Mentale Verursachung

Eine mentale Verursachung liegt vor, gdw. mentale Zustände[1] entweder (a) im Bereich physikalischer Phänomene oder (b) auf andere mentale Zustände kausal wirksam sind. D.h: wenn ich Kopfschmerzen habe und aus diesem Grund (a) eine Aspirintablette nehme oder (b) mies gelaunt bin, dann liegen Fälle von mentaler Verursachung vor.

mentale Verursachung: mentale Zustände KÖNNEN andere Zustände verursachen.
mentale Verursachung: mentale Zustände KÖNNEN andere Zustände verursachen.

Das Vermögen unseres Geistes sowohl sich selbst als auch unser Handeln – und via unser Handeln die übrige Welt – kausal beeinflussen zu können, ist eine der zentralen Grunderfahrungen des menschlichen Daseins. Wir verstehen uns als Handelnde, die tun, was sie tun, weil sie Überzeugungen, Wahrnehmungen, Absichten usw. haben. Empfindet eine Person bspw. Angst, hält sie dies für die eigentliche Ursache für ihren ansteigenden Blutdruck und ihre erhöhte Aufmerksamkeit. In den modernen Naturwissenschaften (insbesondere: experimentelle Psychologie, Neurowissenschaften) gelten dahingegen dié zugrunde liegenden Gehirnaktivitäten als die eigentlichen Verursacher dieser Phänomene. Sie vertreten den Standpunkt des Epiphänomenalismus:

Epiphänomenalismus: mentale Zustände KÖNNEN NICHT andere Zustände verursachen.
Epiphänomenalismus: mentale Zustände KÖNNEN NICHT andere Zustände verursachen.

In diesem Spannungsfeld zwischen selbstverständlicher Alltagserfahrung und wissenschaftlicher Rationalität bewegt sich die Debatte um mentale Verursachungen. Wer die Wirksamkeit und die nicht-Naturalisierbarkeit mentaler Zustände annimmt, muss dabei notwendig die kausale Geschlossenheit der natürlichen Welt bzw. alle physikalischen Erhaltungssätze aufgeben (Vgl. Bieri-Trilemma). Wer dahingegen mentale Zustände für ähnlich unbrauchbar wie den Blinddarm hält, muss erklären, welchen evolutionären Vorteil sie gestiftet bzw. warum Bewusstsein überhaupt erst entstanden ist, wenn es doch wortwörtlich keine Auswirkungen auf die Außenwelt besitzt (siehe: Evolutionäre Erkenntnis-theorie).

"Sofern nicht buchstäblich wahr ist, dass mein Wollen für mein Greifen, mein Juckgefühl für mein Kratzen und meine Überzeugung für meine Äußerung kausal verantwortlich sind, ... dann ist praktisch alles, was ich über irgend etwas glaube, falsch, und das ist das Ende der Welt."

- Jerry Fodor

1. Geschichte

Der älteste, heute noch relevante Beitrag zum Leib-Seele-Problem stammt von René Descartes. Dieser vertrat einen Substanzdualismus, nach dem Geist und Körper zwei grundverschiedene Substanzen sind, die aber in einer kausalen Wechselwirkung zueinander stehen. Diese Auffassung ist, wie bereits Prinzessin Elisabeth von Böhmen in einem Brief an Descartes deutlich machte[2], unplausibel. Denn wie sollen zwei Substanzen grundverschiedener Art kausal interagieren können?

Descartes vermutete den Interaktionsort zwischen Geist und Körper in der Zirbeldrüse, einem kleinen Organ im Zwischenhirn. Dieser Ansatz klärt nicht nur nicht die von Elisabeth von Böhmen gestellte Frage, denn die Zirbeldrüse ist Teil des Körpers und wie dieser mit der komplett andersartigen Substanz Geist wechselwirken können soll, bleibt weiterhin unbeantwortet; er ist zudem auch empirisch höchst zweifelhaft. Denn im gesamten Laufe der Geschichte der Neurophysiologie gab es nicht ein neuronaler Prozess, für dessen Existenz man eine immaterielle Ursache annehmen musste.[3]

Diese Probleme führten in der Nachfolge Descartes' zu zahlreichen dualistischen Positionen, die die Interaktion von Geist und Gehirn – und damit die mentale Verursachung – abstritten. Dazu zählen u.a. der Okkasionalismus, der Psychologische Parallelismus und generell jeder nichtinteraktionistischer Dualismus. Solche etwa von Gottfried Wilhelm Leibniz und Nicolas Malebranche entwickelten Positionen haben in der neueren Philosophie des Geistes jedoch nur noch wenig Einfluss. Vielmehr ist man seit dem 20. Jahrhundert bestrebt den Geist materialistisch zu erklären, was ursprünglich zu einer Reduktion der problematischen mentalen Verursachung auf die unproblematische physische Verursachung führen sollte. Jedoch argumentiert der zeitgenössische Philosoph Jaegwon Kim in jüngeren Aufsätze dafür, dass selbst nichtreduktive Materialismen an der Frage nach der mentalen Verursachung scheitern müssen – und hat damit die Debatte um mentale Verursachungen neu entfacht.[4]

2. Probleme

2.1. Dualismus

Der klassische ontologische Dualismus unterscheidet zwischen materiellen und immateriellen, insbesondere geistigen, Entitäten. Dabei wird auch immer wieder die Immaterialität anderer Phänomene behauptet, etwa von ästhetischen und moralischen Eigenschaften, Zahlen und Propositionen. Als Kandidaten für immaterielle Entitäten gelten Dualisten all die Phänomene, die sich nicht durch die Naturwissenschaften erklären lassen und sich einer Reduktion widersetzen. Der Dualismus geht insbesondere auf René Descartes und dessen Unterscheidung von Materie und Geistigem als eigenständiger Substanz (res extensa und res cogitans) zurück.

a. Das Argument gegen den Dualismus

Kritiker des Dualismus behaupten, dass die Existenz der mentalen Verursachung jede dualistische Position vor unüberwindliche Schwierigkeiten stellt. Dabei gehen die Verfechter dieses Argumentes davon aus, dass die mentale Verursachung offensichtlich ist, und ein Dualist daher der folgenden Prämisse zustimmen muss:

Prämisse 1: Mentale Zustände sind Ursachen für physische Ereignisse.

Nun argumentieren Antidualisten weiter, dass die physische Welt kausal geschlossen sei. Damit ist gemeint, dass es für jedes physische Ereignis p1 eine hinreichende physische Ursache p2 gibt. Als Beleg für diese These werden die Ergebnisse der Naturwissenschaften (u.a. physikalische Ereignissätze) angeführt. Für physische Ereignisse seien auch immer physische Ursachen gefunden worden. Es gebe keine Evidenz, dass es irgendwo im kausalen Geschehen Lücken gebe, die nur durch immaterielle Ursachen erklärt werden könnten. Die zweite Prämisse lautet also:

Prämisse 2: Jedes physische Ereignis hat ein anderes physisches Ereignis als hinreichende Ursache.

Die zweite Prämisse impliziert insbesondere, dass es für jede menschliche Handlung eine hinreichende physische Ursache gibt. Wenn eine Person etwa eine Kopfschmerztablette schluckt, so gibt es dafür eine rein physiologische Ursache und es muss bei der Erklärung des Zustandekommens der Handlung auf keine mentalen Ursachen zurückgegriffen werden. Nun will man aber auch sagen, dass der mentale Zustand Kopfschmerz eine Ursache für das Schlucken der Kopfschmerztablette ist. Materialisten argumentieren, dass diese kausale Wirksamkeit der Kopfschmerzen nur verständlich sei, wenn die Kopfschmerzen selbst ein Teil des physiologischen Geschehens sind, der Dualismus also aufgegeben wird. Schließlich sei durch das physiologische Geschehen schon alle „kausale Arbeit“ getan, so dass ein immaterieller Kopfschmerz gar keine Funktion mehr hätte.

Dualisten scheint an dieser Stelle nur die Behauptung zu bleiben, dass der Kopfschmerz und das physiologische Geschehen zwei unabhängige Ursachen des gleichen physischen Ereignisses seien. Ein derartiger Fall von Überdetermination ist jedoch sehr unplausibel. Zwar gibt es tatsächlich Überdeterminationen bzw. Doppelverursachungen durch voneinander unabhängige Ereignisse, doch dies sei ein seltener Zufall. Ein Beispiel wäre etwa ein Haus, das durch einen Kabelbrand und einen Blitzeinschlag in Brand gerät. Solche Fälle könnten zwar vorkommen, doch ist eine systematische Überdetermination von Handlungen durch mentale und neuronale Zustände so enorm unwahrscheinlich, dass sie praktisch ausgeschlossen werden kann. Genau diese müsse ein Dualist jedoch fordern, wenn er behaupte, für Handlungen gebe es immer eine mentale und – davon unabhängig – eine physische Ursache. Die dritte Prämisse lautet also:

Prämisse 3: Es gibt keine systematische Überdetermination.

Damit steht der Dualist vor einem Trilemma, denn die Wahrheit dieser drei Prämissen impliziert die Falschheit des Dualismus: Wenn 1) es mentale Verursachung gibt, 2) jedoch jedes physische Ereignis rein physische Ursachen hat und es 3) keine systematische Überdetermination angenommen wird, dann kann der Dualismus nicht wahr sein. Der Dualist muss also eine der drei höchst plausiblen Annahmen aufgeben, wenn er seine Position beibehalten möchte.

Der interaktionistische Substanzdualismus hat zudem mit folgendem Problem zu kämpfen: Betrachten wir zwei Ursachen c1 und c2 und zwei Wirkungen e1 und e2. Was ist dafür verantwortlich, dass c1 e1 (und nicht e2) und c2 e2 (und nicht e1) verursacht? Im Bereich des Physikalischen kann man sich auf raumzeitliche Faktoren wie räumliche Nähe, Bewegungsrichtung, physischen Kontakt etc. berufen, um den Ursachen die entsprechenden Wirkungen zuzuordnen. Für eine immaterielle Seele hingegen, die weder raumzeitlich lokalisierbar ist noch durch Impuls- oder Energieübertragung mit anderen Entitäten in Kontakt treten kann, ist dies nicht möglich, und es scheint auch keinen adäquaten Ersatz zu geben. Eine Lösung des ‚pairing problems‘ setzt voraus, so dessen Entdecker Jaegwon Kim, dass das Mentale Teil eines raumzeitlichen (oder Raumzeit-ähnlichen) Koordinatensystems ist. Da das im Rahmen des Substanzdualismus jedoch unmöglich ist, kann er die Möglichkeit mentaler Verursachung nicht erklären und sollte zugunsten des Physikalismus aufgegeben werden.

b. Dualistische Reaktionen

Es gibt verschiedene dualistische Strategien mit dem präsentierten Argument umzugehen. Dabei können alle drei vorgestellten Prämissen bezweifelt werden.

Ablehnung der zweiten Prämisse: Der klassische Dualismus in der Tradition René Descartes bestreitet die kausale Geschlossenheit des Physischen. Descartes konnte noch annehmen, dass sich keine Handlung physiologisch erklären lassen würde, eine Annahme, die heute nicht mehr plausibel erscheint. Die These der kausalen Geschlossenheit der Welt besagt allerdings, dass alle Handlungen rein physiologisch verursacht sind. Dies wäre gemäß dem Fallibilismus unbeweisbar, der Schluss von Einzelbeobachtungen auf die Richtigkeit einer materialistischen Theorie des Geistes wäre eine Induktion und somit logisch schlicht falsch.

Andere heutige Kritiker der These der kausalen Geschlossenheit der Welt beziehen sich meist auf die Quantenphysik und erklären, dass diese die kausale Geschlossenheit der Welt unplausibel mache.[5] Vertreter der Idee der kausalen Geschlossenheit der Welt reagieren auf diese quantentheoretische Herausforderung oft mit einem Umformulieren der Annahme. Während in der klassischen Formulierung der kausalen Geschlossenheit von „hinreichenden Ursachen“ gesprochen wird, schlägt etwa David Papineau vor, die These mit festgelegten Wahrscheinlichkeiten zu formulieren.[6]

Ablehnung der dritten Prämisse: Einige Philosophen bestreiten auch die Unplausibilität der Überdetermination. Sie erklären, dass ein solches Phänomen nur dann ein unverständlicher Zufall sei, wenn die ontologisch voneinander unabhängigen Ursachen auch in jeder anderen Hinsicht voneinander unabhängig seien. Allerdings könne man sich durchaus Beziehungen zwischen den Ursachen vorstellen, die nicht zu einer Reduktion der einen Ursache führten. Dies wäre der Fall, wenn die Ursachen etwa durch ein Naturgesetz miteinander verbunden wären oder in einem anderen nichtreduktiven Supervenienzverhältnis ständen.[7]

Ablehnung der ersten Prämisse: Während die bislang vorgestellten dualistischen Positionen die Existenz der mentalen Verursachung zu erklären versuchen, gibt es auch Dualisten, die die erste Prämisse und damit die Idee der mentalen Verursachung aufgeben. Auch wenn in der Philosophiegeschichte verschiedene solche Positionen – etwa der psychophysische Parallelismus und der Okkasionalismus – vertreten wurden, wird in der heutigen Debatte nur noch der Epiphänomenalismus ernsthaft diskutiert. Seine These ist, dass mentale Zustände (oder einzelne Aspekte, wie Qualia oder Intentionalität) zwar von physischen Zuständen verursacht werden, selbst aber keine Wirkungen haben.[8] Eine solche Position kann zwar das vorgestellte Argument zurückweisen, muss aber dafür den Preis zahlen, zu behaupten, dass etwa die Kopfschmerzen in Wirklichkeit gar nicht die Ursache für das Schlucken der Kopfschmerztablette sind.

Dem Dualisten bleiben also verschiedene Strategien das Argument der mentalen Verursachung zurückzuweisen. Tatsächlich ist in der heutigen Debatte keine Prämisse unbestritten, auch wenn das vorgestellte Argument – oder dessen Variationen – einer der populärsten Angriffe auf die dualistische Metaphysik ist.

2.2. Materialismus

Materialisten argumentieren, dass der Dualismus vor einem Dilemma steht: Entweder gibt er mentale Verursachung zu, dann bleibt aber unverständlich, wie ein immaterieller Geist auf eine materielle Substanz wirken kann. Oder er leugnet die mentale Verursachung, wodurch die enge Korrelation zwischen mentalen und neuronalen Zuständen aber nicht erklärt werden kann. In diesem Sinne führt das Phänomen der mentalen Verursachung zu einem Argument gegen den Dualismus.

Diese Probleme scheinen zu verschwinden, wenn man mentale Zustände mit materiellen Zuständen identifiziert. Das Rätsel war: Wie kann der Geist auf die Materie einwirken? Wenn der Geist etwa mit dem Gehirn - also einem Teil der Materie - identifiziert wird, so beantwortet sich diese Frage von selbst. Auch die dualistischen Probleme der Überdetermination usw. scheinen zu verschwinden. Da der mentale Zustand mit einem physischen Zustand identifiziert wird, gibt es genau eine Ursache, die die Dualisten fälschlich für zwei unterschiedliche Ursachen gehalten hatten.

Allerdings ist keineswegs klar, dass der Materialismus das Problem der mentalen Verursachung tatsächlich so schnell loswird. Um die neu auftretenden Probleme zu verstehen, habe ich hier ausführlich über die einzelnen Einwände geschrieben: Das Problem der kausalen Ausschließung, Das Problem der kausalen Wirksamkeit des Inhalts. Es folgt eine grobe Übersicht über die Probleme des Materialismus mit der mentalen Verursachung.

a. Probleme des Materialismus mit der mentalen Verursachung

Um die nachstehenden Probleme zu verstehen, muss die Unterscheidung zwischen reduktiven und nichtreduktiven Materialismen verstanden werden. Auch wenn die frühen Positionen der Philosophie des Geistes – etwa der Behaviorismus und die Identitätstheorie – das Mentale auf das Physische reduzieren wollten, gab es seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Tendenz zum nichtreduktiven Materialismus. Dies war insbesondere durch das von Hilary Putnam und Jerry Fodor formulierte Problem der multiplen Realisierung bedingt. Nach Putnam und Fodor können mentale Zustände nicht auf bestimmte physische Zustände zurückgeführt werden, weil der gleiche mentale Zustand durch ganz verschiedene physische Zustände realisiert sein könnte.[9]

Die in der Philosophie des Geistes sehr beliebten nichtreduktiven Materialismen wurden allerdings sehr scharf von Jaegwon Kim angegriffen, der erklärt, dass sie im Grunde vor den gleichen Problemen stehen würden wie der Dualismus. Nichtreduktive Materialisten argumentieren, dass sich mentale Zustände – oder zumindest einige Eigenschaften (Qualia, Intentionalität) dieser Zustände – nicht auf physische Zustände zurückführen lassen. Nun argumentiert Kim, dass die physischen Zustände aber schon alle kausale Arbeit tun. Für die nichtreduzierten mentalen Zustände bliebe daher gar keine Funktion, es sei denn, es werde eine Überdetermination behauptet. Diese sei jedoch – wie in der Diskussion des Dualismus gesehen – hochproblematisch.

Kim stellt den Materialismus also vor ein Dilemma: Entweder man behauptet die Reduzierbarkeit mentaler Zustände, was allerdings auch vielen materialistischen Philosophen aufgrund der multiplen Realisierung, der Qualia- und Intentionalitäts-problematik unwahrscheinlich erscheint. Oder man behauptet die Irreduzibilität von mentalen Zuständen, womit man sich aber nach Kim die Probleme einfängt, die auch der Dualismus hat. Kim versucht dieses Problem durch eine Verteidigung der reduktionistischen Theorie zu lösen. Eine Möglichkeit, auf Kims Argument zu reagieren, bietet die Analogie zwischen physischen und mentalen Zuständen auf der einen und Determinaten und Determinablen auf der anderen Seite.

Eine Determinable ist eine allgemeine Eigenschaft, die es in verschiedenen Ausprägungen, ihren Determinaten, gibt. Rot etwa ist eine Determinable von Determinaten wie burgunderrot, feuerrot oder purpurrot, zugleich aber auch eine Determinate von farbig. Eine Eigenschaft G ist, grob gesprochen, eine Determinate einer Determinablen F, wenn G zu sein nichts anderes bedeutet, als auf eine bestimmte Art und Weise F zu sein (rot zu sein heißt, auf eine ganz bestimmte Art und Weise farbig zu sein). Stephen Yablo hat mit Hilfe dieser Unterscheidung zu zeigen versucht, dass mentale Eigenschaften Determinablen ihrer physikalischen Realisierer sind, und dass Determinaten nicht mit ihren Determinablen um kausale Wirksamkeit konkurrieren. Er formulierte dieses Argument als Reaktion auf den Supervenienzansatz, der ebenfalls das Problem der mentalen Verursachung für den Materialismus lösen möchte.

Wenn die mentalen Zustände (rot) nicht auf die sie realisierenden physischen Zustände (blau) zurückführbar sind und zwischen den physischen Zuständen kausale Verbindungen existieren, so scheint für die mentalen Zustände keine kausale Arbeit mehr übrig zu bleiben. Der Pfeil von M1 zu M2 würde keine kausale Relation beschreiben.

Bildurheber: David Ludwig

Einzelnachweise

[1] Im Aufsatz ist sowohl von mentalen Zuständen als auch von Gehirnzuständen die Rede. Wenn ich von Zuständen spreche, meine ich im Regelfall Types von Zuständen.

 

[2] Brief: Elisabeth von Herford an René Descartes vom 16. Mai 1643.

 

[3] Erhard Oeser: Geschichte der Hirnforschung, WBG, Darmstadt, 2002.

 

[4] Jaegwon Kim Supervenience and Mind: Selected Philosophical Essays, Cambridge University Press,Cambridge und New York, 1993.

 

[5] Karl Popper, John Carew Eccles: Das Ich und sein Gehirn. 8. Aufl. Piper, München u.a. 2002.

 

[6] David Paineau: Thinking about consciousness Oxford, Oxford University Press, 2002.

 

[7] E.J. Lowe: Physical Closure and the Invisibility of Mental Causation in Heckmann / Walter S. 137–155.

 

[8] Frank Cameron Jackson: Epiphenomenal Qualia, in Philosophical Quartaly, 1982.

 

[9] Hilary Putnam: Psychological Predicates, in: W. H. Captain (Hrsg.): Art, Mind and Religion, Pittsburgh 1967, S. 37-48 und Jerry Fodor: Special sciences. In: Synthese 28 (1974) S. 97-115.

weiterführende Texte

Links

·        David Robb und John Heil: Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.

·        Julie Yoo: Eintrag in der Internet Encyclopedia of Philosophy.

·        Seite des Philosophen David Chalmers mit Bibliographie (unter Anderem) zu mentaler Verursachung

Literatur

·        Heil / Mele (Hg.): Mental Causation, Oxford University Press, 1993

·        Heinz-Dieter Heckmann und Sven Walter (Hg.): Physicalism and Mental Causation, Imprint Academic, Exeter, 2003

·        Markus F Peschl: Geist als Ursache?: Mentale Verursachung im interdisziplinären Diskurs (Geist & Seele)

·        Jaegwon Kim 1998: Mind in a Physical World: An Essay on the Mind-Body Problem and Mental Causation, MIT Press

·        Jaegwon Kim 2005: Physicalism, or Something Near Enough, Princeton University Press

·        Sven Walter: Mentale Verursachung: Eine Einführung

·        Wilhelm Vossenkuhl: Mentale Verursachung: Jahrbuch-Konferenz 2012-2014

Stand: 2017

Kommentare: 6
  • #6

    ghovjnjv (Donnerstag, 08 September 2022 13:47)

    1

  • #5

    ghovjnjv (Donnerstag, 08 September 2022 11:19)

    1

  • #4

    WissensWert (Samstag, 23 September 2017 23:54)

    Wir erleben tagtäglich, dass, wenn wir eine mentale Willensentscheidung fassen, diese von unserem außerweltlichen Körper auch in die Tat umgesetzt wird. Wenn ich mich beispielsweise dazu entschließe, ein Glas Wasser zu trinken, und wenn dies im Rahmen des physisch Möglichen ist, dann wird dies auch realiter geschehen. Auf eine mentale Absicht folgt also i.d.R. eine konkrete Handlung, oder zumindest der Versuch dazu. Dass unsere mentalen Zustände und Prozesse auf diese Weise in der physischen Welt kausal wirksam sind, ist ein ebenso elementarer Sachverhalt unseres Allagsverständnisses wie die radikale Verschiedenheit von mentaler Innenwelt und physischer Außenwelt.

    Die komplementäre Erfahrung, dass physische Phänomene auf unsere mentalen Zustände einwirken, machen wir ebenfalls auf Schritt und Tritt; jeden Sinneseindruck erleben wir als eine mentale Wirkung physischer Ursachen. Sinneseindrücke führen wir nicht aktiv herbei, sondern wir erleben sie passiv als mentale Ereignisse. Wenn ich etwas denke, fühle, intendiere oder empfinde ist das meist die Reaktion auf einen physikalischen Input bzw. ein physikalisches Phänomen.

    Wir erleben die Grenze zwischen der Innen- und der Außenwelt als von beiden Seiten hin kausal durchlässig. Wenn ich meinen Blick fokussiere, erlebe ich eine Wirksamkeit mentaler Absichten auf mein physisches Sehorgan. Und wenn ich anschließend den Gegenstand vor mir dann schärfer sehe, so erlebe ich umgekehrt die kausale Wirkung des physischen Gegenstandes auf meinen mentalen Erlebnisraum.

    Warum hebt die Philosophie des Geistes mit (2) vor allem die eine Richtung dieser Wechselwirkung hervor? Warum streitet kaum jemand über die Wirksamkeit physikalischer auf mentale Phänomene? Dies ist tatsächlich seltsam, denn nach dem heutigen Stand der Neurowissenschaft sind beide Wirkrichtungen äußerst rätselhaft. Wir wissen weder, wie wir es schaffen, durch unsere Absichten unsere Neurone feuern zu lassen - falls wir dies schaffen, d.h. falls (2) wahr ist. Noch wissen wir, wie unsere Neuronen es schaffen, in unserem Bewusstsein Sinnesqualitäten wie "rot" oder intentionale Zustände wie "den Wunsch nach einem Glas Wasser" zu erzeugen.

    Der entscheidende Unterschied ist der, dass die Fortschritte der Neurowissenschaften die Wirksamkeit in die eine Richtung nahelegen, während sie den umgekehrten Fall ausschließen und stattdessen lieber mit These (3) operieren. Auch wenn eine Klärung des wie noch aussteht, so ist man sich doch einig dass Neuronen unser Bewusstsein festlegen können. Ob umgekehrt aber auch unser Bewusstsein Auswirkungen auf die physikalische Welt haben kann, ob (2) wahr ist oder nicht, ist gerade umstritten. Falls unsere Absichten nicht gemäß der Reduktions-These (1R) durch physische Phänomene verursacht werden, sondern irreduzibel sind, besagt die These der mentalen Wirksamkeit ja, dass es einen freien Willen gibt; und dies bestreiten Hirnforscher wie Gerhard Roth und Wolf Singer gerade.

    (2) ist eine vorwissenschaftliche These. Sie lässt völlig offen, um welche Art der Verursachung es sich handelt, wenn wir unsere Absichten in die Tat umsetzen. Genauso unklar ist, was es umgekehrt heißen könnte, dass feuernde Neurone Sinnesqualitäten in unserem Bewusstsein bewirken. An dieser Stelle drängt es sich die Aufgabe auf, sich einmal eingehender mit den Konzepten von Wirkungen und Ursachen auseinanderzusetzen. Was bedeutet es, wenn neuronale Zustände mentale Zustände verursachen sollen? Wie ist es zu verstehen, wenn mentale Zustände kausal auf die physikalische Welt wirksam sein soll? Was für eine Art von Beziehung wird hier mit den Begriffen "Ursache" und "Wirkung" postuliert?

    Das habe ich hier geklärt: https://www.sapereaudepls.de/2017/09/28/mentale-verursachung-eine-begriffsanalyse/

  • #3

    WissensWert (Samstag, 23 September 2017 03:11)

    http://www.svenwalter.eu/docs/MV.pdf

  • #2

    WissensWert (Freitag, 22 September 2017 00:42)

    Das Problem mentaler Verursachung

    Empirische Daten: Jemand verbrennt sich an einer Kerze. Auf den Schmerz, den die Person empfindet, folgt das Zurückziehen der Hand.

    Wir haben es hier mit einer Verursachungsbeziehung zu tun. Aber welche Eigenschaft verursacht das Zurückziehen der Hand?

    • Schmerz verursacht das Zurückziehen der Hand.
    • Das Feuern von C‐Fasern verursacht das Zurückziehen der Hand.

    Wir haben sehr gute Gründe für Letzteres. Generell finden wir für physische Vorgänge immer eine hinreichende physische Ursache. Die Annahme einer Doppelwirkung ist unplausibel.

  • #1

    WissensWert (Freitag, 22 September 2017 00:27)

    http://kwakuananse.de/http:/kwakuananse.de/archives/christopher-langan-die-theorie-der-theorien/

    http://kwakuananse.de/http:/kwakuananse.de/archives/christopher-langan-ctmu/


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