Eine Quelle des Wissens ist ein hinreichend zuverlässiges kognitives Vermögen, Überzeugen zu bilden. Dabei ist eine Quelle des Wissens umso zuverlässiger, je höher der relative Anteil an wahren Überzeugen ist, zu denen sie führt.
Es hängt von der jeweiligen Wissensquelle ab, worin die Rechtfertigung des Wissens im Einzelfall besteht. Man kann Rechtfertigung einfordern, indem man nach der Wissensquelle fragt, und nachweisen, indem man sie anführt.
Es werden gemeinhin die folgenden Wissensquellen unterschieden:[1]
1. Das Vermögen der Wahrnehmung.
2. Das Vermögen der
Introspektion.
3. Das Vermögen der rationalen
Einsicht.
4. Das Vermögen der Deduktion.
5. Das Vermögen der Induktion.
6. Das Vermögen der Erinnerung.
7. Das Zeugnis
anderer.
Ernest Sosa unterscheidet zwei Schritte der Überzeugungsbildung:[2]
1. Meldung: Eine Wissensquelle kann eine Meldung mit dem Inhalt p zur Folge haben, sodass p anscheinend der Fall ist. Beispielsweise kann eine Wahrnehmung eine Meldung haben, sodass es anscheinend der Fall ist, dass vor mir eine Rose ist. Und eine Deduktion kann eine Meldung haben, sodass es anscheinend der Fall ist, dass der Philosoph Sokrates sterblich ist.
2. Akzeptanz: Eine Meldung kann akzeptiert werden. Wenn es auf Grundlage von Wahrnehmung anscheinend der Fall ist, dass vor mir eine Rose ist, kann ich die Meldung akzeptieren und zur Überzeugung gelangen, dass vor mir eine Rose ist. Und wenn es auf Grundlage von Deduktion der Fall zu sein scheint, dass Sokrates sterblich ist, kann ich das akzeptieren.
Die Zuverlässigkeit in der Überzeugungsbildung beruht den zwei Schritten entsprechend auf zwei Aspekten: Erstens kommt es auf die Zuverlässigkeit der Meldungen an, also auf die Wahrscheinlichkeit, mit der die Meldungen des kognitiven Vermögens einer Person wahr sind. Diese hängt von zwei Faktoren ab:
- individuelle Begabung und
Fähigkeit.
- Bedingungen der Ausübung.
Zweitens kommt es darauf an, dass man angemessen auf die Meldung reagiert. Das heißt, dass sie wahre Meldungen möglichst akzeptiert und falsche verwirft.
[1] Für einen Überblick siehe Audi (1998).
[2] Ernest Sosa (2007, S. 101)
Audi, Robert (1998). Epistemology. A Contemporary Introduction to the Theory of Knowledge. London:
Routledge.
Sosa, Ernest (2007). A Virtue Epistemology. Apt Belief and Reflective Knowledge. Oxford: Oxford University Press.
Stand: 2023