eine zweite Art von Kausalität gibt: Akteurskausalität. Willensfrei ist für Libertarier ein Akteur folglich dann, wenn er ein Ereignis direkt verursachen kann, d.h. (1) ohne dass dieses Ereignis wiederum durch andere Ereignisse verursacht wurde, er ist sozusagen ein unbewegter Beweger und (2) d.h., dass dieses Ereignis wie eine Entscheidung oder Handlung unter denselben Umständen durch meinen Willen auch anders hätte ausfallen können.

Damit behauptet der Libertarier zweifelsohne eine stärkere Form der Willensfreiheit als der Kompatibilist. Denn aus (1) ergibt sich, dass meine Entscheidung selbst nicht determiniert ist, dass ich also neue Kausalketten in die Welt setzen kann und echter Letzturheber (anstatt nur Urheber) meiner Handlungen und Entscheidungen bin. Und aus (2) ergibt sich, dass meine Entscheidungen auch nicht zufällig sind, sondern von mir willentlich so-oder-so herbeigeführt werden können, dass ich also echte Alternativität unter gleichen Umständen (anstatt nur Alternativität unter anderen Umständen) habe.

"Das metaphysische Problem der menschlichen Freiheit kann folgendermaßen zusammengefaßt werden: Menschliche Wesen sind verantwortliche Handelnde; aber diese Tatsache scheint einer deterministischen Sicht des Handelns zu widerstreiten – der Sicht, daß jedes Ereignis, das zu einer Handlung gehört, durch ein anderes Ereignis verursacht ist. Und sie scheint auch der Sicht zu widerstreiten, daß einige der Ereignisse, die für die Handlung wesentlich sind, überhaupt nicht verursacht sind. […] Die Möglichkeit, die also bleibt, ist diese: Wir sollten sagen, daß mindestens eines der Ereignisse, die an der Handlung beteiligt sind, nicht durch irgendwelche anderen Ereignisse, sondern statt dessen durch etwas anderes verursacht ist. Und dies andere kann nur der Handelnde sein – der Mensch."
- Roderick Chisholm: "Die menschliche Freiheit und das Selbst", S. 71 – 76

Wenn eine Handlung derart durch einen Akteur verursacht wurde, dann ist sie nicht in dem Sinne durch andere Ereignisse determiniert, der Freiheit ausschließt. Und wenn eine Handlung so durch einen Akteur verursacht ist, ist sie nicht in dem Sinne zufällig, der Verantwortung ausschließt. Akteurskausalität löst scheinbar also unser vorheriges Dilemma zwischen Zufall und Determination. Und die libertarische Freiheitskonzeption entspricht auch dem Selbstverständnis des Menschen als freies und selbstbestimmtes Wesen und scheint deshalb vielen von uns intuitiv naheliegend. Nichtsdestotrotz hat die libertarische Position mit vielen sehr schwerwiegenden Problemen zu kämpfen:

3. Kritik

3.1. Verständlichkeit

Viele haben die Frage gestellt, ob der Begriff der Akteurskausalität überhaupt verständlich ist. Diese Frage mag auf den ersten Blick befremdlich erscheinen. Wir haben eine klare Vorstellung davon, was es heißt, als Akteure Ereignisse in Gang zu setzen, und begreifen uns auch selbst als solche Akteure. Beim näheren Hinsehen ist die Bedeutung von "Akteurskausalität" aber doch nicht so klar.

Der Begriff der Ereigniskausalität lässt sich noch einfach analysieren: Was unterscheidet den Fall, dass das Ereignis B einfach nur zeitlich auf das Ereignis A folgt, von dem Fall, dass A B verursacht? Wenn A B verursacht, gilt:

(a) Auf Ereignisse vom Typ A folgen immer Ereignisse vom Typ B;

(b) Wenn A nicht stattgefunden hätte, hätte B wahrscheinlich auch nicht stattgefunden.

(c) Wenn A die Ursache von B ist, kann ich B herbeiführen, indem ich dafür sorge, dass A der Fall ist.
(d) Wenn das Ereignis A das Ereignis B verursacht, dann erklärt der Zeitpunkt, zu dem A stattfindet, den Zeitpunkt, zu dem B stattfindet.

Wie kann Akteurskausalität analysiert werden? Was unterscheidet den Fall, dass das Ereignis B einfach in Anwesenheit des Akteurs H erfolgt, von dem Fall, dass H B verursacht? Wie wir noch sehen werden, ist eine Begriffsanalyse wie bei der Ereigniskausalität hier nicht möglich. Und deshalb ist der Begriff "Akteurskausalität" so rätselhaft.

3.2. Erklärbarkeit durch Gründe

Was soll Akteurskausalität also sein? Offenbar ein Geschehenmachen von Ereignissen. Im Allgemeinen kann man jedoch nur etwas geschehen machen, indem man etwas anderes tut. Ich lasse den Speichervorgang beispielsweise geschehen, indem ich auf "speichern" drücke. Wie kann ich aber meine Entscheidung, auf "speichern" zu drücken, geschehen machen, ohne dass ich etwas anderes tue, das meine Entscheidung geschehen lässt?

Ich kann meine Entscheidung im Libertarismus nicht aufgrund von Gründen, Überlegungen oder Prinzipien geschehen machen. Denn das würde erstens gegen das libertarische Prinzip der Letzturheberschaft verstoßen, nach dem meine Entscheidungen durch nichts bestimmt sein dürfen sondern ganz neue Kausalketten in die Welt setzen. Zweitens würde es Akteurskausalität auf Ereigniskausalität zurückführen.

Wenn meine Entscheidung im Libertarismus aber nicht durch Gründe, Überlegungen oder Prinzipien geschehen, ist es schwer vorstellbar, dass ich für sie verantwortlich gemacht werden kann. Denn wenn ich zwar Gründe für die Entscheidungen A und B habe, meine Wahl zwischen A und B aber nur von "mir" und nicht von meinen Gründen und auch nicht von meinen Überlegungen oder meinen Prinzipien abhängt, dann sind sie willkürlich.

3.3. Zufälligkeit

Die Akteurskausalität wurde eingeführt, um verantwortliches von bloß zufälligem Handeln zu unterscheiden. Und um damit das Zufallsproblem und letztendlich das Dilemma zwischen Zufall und Determiniertheit zu lösen. Diesem Anspruch wird sie aber nicht gerecht: Stellen wir uns vor, alle meine Gründe sprechen und alle meine Überlegungen weisen ausnahmslos auf die Entscheidung A hin, ich entscheide mich aber im akteurskausalen Sinne für Entscheidung B. Warum tue ich das? Meine akteurskausale Entscheidung für B ist offensichtlich unbegründet und damit unerklärlich, denn ich könnte mich aufgrund von exakt denselben Gründen und Vorüberlegungen sowohl für A als auch für B entscheiden.

Und was noch wichtiger ist: Meine Entscheidung ist auch mit Akteurskausalität zufällig, denn etwas ist genau dann zufällig, wenn es unter genau denselben Bedingungen manchmal eintritt und manchmal nicht. Das Dilemma bleibt also bestehen:

Dies scheint mir das stärkste Argument gegen die prinzipielle Möglichkeit von Willensfreiheit, wie wir sie im Alltag verstehen und wie der Libertarier sie verstanden haben möchte: Entweder meine Entscheidungen sind determiniert, dann können sie intelligibel sein, weil sie auf Gründen und Überlegungen beruhen können, sie können dann aber nicht frei sein, weil sie mit (naturgesetzlicher) Notwendigkeit passieren. Oder meine Entscheidungen sind indeterminiert, dann lassen sie Alternativität zu, weil sie unter denselben Umständen auch anders hätten ausfallen können, sie sind dann aber nicht intelligibel, weil sie auch nicht durch meine Gründe oder Überlegungen verursacht sein können. Der Clou ist jetzt, dass der Intelligibilitätseinwand auch und insbesondere auf den akteurskausalen Libertarismus zutrifft. Der Libertarier kann seine Freiheitskonzeption nicht aufrechterhalten, weil Indeterminismus Zufall bedeutet und weil Zufall nicht Willensfreiheit ist, sondern Willensfreiheit ausschließt.

3.4. Empirische Befunde

Es sprechen auch empirische Befunde gegen Akteurskausalität: Wenn es Akteurskausalität tatsächlich gibt, dann können Akteure (i) entweder auch da kausal eingreifen, wo die Ereignisse ansonsten naturgesetzlich determiniert sind, (ii) oder nur da, wo es in der natürlichen Welt Indeterminiertheitslücken gibt.

(I) Im ersten Fall würden die Naturgesetze nicht ausnahmslos gelten. Wenn ich selbst und nicht natürliche Umstände (wie etwa meine Neuronen) festlegen, welche Entscheidung ich herbeiführe, muss ich selbst ein nichtnatürliches Wesen sein. Der erste Fall führt also in einen Körper-Geist-Dualismus. Und genauer in einen Interaktionismus, da ich als entscheidender Akteur von außen in den natürlichen Weltverlauf eingreifen können muss. Ein solcher Verstoß gegen die Naturgesetze und Energieerhaltungssätze wäre aber empirisch nachweisbar. Bisher haben sich noch keine Abweichungen von den normalen Naturgesetzen empirisch nachweisen lassen. Es wurde auch noch kein neuronales Phänomen beobachtet, das nicht durch natürliche Umstände erklärt werden konnte.

(II) Indeterminiertheitslücken gibt es in der natürlichen Welt nur auf mikroskopischer Ebene. Zum einen stellt sich nun die Frage, ob die Wirkungen, die ein Akteur durch mikroskopische Indeterminiertheitslücken hervorbringen kann, ausreichen, um makroskopische Phänomene wie Handlungen herbeizuführen. Wenn sich beispielsweise ein einziges Atom in einem Neuron anders verhält, hat das keinen Einfluss auf das Neuron und erst recht nicht auf eine neuronal verursachte Handlung. Wenn das so wäre, wäre das System viel zu instabil. Zum anderen mögen quantenmechanische Phänomene zwar indeterminiert sein, aber Indetermination ist ja keine Willensfreiheit. Der Zerfall eines metastabilen Cobalt-53m Nuklids ist beispielsweise nicht determiniert, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (98,5 %) entsteht ein Positron und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (1,5 %) entsteht es nicht. Wenn ich mich aber nicht nach Wahrscheinlichkeitswerten für Entscheidung A oder für Entscheidung B entscheiden möchte, wenn ich also intelligibel sein möchte, müsste ich diese Wahrscheinlichkeiten und damit wieder die Naturgesetze verändern können.

Es scheint mir also so, als setze echte Akteurskausalität in beiden Fällen ein nicht-natürliches Subjekt voraus, das auf die natürliche Welt einwirkt und die Naturgesetze verletzt. Einige Libertarier argumentieren zwar wacker für eine Kompatibilität zwischen Akteurkausalität und Naturalismus, jedoch konnte mir bisher keiner von ihnen plausibel machen, wie das ontologisch  funktionieren soll.

4. Fazit

Das Konzept der Akteurskausalität ist sowohl a priori (konzeptuell) als auch a posteriori (empirisch) mit so vielen Problemen behaftet, dass es inzwischen von der Mehrheit der Philosophen abgelehnt wird. Die apriorischen Probleme machen es unmöglich, libertarische Akteurskausalität vom absoluten Zufall zu unterscheiden. Und die a posteriorischen Probleme machen es unmöglich, akteurskausale Entscheidungen zu naturalisieren oder zumindest als kausal unwirksames Epiphänomen des Natürlichen zu charakterisieren. All diese Probleme machen die libertarische Freiheitskonzeption in meinen Augen (im Gegensatz zur kompatibilistischen) unhaltbar. Sie entspricht – wie Daniel Dennett sagen würde – einer falschen Intuitionspumpe.

5. Einzelnachweise

[1] Andere Einführungen schließen vom Inkompatibilismus durch die Falschheit des Determinismus auf die Wahrheit der Willensfreiheit (z.b. Rutz: "dass der (kausale) Determinismus falsch ist und wir Menschen somit einen freien Willen besitzen.") Das ist jedoch ein Fehlschluss. Der Inkompatibilismus besagt nur, dass nicht Determinismus und Willensfreiheit zugleich der Fall sein können. Die Falschheit des Determinismus ist also eine notwendige, nicht aber eine hinreichende Bedingung für Willensfreiheit. Wenn der Determinismus falsch ist, folgt daraus also nicht, dass die Willensfreiheit wahr sein muss. Der eigentliche libertaristische Schluss kann nur lauten:

P1. ¬ (W D): Willensfreiheit und Determinismus können nicht beide wahr sein (Inkompatibilismus).

P2. W: Die Willensfreiheit ist wahr.

K1. ¬ D: Also ist der Determinismus falsch.

6. Siehe auch

Gründe und Ursachen
Libertarismus (Wirtschaft)
Mentale Verursachung (das Problem der Überdetermination)

7. Literatur

Geert Keil: Willensfreiheit (2017), insbesondere S. 155 – 196

Laurence BonJour: Determinism, Libertarianism and Agent Causation (1976), S. 145 – 156

Randolph Clarke: Libertarian Accounts of Free Will (2003)

Randolph Clarke"Incompatibilist (Nondeterministic) Theories of Free Will". The Stanford Encyclopedia of Philosophy

Robert Kane: The Significance of Free Will (1998)

Roderick Chisholm: Die menschliche Freiheit und das Selbst (1964), S. 71 – 87

Peter van Inwagen: An Essay on Free Will

Peter van Inwagen: Free Will Remains a Mystery, in: The Oxford Handbook of Free Will (2002), S. 158 – 177.

Wikipediaartikel Libertarismus (englisch)

Wikipediaartikel Willensfreiheit (englisch)

Stand: 2018

Kommentare: 10
  • #10

    ghovjnjv (Donnerstag, 08 September 2022 09:07)

    1

  • #9

    ubaTaeCJ (Donnerstag, 12 August 2021 08:57)

    1

  • #8

    ubaTaeCJ (Donnerstag, 12 August 2021 08:57)

    1

  • #7

    ubaTaeCJ (Donnerstag, 12 August 2021 08:56)

    1

  • #6

    ubaTaeCJ (Donnerstag, 12 August 2021 08:53)

    1

  • #5

    WissensWert (Donnerstag, 12 April 2018 12:39)

    Es gibt Auffassungen, die nicht so leicht zu kategorisieren sind. Im Libertarianismus wird die Position vertreten, dass die Erfahrung des freien Willens eine nicht-deterministische Welt voraussetze. Einige Vertreter dieser Anschauung gehen von einem Determinismus in der "physikalischen" Welt aus, postulieren jedoch, dass es für "geistige" Ereignisse keine Begrenzungen gibt.

    Eine prägnante Beschreibung der beiden Begriffe ist in der "Stanford Encyclopedia of Philosophy" zu finden:

    Die Auffassung des Determinismus besagt, dass alles, was geschieht, bestimmt ist durch vorangehende Bedingungen in Verbindung mit den Naturgesetzen. Inkompatibilismus ist die philosophische Auffassung, dass wir dann, wenn der Determinismus der Wahrheit entspricht, keinen freien Willen haben. Die Ablehnung des Inkompatibilismus ist der Kompatibilismus: Ein Kompatibilist ist jemand, der glaubt, dass die Wahrheit des Determinismus einen freien Willen nicht ausschließt.

  • #4

    WissensWert (Freitag, 06 April 2018 02:15)

    THOMAS NAGEL UND GALEN STRAWSON

    Chisholm scheint davon auszugehen, dass freie Handlungen im Sinne der Akteurskausalität, wenn vielleicht auch nicht in unserer Welt mit den entsprechenden Naturgesetzen, doch zumindest prinzipiell möglich sind. Nagel und Strawson gehen nicht auf die empirische Seite des Problems ein, sondern fragen sich vielmehr, ob eine so streng gefasste Freiheit nicht schon in theoretischer Hinsicht unmöglich ist. Sie orten eine prinzipielle Unverträglichkeit zwischen dem strengen Autonomieprinzip und dem Urheberschaftsprinzip. Das Autonomiepostulat, wie es von den Vertretern der Akteurskausalität gefasst wird, besagt wie oben ausgeführt, dass die Handlung weder von äußeren noch inneren Zwängen determiniert sein darf. Dagegen besagt das Urheberprinzip, dass sich die Handlung auf einen Urheber zurückführen lassen muss. Das bedeutet aber, dass Einstellungen und Charaktereigenschaften der Handelnden in die Entscheidung eingehen müssen, wenn es sich nicht um bloßen Zufall handeln soll. Einerseits muss die Entscheidung also vollkommen autonom sein, also auch unabhängig von den eigenen Einstellungen, Charaktermerkmalen, etc., andererseits darf sie es eben nicht sein, weil sonst das Urheberprinzip verletzt ist. In den Augen von Nagel und Strawson schließen sich diese beiden Forderungen aus.

    -

    PERSONALE FREIHEIT

    Die Argumentation von Thomas Nagel und Galen Strawson ist schwer zu kritisieren. Fraglich ist jedoch, ob ihre Schlussfolgerung so unausweichlich hingenommen werden muss und Willensfreiheit tatsächlich unbeschreibbar ist. Eine Idee, welche Letzteres verneint, wäre die Vorstellung einer personalen Freiheit. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Selbstbestimmung. Das Autonomiepostulat wird weniger streng gefasst und die Selbstbestimmung wird lediglich von der Fremdbestimmung abgegrenzt. Das Selbst tritt dabei als Urheber auf. Damit sind Autonomie- und Urheberprinzip versöhnt. Voraussetzung für einen solchen Ansatz ist allerdings die Existenz eines Selbstkonzepts. In den Erörterungen zum Selbst wurde gezeigt, dass die empirischen Untersuchungen nach dem heutigen Stand die Existenz eines solchen keineswegs widerlegen, wenn sich auch traditionelle Vorstellungen als unhaltbar erwiesen haben. Die Merkmale des Selbstkonzepts werden im Folgenden als "personale Merkmale" bezeichnet. Eine Handlung muss nach dieser Auffassung nicht autonom gegenüber sämtlichen handlungsbestimmenden Faktoren sein. Gefordert wird lediglich die Unabhängigkeit gegenüber den nicht-personalen Merkmalen. Wir sprechen von "personaler Freiheit". Unklar ist zunächst noch, welche Merkmale als personale Merkmale zu gelten haben. Die Antwort auf diese Frage ist sehr schwierig und nur mit Hilfe der Empirie (und auch dann nie umfassend) zu klären.

  • #3

    WissensWert (Donnerstag, 05 April 2018 11:23)

    Nicht zu verschweigen ist also eine Reihe schwieriger Fragen, ohne deren Beantwortung der Libertarismus ein unverständliches Mysterium bleibt: Wie "wirken" Gründe? Welche Art von Kausalität liegt hier eigentlich zugrunde? Kann es sich überhaupt um Kausalität handeln, wenn der Eingriff aus physikalischer Perspektive akausal sein muß, obwohl er aus der mentalen Perspektive nicht zufällig, sondern intentional erlebt wird? Von welcher Natur also ist die psychophysische Wechselwirkung?

  • #2

    WissensWert (Donnerstag, 05 April 2018 06:51)

    "Exemplarisch für diese Auffassung greifen wir den Ansatz von Roderick Chisholm heraus. Soll von Freiheit die Rede sein, so muss das Subjekt der Ausgangspunkt von Kausalketten sein, ohne selbst von solchen abhängig zu sein. Die Position als erstes autonomes Glied einer Kette solcher kausaler Zusammenhänge vergleicht Chisholm mit der Rolle Gottes: Der Mensch tritt auf als unbewegter Beweger. Hier tritt das Autonomiepostulat in besonders strenger Weise auf. Zusätzlich zu den bereits weiter oben beschriebenen Bedrohungen sind hier auch die eigenen Wünsche, Überzeugungen und Bedürfnisse eine potentielle Gefahr für die Autonomie. Zusammengefasst versteht man unter Akteurskausalität, die Fähigkeit eines Urhebers (einer Akteurin), aus sich selbst heraus eine völlig neue Kausalkette zu beginnen. Dabei ist der Akteur autonom gegenüber sämtlichen Einflussfaktoren, einschließlich seiner eigenen Wünsche und Überzeugungen. Eine bereits vollzogene Handlung ist frei gemäß der Akteurskausalität, wenn die Handelnde sie unter identischen inneren und äußeren Bedingungen hätte unterlassen können."

  • #1

    WissensWert (Donnerstag, 05 April 2018 06:45)

    „Das metaphysische Problem der menschlichen Freiheit kann folgendermaßen zusammengefaßt werden: ‚Menschliche Wesen sind verantwortliche Handelnde; aber diese Tatsache scheint einer deterministischen Sicht des Handelns zu widerstreiten – der Sicht, daß jedes Ereignis, das zu einer Handlung gehört, durch ein anderes Ereignis verursacht ist. Und sie scheint auch der Sicht zu widerstreiten, daß einige der Ereignisse, die für die Handlung wesentlich sind, überhaupt nicht verursacht sind.‘ Ich glaube, um das Problem zu lösen, müssen wir einige weitreichende Annahmen über das Selbst oder den Handelnden machen – über den Menschen, der die Handlung vollzieht.“ (Chisholm „Die menschliche Freiheit und das Selbst“, 71)

    „Wenn, sagen wir, die Bewegung des Fingers durch das Beugen der Muskeln verursacht wurde, wenn das Beugen der Muskeln durch eine andere Veränderung im Gehirn des Menschen verursacht wurde und wenn die Veränderung im Gehirn überhaupt nicht verursacht wurde, wenn sie zufällig oder launenhaft war und sozusagen aus blauem Himmel geschah, dann war vermutlich niemand für die Handlung verantwortlich.“ (ebd., 75)

    „Wir dürfen also nicht sagen, daß jedes Ereignis, das zu der Handlung gehört, durch ein anderes Ereignis verursacht ist. Und wir dürfen nicht sagen, daß einige der Ereignisse, die für die Handlung wesentlich sind, überhaupt nicht verursacht sind. Die Möglichkeit, die also bleibt, ist diese: Wir sollten sagen, daß mindestens eines der Ereignisse, die an der Handlung beteiligt sind, nicht durch irgendwelche anderen Ereignisse, sondern statt dessen durch etwas anderes verursacht ist. Und dies andere kann nur der Handelnde sein – der Mensch.“ (ebd., 76)


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